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Unruhen in Ägypten bedrohen Kulturobjekte

Archivmeldung vom 16.08.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.08.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Stefanie Göllner / pixelio.de
Bild: Stefanie Göllner / pixelio.de

Nicht nur Menschen, sondern auch Kulturschätze fallen den Unruhen in Ägypten zum Opfer, berichtet Artjom Kobsew für Radio "Stimme Russlands". Pogromhelden haben den Augenblick genutzt und sind daran gegangen, christliche Kirchen niederzubrennen. Auch haben sie versucht, das Nationalmuseum in Alexandria zu plündern. Die wichtigste Einnahmequelle Ägyptens, der Tourismus, ist ebenfalls dadurch gefährdet. Die Regierungen einer Reihe von Staaten haben ihren Bürgern empfohlen, von den Reisen in das Land der Pyramiden Abstand zu nehmen.

Weiter heißt es: "Nachdem über Ägypten eine Woge von Unruhen gerollt war, verhängte die Regierung den Notstand über das Land. Und in einigen Regionen wurde darüber hinaus zeitlich befristetes Ausgangsverbot verordnet. Das Notstandsregime macht es der Armee möglich, sich Seite an Seite mit der Polizei an Sonderoperationen gegen die Islamisten zu beteiligen. Obwohl die USA und die EU empfohlen haben, dieses Notstandsregime möglichst bald aufzuheben, sieht diese Maßnahme keineswegs übermäßig aus. Besonders, wenn man beachtet, dass die Unruhen Objekte des Weltkulturerbes gefährden, die in Ägyptens Museen verwahrt werden.

Es sei daran erinnert, dass 2011, als der arabische Frühling erst begonnen hatte, Pogromhelden in das Museum Kairo eindrangen, einen Teil der dortigen Sammlungen ausplünderten und zwei Mumien vernichteten. Jetzt hätte sich die Situation beinahe wiederholt. Plünderer nutzten das umher herrschende Durcheinander aus und versuchten, in das Nationalmuseum in Alexandria einzudringen. Im Ergebnis dessen verfügte die Regierung, sämtliche Museen des Landes zu schließen und die Stätten von archäologischen Ausgrabungen zu sperren. Gumer Issajew, Leiter des Sankt Petersburger Zentrums für Erforschung des neuzeitlichen Nahen Ostens, kommentiert die Situation:

„Wir wissen, dass Ägypten eines der Zentren der Erforschung der alten Welt ist. Und ungeachtet dessen, dass sich hinreichend wichtige Exponate außerhalb von Ägypten, in Großbritannien und Deutschland, befinden, zählen die ägyptischen Sammlungen von Altertümern unbedingt zu den reichsten der Welt. Und wie das schon im Nahen Osten gewesen ist, werden Museen in der Zeit ernster Erschütterungen geplündert. Das war im Irak so, als die Museen nach dem Sturz des Hussein-Regimes ausgeraubt wurden. Und das Problem besteht sogar nicht darin, dass dort Plünderer am Werke sind, sondern darin, dass sich dort professionelle Fachleute betätigen, die sich mit dem Raub von Werten und dessen Weiterverkauf beschäftigen. Und im Nahen Osten ist dieses Business ziemlich gut entwickelt.“

Es wäre noch hinzuzufügen, dass die Bibliothek von Alexandria genauso wie 2011 den Unruhen beinahe zum Opfer gefallen wäre. Mehrere Hundert „Moslembrüder“ hatten versuch, sie zu stürmen, doch wurden sie von den Kräften der Polizei zurückgeworfen.

Zu ungewollten Beteiligten am Konflikt der Anhänger von Mursi und der neuen Machthaber wurden auch die ägyptischen Christen. Ihre Kirchen wurden von Islamisten angegriffen. Als die Unruhen aus Kairo auf andere Städte hinübergriffen, wurden mindestens sieben Kirchen mit Brandflaschen beworfen. Wenn es nicht gelingt, die Situation im Lande zu normalisieren, könnten in Ägypten regelrechte Pogrome auf religiöser Grundlage ausbrechen, meint der Arabist Konstantin Kapitonow:

„Wenn es zu ernst zu nehmenden Zusammenstössen kommt, so weiß ich nicht, ob Christen die moslemischen Schätze vernichten werden. Am ehesten werden sie ihre Schätze verteidigen. Aber ich zweifle nicht daran, dass ägyptische Muslime daran gehen werden, christliche Schätz zu vernichten. Dies umso mehr, als ich mich sehr wohl daran erinnern kann, dass in Ägypten noch 1977 eine prächtige christliche Kirche gestanden hat. Sie wurde mehrmals in Brand gesteckt, wurde wiederholt überfallen, wobei die gläubigen Christen Beleidigungen ausgesetzt wurden.“

Das Geschehen in Ägypten veranlasst die Behörden anderer Staaten, sich um ihre Bürger zu sorgen, die sich in diesem Land aufhalten. So haben die Außenministerien Belgiens und Lettlands ihren Mitbürgern nahe gelegt, auf Reisen nach Ägypten zu verzichten. Diejenigen, die sich dort bereits aufhalten, wurden von ihren außenpolitischen Ämtern aufgefordert, ihre Bewegungen einzuschränken und den Aufenthalt in Ägypten nicht über das Notwendige hinaus zu verlängern. Auf eine ähnliche Art und Weise hat das russische Außenministerium verfahren. Die Unruhen haben auch die unter Russlands Bürgern populäre Stadt Hurghada betroffen. Dort ist ein Mann umgekommen, 14 weitere Personen wurden verletzt. Ein Rückgang des Touristenstromes werde für Ägypten äußerst traurige Auswirkungen haben, dessen ist sich Gumer Issajew sicher:

„Ägyptens Wirtschaft hielt sich auf drei Walen. Das wäre in erster Linie der Tourismus, gefolgt von den Einnahmen vom Suezkanal, und drittens wären jene Gelder zu nennen, die von Ägyptern, die im Ausland (vorwiegend in den Ländern am Persischen Golf) arbeiten, nach Hause geschickt werden. Der ägyptische Tourismus bedeutet nicht nur Hotels und Infrastruktur. Dazu gehören noch Dutzend-, ja Hunderttausende von Menschen, die in dieser Sphäre indirekt eingesetzt sind. Das sind diejenigen, die Nahrungsgüter erzeugen und Souvenirs für Touristen anfertigen, die die Sicherheit gewährleisten und in den Hotels beschäftigt sind. Das ist in der Tat das, was das Einkommen, was Devisen bringt. Das ist unbedingt die Schlüsselkomponente der ägyptischen Wirtschaft.“

Die Situation in Ägypten erhitzte sich bis zum Äußersten, nachdem die Polizei am Mittwoch zwei Zeltlager der Opposition in Kairo auseinander gejagt hatte. Diese Razzia verwandelte sich in eine regelrechte Schlacht. Nach Augenzeugenberichten haben die beiden Parteien von Feuerwaffen Gebrauch gemacht. Bald darauf griffen die Unruhen auf andere Städte hinüber. Im Ergebnis dessen sind nach offiziellen Angaben 526 Personen, darunter 43 Mitarbeiter der Polizei, umgekommen. Nach Angaben der Muslimbrüder seien mehr als 2.000 Tote und über 10.000 Verletzte zu beklagen."

Quelle: Text Artjom Kobsew - „Stimme Russlands"

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