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Donbass: Eine „rein militärische Lösung“ in Sicht?

Archivmeldung vom 04.12.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.12.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
Soldaten
Soldaten

Bild:Foto von Somchai Kongkamsri von Pexels

Panzer, Truppentransporter, Raketenwerfer und Artillerie – die Spähaufklärer der Volksrepubliken Donezk und Lugansk stellen fest, dass Kiew seine Kräfte an der Kontaktlinie in der Ostukraine seit Wochen verstärkt. Menschen in den Gebieten befürchten, Kiew setze sich in Bewegung, um den Donbass gewaltsam zu besetzen. Hierzu wird auf der Webseite des online Magazins "Sputnik" berichtet.

Weiter heißt es hierzu von Andrej Koz: "Die ukrainischen Generäle haben das jüngste Kriegsgeschehen im Südkaukasus sicherlich aufmerksam beobachtet und analysiert. Es gab viel zu lernen anhand der taktischen Schritte und strategischen Züge der beiden Seiten, Armeniens und Aserbaidschans. Baku, mit Ankara im Rücken, war seinen Gegnern technisch absolut überlegen. Den größten Vorteil zogen die aserbaidschanischen Streitkräfte aus den massiven Drohneneinsätzen. Mit elektronischen Mitteln war es den Verteidigern von Bergkarabach kurzzeitig gelungen, die Drohnenangriffe abzuwehren. Bald darauf aber fiel die armenische EloKa infolge aserbaidschanischer Störattacken aus.

Die ukrainischen Streitkräfte machen kein Geheimnis daraus, dass sie beim Ausbruch neuer Kämpfe im Donbass ebenfalls, wie die Kollegen aus Aserbaidschan, auf Drohnenattacken setzen würden. Das Kampfgerät dafür ist vorhanden: Sechs Kampfdrohnen „Bayraktar TB2“ aus türkischer Fertigung hat Kiew in der Nutzung und mehrere hundert Präzisionsraketen dazu. 15 weitere Drohnen dieser Klasse will die Ukraine im kommenden Jahr zusätzlich beschaffen. Eine türkisch-ukrainische Gemeinschaftsfertigung unbemannter Fluggeräte ist bereits angekündigt worden. Die ukrainische Armee erhält somit die Fähigkeit, Ziele in den Volksrepubliken Donezk und Lugansk anzugreifen, ohne eigene Soldaten einer Lebensgefahr aussetzen zu müssen.

Eine Kampfübung unter Einsatz der „Bayraktar“-Drohnen hat die ukrainische Armee erst Ende letzten Monats im Gebiet Nikolajew am Schwarzen Meer abgehalten. Vorher wurde berichtet, einige dieser Drohnen seien in der Nähe von Kramatorsk, 80 Kilometer Luftlinie von Donezk entfernt, stationiert worden. Der Einsatzradius der „Bayraktar“ beträgt rund 150 Kilometer. Bei Kramatorsk gestartet, würden die unbemannten Flugzeuge Donezk in weniger als einer halben Stunde erreichen und ungehindert beschießen können: die Aufständischen in der Volksrepublik sind kaum besser mit Flugabwehrsystemen ausgestattet als die Soldaten von Bergkarabach.

Türkische Berater bilden ukrainische Soldaten an den Drohnen längst aus, jedoch ist die „Bayraktar“ nicht das einzige Fluggerät, das die Ukrainer interessiert. Das Oberkommando der ukrainischen Luftwaffe hat dieser Tage über soziale Medien die Nachricht verbreitet, von den amerikanischen Kollegen bald die MQ-9 „Reaper“ zu erhalten, damit die ukrainische Flugabwehr diese in einer Übung insbesondere an den westlichen Grenzen des Landes testen könne.

Hier scheint sich ein Muster zu wiederholen, das schon im Krieg im Südkaukasus erkennbar war: Aserbaidschan fiel erst in Bergkarabach ein, nachdem die Streitkräfte des Landes zusammen mit der Türkei in einem Militärmanöver geübt hatten. Nach dem Manöver blieben mehrere hundert türkische Militärberater wie zufällig in Aserbaidschan. Nach demselben Schema kann auch die Verlegung der amerikanischen MQ-9 in die Ukraine „zu Übungszwecken“ eine Einsatzvorbereitung sein.

Gewiss werden die ukrainischen Generäle auch die Erfahrungen der aserbaidschanischen Bodentruppen in Bergkarabach in ihren Einsatzplanungen berücksichtigen. Baku hatte in dem Konflikt auf konzentrierte Bodenoffensiven aus mehreren Richtungen gleichzeitig gesetzt. Die zahlenmäßig unterlegenen Armenier hatten keine Chance, die Angriffe zu stoppen. Die Armee von Bergkarabach verschanzte sich in Verteidigungsstellungen, überließ die strategische Initiative den Angreifern und unternahm nicht mal den Versuch einer Gegenoffensive.

So verlegen auch die ukrainischen Streitkräfte seit Wochen schweres Kampfgerät und Personal an die Kontaktlinie im Donbass. 245 schwere Kampffahrzeuge zählen Vertreter des Gemeinsamen Zentrums zur Koordination und Überwachung der Waffenruhe inzwischen an der „Front“ – darunter: über 140 Kampfpanzer, neun schwere Raketenwerfer „Grad“, sieben Flugabwehrsysteme „Buk“, 85 Haubitzen im Kaliber 100 bis 203 Millimeter sowie Panzerabwehrwaffen. Ukrainische Militärs stationieren das schwere Kampfgerät entgegen den Minsker Abkommen in Wohnsiedlungen, in der Nähe von Wohnhäusern und Bahnhöfen.

Dieser schwerbewaffnete Pulk kann auf Kommando jederzeit aufbrechen – darauf bereiten sich die Volksrepubliken jedenfalls vor: „Auf Angriffsversuche oder anderweitige Provokationen wird gebührend reagiert“, sagte Oberst Andrej Marotschko von der Volksmiliz Lugansk vor Journalisten. „Allerdings ist die ukrainische Armee im Moment nicht einsatzfähig, weil Offiziere fehlen. Es werden sogar Hochschulabsolventen militärischer Fachrichtungen ohne Kampferfahrung eingezogen. Obendrein fehlt den ukrainischen Streitkräften das Geld für die Reparatur von zerstörtem und die Beschaffung von neuem Gerät.“

Es bleibt bisher also ruhig im Donbass, Verstöße gegen die Waffenruhe kommen nur vereinzelt vor. Hier und da setzen ukrainische Streitkräfte eine Hand voll Schüsse aus Granatwerfern ab – um Schwachstellen und Lücken in der Verteidigung der Volksrepubliken aufzuspüren, sagen Vertreter von Donezk und Lugansk. Sie rechnen damit, dass die Einsatzvorbereitungen auf ukrainischer Seite bis Anfang Februar abgeschlossen sind.

Ukrainische Generäle bestreiten allerdings jede kriegerische Absicht. Eine „rein militärische Lösung“ gebe es im Donbass nicht, erklärte Oberkommandeur der ukrainischen Streitkräfte, General Ruslan Chomtschak. Es wäre ein Verstoß gegen das internationale humanitäre Recht, einen Krieg in einem dichtbesiedelten Gebiet anzufangen. Große Verluste würden dann unvermeidbar – eine „Einmischung Russlands“: möglich.

Derlei Friedfertigkeit kommt in Kiew so an, als würde der General sich einfach nur weigern, Verantwortung zu übernehmen. Medienberichten zufolge hat der Chef des ukrainischen Präsidialamts, Andrej Jermak, seinem Vorgesetzten Wladimir Selenski bereits angeraten, den Oberkommandeur Ruslan Chomtschak und den Verteidigungsminister Andrej Taran zu entlassen, weil sie die Vorbereitungen auf eine Offensive im Donbass angeblich hinauszögerten. Womöglich sind bereits Amtsnachfolger für die beiden vorgesehen, die sich in Sachen Kriegsvorbereitung gefügiger geben. "

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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