Bund hofft auf Vernunft nach US-Gerichtsurteil zu Trump-Zöllen

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Die Entscheidung eines US-Bundesgerichts zur Aufhebung eines Großteils der von Präsident Donald Trump verhängten Zölle wird in der schwarz-roten Koalition noch nicht als Entwarnung im US-Handelsstreit gewertet - aber als Hoffnungszeichen. Die EU müsse weiter mit der US-Regierung verhandeln und auch Gegenmaßnahmen vorbereiten, sagte der CDU-Wirtschaftspolitiker Andreas Lenz der "Welt".
"Ziel muss ein Abkommen mit den USA sein, dem größten Handelspartner
Deutschlands. Klar ist nämlich, dass ein Handelskonflikt beiden Seiten
schadet und Zölle die Inflation erhöhen und damit das Leben verteuern",
so Lenz.
Der SPD-Wirtschaftspolitiker Sebastian Roloff äußerte
die Hoffnung, dass durch die Gerichtsentscheidung Vernunft bei der
US-Administration einkehre, auch wenn diese bisher nicht für ihren
Respekt vor der Rechtsstaatlichkeit bekannt sei. Trumps Zollpolitik
schade allen Beteiligten seit Monaten, besonders den USA, sagte er der
Zeitung. "Der Präsident sollte von dieser Kraftmeierei Abstand nehmen
und sich auf Gespräche zur Stärkung des Welthandels gerade zwischen
Demokratien mit der EU einlassen."
AfD-Fraktionsvize Markus
Frohnmaier sagte dem Blatt, andere Rechtsfälle unter der
Trump-Administration in den USA hätten gezeigt, dass der konservativ
besetzte Oberste Gerichtshof Entscheidungen niedrigerer Instanzen
rückgängig mache. "Möglicherweise ändert sich also nichts." Die EU müsse
die Interessen der deutschen Exportwirtschaft im Auge behalten, Kanzler
Friedrich Merz (CDU) könne sich im Weißen Haus kaum Gehör verschaffen.
Oberstes Ziel müsse es sein, dass die Zölle auf beiden Seiten minimiert
würden, damit die deutsche Wirtschaft weiter in die USA exportieren
könne.
Die Grünen-Wirtschaftspolitikerin Sandra Detzer begrüßte
das Gerichtsurteil: "Die Entscheidung des Bundesgerichts verdeutlicht
einmal mehr: Die US-Demokratie wird derzeit zuvorderst von Gerichten
verteidigt", sagte Detzer der "Welt". "Die Judikative stellt sich dem
willkürlichen und zerstörerischen Handeln des Präsidenten in den Weg -
das ist eine gute Nachricht." Zweifel seien jedoch angebracht, ob die
Entscheidung den US-Präsidenten von seiner Zollpolitik abbringen könne.
Darum bleibe es wichtig, dass Europa in der Sache geeint bleibe und
Stärke zeige.
"Die Gerichtsentscheidung wird dem Handel eine
Atempause geben, aber nicht die Politik der US-Regierung ändern", sagte
Linken-Chefin Ines Schwerdtner. "Ich gehe davon aus, dass es, selbst
wenn die Gerichtsentscheidung in der nächsten Instanz Bestand hat,
allenfalls Monate dauert, bis Trump einen Weg gefunden hat, die
Gerichtsentscheidung zu umgehen oder zu ignorieren", so Schwerdtner.
"Europa muss seine ökonomische Abhängigkeit von den USA und anderen
Autokratien überwinden. Das bleibt eine der zentralen ökonomischen
Herausforderungen der Gegenwart."