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Bezahlen die Schweden ab 2023 ohne Bargeld?

Archivmeldung vom 19.09.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.09.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Symbolbild
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Изображение flyerwerk с сайта Pixabay

Werden die Menschen in Schweden bald nur noch bargeldlos bezahlen? Auf diese Gefahr machen europäische Medien immer wieder aufmerksam. „Auch Deutschland droht die Abschaffung des Bargelds“, sagt Finanz-Experte und Bestseller-Autor Thorsten Schulte. Im Sputnik-Interview beschreibt er den Kampf um den Erhalt der Münzen und Geldscheine.

Darin heißt es auf der deutschen Webseite: "„Schweden: Schnelleres Aus für Bargeld als erwartet“ titelten österreichische Medien vor wenigen Wochen. „Am 24. März 2023 soll in dem skandinavischen Land endgültig Schluss sein mit Bargeldzahlungen. Denn das sei der Stichtag, an dem es sich für heimische Händler und Händlerinnen nicht mehr rentiert, Bargeldzahlungen anzunehmen, so ein vom schwedischen Handelsrat beauftragter Forschungsbericht.“

Im Jahre 1661 „war Schweden das erste Land Europas, das Banknoten druckte. Gut 350 Jahre später könnte es also die erste Nation werden, die Bargeld wieder abschafft.“

Neben Kartenzahlungen würden die Schweden und Schwedinnen vor allem auf mobile Bezahl-Apps wie „Swish“ setzen. Laut Medien haben bereits mehr als sieben Millionen Einwohner Schwedens diese App, die von schwedischen Großbanken entwickelt wurde, auf ihrem Handy installiert. Verlierer in einer bargeldlosen Gesellschaft wären demnach „digitale Außenseiter“. Darunter ältere Menschen, Personen mit einer Behinderung und neu Zugewanderte mit erschwertem oder ganz ohne Zugang zu elektronischen Zahlungsdiensten.

Überhaupt kein Cash mehr?

„Das Ganze resultiert aus einer Studie, die in Schweden bereits 2018 durchgeführt wurde“, erklärte Thorsten Schulte, Bargeld-Vorkämpfer, Buchautor und Finanzexperte zu diesem Bericht im Sputnik-Interview. Im Internet ist er als „Silberjunge“ bekannt.

„Da wurde festgestellt, dass ab dem Jahr 2023 die Schweden zum Bargeld Adé sagen werden. Wir haben in Schweden die Situation, dass inzwischen der dortige Bargeldumlauf verschwindend gering ist. Anfang der 1990er Jahre lag der Bargeldumlauf noch bei knapp fünf Prozent der Wirtschaftskraft der Schweden, also vom schwedischen BIP. Wir sind jetzt – Mitte 2019 – bei 1,2 Prozent angekommen. Ich war selbst 2016 in Stockholm und habe mir das ABBA-Museum angeschaut. Die akzeptieren dort überhaupt kein Cash mehr. Also immer mehr Unternehmen in Schweden gehen dazu über, dass sie keine Bargeldzahlungen mehr akzeptieren.“

Der Bargeld-Befürworter und Finanz-Experte nannte eine Erhebung der Wirtschafts-Nachrichtenagentur „Bloomberg“, laut der „in Schweden nur noch 25 Prozent der Bevölkerung einmal oder mehrmals in der Woche mit Bargeld bezahlen.“ Diese Zahlen hat Schulte grafisch dargestellt.

„In Schweden regt sich Widerstand gegen Bargeld-Abschaffung“

„In Schweden regt sich unter der Schirmherrschaft des ehemaligen Polizeichefs in Schweden, Björn Eriksson, Widerstand“, sagte Schulte. Der britische „Guardian“ zitierte in einem Beitrag 2018 den Wortführer  der schwedischen „Cash Rebellion“ (Kontantupproret), Eriksson: „Das ist eine politische Frage. Wir überlassen diese Entscheidungen vier großen Banken, die in Schweden ein Monopol bilden. “

Schulte schätzte im Interview diese Pro-Bargeld-Initiative in Schweden ein: „Diese begehrt gegen eine Welt ohne Bargeld auf. Sie heißt interessanterweise ‚Bargeld-Aufstand‘. Ich befürchte, dass dieser Aufstand jedoch zu spät kommt.“

Daneben gebe es noch weitere Initiativen, auch im schwedischen Parlament, die sich für den Erhalt des Bargelds in dem skandinavischen Land einsetzen.

„Es gibt immer wieder Hoffnungsschimmer. Sogar in Deutschland, auch wenn sich keine wirklichen Fürsprecher für das Bargeld an der Spitze der Parteien finden lassen. Um uns Mut zu machen: Der damalige Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hatte sich einmal sehr positiv dazu geäußert.“ Da auch Widerstand in Frankreich und Italien gegen die europaweite Bargeldabschaffung  existiere, „hat glücklicherweise im letzten Jahr die EU-Kommission sich von diesem Plan verabschiedet. Weil Brüssel schon gesehen hat, dass sehr viele Menschen protestiert haben.“

Bargeld-Beseitigung als „schleichender Prozess“

„Was wir feststellen ist“, konkretisierte der Buchautor: „Dass seit Jahren ein schleichender Prozess in Richtung bargeldlose Gesellschaft in Schweden stattfindet.“ Viele schwedische Unternehmen unterliegen ihm zufolge keinem gesetzlichen Zwang mehr, Bargeld akzeptieren zu müssen.

„Das ist auch das Problem, das wir in Deutschland haben. Das macht nur momentan kein Unternehmen in Deutschland, weil die Deutschen aktuell noch sehr bargeld-affin sind. Das heißt, sehr viele nutzen Bargeld. Das ist auch meine Aufforderung an die Menschen in Deutschland: Nutzt weiter das Bargeld. Weil wenn ihr immer mehr auf bargeldlose Zahlungsformen wie beispielsweise ‚Apple Pay‘ setzt, dann werdet ihr den Weg Schwedens letztlich auch hier in Deutschland gehen.“

Pro-Bargeld-Initiativen in Deutschland

„Ich bin Vorsitzender des Vereins Pro Bargeld Pro Freiheit“, sagte Schulte. In der Vergangenheit organisierte sein Verein mehrere Konferenzen und Veranstaltungen zum Thema Bargeld mit kritischen Finanz-Experten wie „Professor Max Otte oder Professor Starbatty und einigen anderen.“ Um die Gesellschaft über die Gefahren der Bargeldlosigkeit aufzuklären.

Da die Bargeldabschaffung „schleichend und unter dem Radar der Öffentlichkeit“ in kleinen Schritten umgesetzt werden soll, „ist es wichtig, dass die Menschen verstehen, was hinter den Kulissen wirklich läuft.“ Denn die von „Finanzinteressen geleiteten Medien“ haben laut Schulte kein Interesse, die Menschen über die wahren Hintergründe aufzuklären. „Die Medien sind eher auf Seiten der bargeldlosen Finanz-Akteure. Umso wichtiger ist es, dass wir uns der Sache annehmen.“

Weltweiter Widerstand: Kampf für das Bargeld

„Wir haben einen weltweiten Trend, dass die Regierungen und Zentralbanken gegen das Bargeld kämpfen“, erläuterte der Buchautor und Finanz-Experte die tatsächlichen Hintergründe und Interessen.

„Das ist keine Verschwörungstheorie, sondern das sind leider Gottes harte Fakten. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat mittlerweile das dritte Papier dazu herausgebracht. Das ist eine 88-seitige Studie, in der es darum geht, wie stark man sehr hohe Negativ-Zinsen der Zentralbanken aktivieren kann für den Kampf gegen eine Rezession. Das ist nicht die einzige Studie. Ich habe in meinem Buch ‚Kontrollverlust‘ bereits über die drohende, schleichende Abschaffung des Bargelds geschrieben.“ Das Bestseller-Buch ist seit 2017 auf dem Markt und beschreibt laut Schulte, „wie Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Belieben gegen Recht und Gesetz verstößt und Verträge bricht.“

Akteure, die ein Interesse an der Bargeld-Abschaffung haben, sind laut dem Buchautor: Regierungen, Zentralbanken, große Finanz- und Kreditkartenunternehmen wie „Visa“ und „Master Card“ und weitere. „Auch Apple“, ergänzte er. Der US-Tech-Konzern habe – ähnlich wie der US-Internet-Gigant „Google“ durch Angebote wie „Google Pay“ – ein Interesse an einer bargeldlosen Welt. „All diese Unternehmen haben ein Interesse an einer bargeldlosen Gesellschaft. Wir haben es also mit verschiedenen Interessengruppen zu tun. Es gibt auch die Initiative ‚Better Than Cash Alliance‘ (mit Sitz in New York, Anm. d. Red.). Da muss man sich nur mal anschauen, welche großen Konzerne dort vereint sind.“

Neben „Coca-Cola“, „H&M“, „Master Card“ und dem Nahrungsmittel-Riesen „Unilever“ sind sogar Regierungen wie die von Indien, Afghanistan oder Uruguay Mitglieder bei der „Better Than Cash“-Initiative. Laut einer Anfrage der AfD im Bundestag hat die deutsche Bundesregierung seit 2016 die Initiative mit rund 500.000 Euro unterstützt.

Schulte nannte im Interview die „Group of Thirty“ (dt.: „Die Gruppe der 30“), „die von der Rockefeller-Stiftung in den 1970er Jahren gegründet wurde. Da sitzt der scheidende EZB-Chef Mario Draghi drin, da sitzt ein ex-IWF-Ökonom Kenneth Rogoff drin. Letzterer hatte ein Buch über den Fluch des Bargeldes geschrieben. Allen ist gemein, dass sie letztlich den schleichenden Tod des Bargeldes zulassen. Rogoff hatte in einem ‚Handelsblatt‘-Interview im Jahr 2016 gefordert, dass wir nur noch 10-Euro-Scheine als Maximalbegrenzung im Umlauf lassen sollten. Damit hätte man dann die Marginalisierung des Bargeldes erreicht. Das alles ist gewollt von einer Allianz aus Zentralbanken, Regierungen und Unternehmen.“

Schweden als „Blaupause für Deutschland“?

„Wenn wir keinen Annahmezwang für Bargeld einführen“, warnte der „Silberjunge“, „dann ist Schweden die Blaupause für Deutschland. Ich habe im November 2016 ein wirklich sehr intensives Gespräch mit dem damaligen Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele geführt. Der ist inzwischen ausgeschieden. Ein feiner Kerl, wenn ich das so sagen darf. Ein FDP-Politiker, der letztlich die Fahne der Marktwirtschaft hochhielt.“

Dem FDP-Bundesbank-Funktionär hatte Schulte damals gesagt: „Wenn wir den Annahmezwang nicht einführen, dann wird die schleichende Abschaffung des Bargeldes stattfinden. Er hatte mir damals auch gesagt, dass es der Bundesbank letztlich egal sei, in welcher Form bezahlt wird. Daraufhin hatte ich gewarnt, die Unternehmen werden solange die Menschen in Deutschland noch Bargeld einsetzen, es nicht wagen, Bargeld nicht mehr zu akzeptieren. Aber wenn die Entwicklung der letzten Jahre voranschreitet, dann werden sie in drei bis fünf Jahren in eine Situation kommen, wo der Weg nicht mehr weit ist.“

Schulte erinnerte im Interview daran, was Edward Snowden 2016 öffentlich gesagt hatte:

„Wir müssen vor Augen haben, was die Gefahren einer bargeldlosen Gesellschaft sind.“

Denn dann „gäbe es keine Privatsphäre mehr“, ergänzte er. „Das wäre die totale Überwachung jedes Einzelnen. Ich möchte in einer solchen Welt Kinder nicht großziehen müssen. Deswegen müssen wir alle für den Erhalt des Bargeldes eintreten.“

Das Radio-Interview mit Thorsten Schulte zum Nachhören:

Quelle: Sputnik (Deutschland)


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