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Thailands Philosophie der angemessenen Wirtschaftspolitik: Ansichten der Trainees

Archivmeldung vom 02.11.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.11.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Thailands Philosophie der angemessenen Wirtschaftspolitik: Ansichten der Trainees
Thailands Philosophie der angemessenen Wirtschaftspolitik: Ansichten der Trainees

Bild: PRNewswire

Das thailändische Ministerium für auswärtige Angelegenheiten stellt fest, dass sich Thailand aktiv an der Förderung der Süd-Süd-Kooperation zur Entwicklung beteiligt. Seit 1992 hat Thailand technische Unterstützung für das Ausland bereitgestellt und diese Maßnahmen noch ausgedehnt, um die trilaterale Zusammenarbeit mit Entwicklungspartnern aus einem Drittland zu ermöglichen.

Als Thailand im Jahr 2016 den Vorsitz bei der Gruppe der 77 innehatte, hat es die Sufficiency Economy Philosophy (SEP; deutsch: Philosophie einer angemessenen Wirtschaftspolitik) als einen alternativen Weg zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG) vorgeschlagen, denn im Land ist man davon überzeugt, dass der Wert der SEP universell ist und überall Anwendung finden kann.

Bevor Thailand von der Finanzkrise 1997 betroffen war, konnte man die wirtschaftlichen Aussichten - oft mit jährlichen zweistelligen Wachstumszahlen - als glänzend und vielversprechend beschreiben. Das Ziel des Landes, einer der nächsten wirtschaftlichen Tigerstaaten Asiens zu werden, schien in greifbarer Nähe zu sein. Als aber die Wirtschaft zu schwächeln begann und Investoren in Panik gerieten, nachdem diese Illusion zerplatzte, wurde die Nation von seiner Hoheit, dem mittlerweile verstorbenen König Bhumibol Adulyadej, daran erinnert, sich auf das Wesentliche zu besinnen und die richtige Balance zwischen der Bewahrung des Wirtschaftswachstums und der Entwicklung durch SEP zu finden.

Mit nunmehr über zwei Jahrzehnten Abstand hat die Zeit uns bewiesen, dass das Wesen der SEP, in anderen Worten Mäßigung, Vernunft und Besonnenheit, die essentiellen Elemente für die Geisteshaltung von Menschen sind, um sie dazu zu ermutigen, ihre Stärken und Grenzen vor dem Treffen von Entscheidungen sorgfältig zu prüfen. Aus diesem Grund war das Land gegenüber äußeren Erschütterungen wie beispielsweise der globalen Finanzkrise im Jahr 2007 relativ immun.

Was genau ist SEP und wie relevant ist es für die Entwicklung? Nach Jahren des Engagements für diese Philosophie über Thailand hinaus und der Organisation von Schulungskursen hat die Thailand International Cooperation Agency (TICA) kürzlich einen Essay-Wettbewerb zur SEP unter den TICA-Absolventen gestartet. Das Hauptziel dieses Wettbewerbs unter dem Motto "Share it with TICA" war die Weiterverfolgung darüber, wie SEP verstanden und in verschiedenen Kontexten angewandt wird. Die gesammelten Ansichten sind interessant und spiegeln die praktische Umsetzbarkeit von SEP wider.

Heidi Inostroza, Freiwillige einer NGO-Organisation aus Chile, dachte anfangs, dass SEP nur eine weitere Theorie sei. Nachdem sie jedoch drei Schulungskurse der TICA in Thailand absolvierte, hat sie schrittweise das Konzept der Mäßigung, Vernunft und Besonnenheit besser verstanden, und es als einen Ansatz für die nachhaltige Entwicklung begriffen. Anders als ein Entwicklungsmodell ist SEP vielmehr eine Philosophie, an der sich die Lebensgrundlage der Menschen auf allen Ebenen orientieren kann. Die grundsätzliche Idee besteht darin, einen Lebensstil mit Maßhaltung zu verfolgen und es zu vermeiden, andere Menschen oder die Umwelt auszunutzen. Es ist gleichermaßen offensichtlich, dass SEP das zugrundeliegende Konzept der nachhaltigen Entwicklung teilt.

Inostroza hat ihre Erfahrung mit SEP in einer indigenen Dorfgemeinschaft in der Provinz Arauco in Chile gemacht, indem sie Vieh-Banking mit Schafen und einen Bio-Bauernhof aufbaute. Das Ziel war die Selbstversorgung und die Befähigung der Dorfbewohner in der Gemeinschaft durch eine Reduzierung ihrer Kosten und gleichzeitiger Steigerung ihres Einkommens auf Basis einer lokalen und vielfältigen Erzeugung, aber auch durch die nachhaltige Nutzung der Umgebung, die landwirtschaftliche Praktiken und die Zoneneinteilung des Lands einschloss.

Diese Perspektive wird von Evaristo Makwaya, einer weiteren TICA-Absolventin aus Sambia, gestützt, die der Ansicht ist, dass SEP dazu beitragen kann, das Potenzial der lokalen Gemeinschaften zu stärken, damit deren eigene, selbst identifizierten Bedürfnisse erfüllt werden und damit sie weniger abhängig von einer bürokratischen, zentralisierten Entwicklungsplanung sind.

Einige Tausend Kilometer entfernt von Chile hat Jephias Matunhu, ein Professor für Entwicklungspolitik an der Midlands State University in Simbabwe, damit begonnen, SEP in seine Unterrichtsmodule einzubinden. Er besuchte ebenfalls einen Schulungskurs in SEP an der Naresuan University im Jahr 2017.

Für Matunhu ist SEP eine Denkweise, die darauf abzielt, Entwicklung durch die Anwendung der Prinzipien der Mäßigung, Vernunft und Besonnenheit zu erreichen. SEP fordert zur Umsetzung von Entwicklungsstrategien auf, die umweltorientiert, gesellschaftlich und ökonomisch nachhaltig sind, während gleichzeitig die Moral bei allen menschlichen Aktivitäten unterstrichen wird. In seinem Essay, das mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde, weist er darauf hin, dass SEP für die nachhaltigen Entwicklungsziele relevant ist, zum Beispiel um die Bedeutung von Wasserressourcen anzuerkennen und bei der Bekämpfung der Armut, indem die Eigenständigkeit von Gemeinden gefördert wird.

Matunhu praktiziert SEP im Chivi District in Simbabwe, wo Armut die Menschen dazu zwingt, mithilfe von schädigenden Bewältigungsstrategien zu überleben, beispielsweise durch Verringerung der Anzahl von Mahlzeiten und Portionen pro Tag, aber auch durch Migration zu Nachbarländern. Der Plan lautet, den Dorfbewohnern Wissen zu vermitteln und ihnen Zugang zu Informationen zu verschaffen, zum Beispiel zu Wettermustern oder zu finanziellen Sachverhalten. Er ist der Ansicht, dass SEP ein vielversprechendes Narrativ für die nachhaltige Entwicklung ist und sowohl bei der Entscheidungsfindung von Unternehmen als auch Behörden angewandt werden könnte.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass SEP kein simples Handbuch für Entwicklungsprojekte ist. Es handelt sich vielmehr um eine Philosophie, die zum "Mittelweg" und zur Eigenständigkeit auffordert, was auf individueller, organisatorischer oder nationaler Ebene gleichermaßen angewandt werden kann. Beispiele aus Simbabwe und Chile haben gezeigt, dass SEP den Weg weisen kann, um ein Gleichgewicht zwischen Menschen, Planet und Wohlstand zu finden. Wenn dieses Gleichgewicht verwirklicht wird, ist auch die Nachhaltigkeit sicherlich von Dauer.

Quelle: Ministry of Foreign Affairs, Thailand (ots)

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