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Zurück in die Armut: Weltbank betrübt, China zuversichtlich

Archivmeldung vom 19.10.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.10.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
Hauptverwaltung der Weltbank in Washington.
Hauptverwaltung der Weltbank in Washington.

Foto: Dodo
Lizenz: CC-BY-2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Bericht der Weltbank ist das derzeit wohl am heißesten diskutierte Dokument: Demnach hat die Armut im Jahr 2020 stark zugenommen und muss bekämpft werden. Das Dokument und insbesondere der Aufruf am Ende sind eindeutig an das bevorstehende G20-Treffen adressiert, doch es enthält auch viele Fakten, die für einfache Menschen interessant sind. Dies meldet das online Magazin "Sputnik".

Weiter heißt es hierzu in einem Bericht von Dmitri Kossyrew auf deren deutschen Webseite: "Am bemerkenswertesten ist wohl, dass wir, also die Weltgemeinschaft, sehr gut in den letzten 20-30 Jahren lebten, doch nur wenige haben das bemerkt. Man gewöhnt sich schnell an gute Verhältnisse. Seit Beginn der 1990er Jahre ist der Anteil der Menschen in der Welt, die unter der absoluten Armutsgrenze leben (1,9 Dollar pro Tag) von 35 auf 8,4 Prozent gesunken. Der beeindruckende Erfolg ist vor allem China zu verdanken, wo rund 700 Millionen Menschen ihren Wohlstand massiv verbessern konnten.  Zu Jahresbeginn wurden nur 9,2 Prozent der Weltbevölkerung als „extrem arm“ eingestuft - das sind 689 Mio. Menschen. Viel wurde darüber gesprochen, dass bis 2030 die Armut komplett besiegt werden sei.

Nun berichtet die Weltbank, dass die Kurve erstmals bricht. Zurück ins Elend werden bis Jahresende 88-115 Mio. Menschen rutschen. Bestenfalls zehn Jahre würde es dauern, bis sie zum Ausgangspunkt zurückkehren (wenn sie Glück haben).

Ursache ist nach Angaben der Weltbank Folgendes: die Kombination aus Militärkonflikten, Klimawandel und Pandemie. Am wichtigsten ist der letzte Faktor. Dabei müssen einige Details betrachtet werden – früher galten die Bewohner eines entlegenen Dorfes in Afrika südlich der Sahara als extrem arm. Nun sind ganz andere Länder viel stärker betroffen – mit mittleren Einkommen, wo fortan bis zu 82 Prozent der kürzlich arm gewordenen Menschen zu finden sein werden.

Zu diesen Ländern zählen vor allem Indien, Bangladesch, Nigeria u.a. Kategorisieren lassen sich die vor kurzem in Not geratenen Menschen wie folgt: Es handelt sich um Stadtbewohner, die im „informellen Sektor“ oder in Produktionsstätten tätig waren, die am stärksten vom Lockdown betroffen wurden. Indien gehört zu den Ländern mit der härtesten und längsten Quarantäne. Insgesamt sollen der Weltbank zufolge in der nächsten Zeit um das 150-fache mehr Menschen am Existenzminimum leben als an der Pandemie selbst starben.

Zusammen genommen erinnert das nach dem Ausmaß an die Verluste, die die Welt gewöhnlich nach einem Weltkrieg trägt. Viele Experten sprechen bereits von einem seit langem laufenden Dritten Weltkrieg, nur mit neuen Methoden, ohne Kampfhandlungen (außer Regionalkonflikte). Es geht dabei um einen Krieg der Werte und Herangehensweisen zur globalen und lokalen Steuerung, die eng mit dem Kampf verschiedener Lobbygruppen und Wirtschaftsbranchen um die Vorherrschaft von Lebens- und ökonomischen Konzepten, verbunden sind.

Das starke Wachstum der extremen Armut ist nur ein Teil dieses Prozesses. Als Beispiele dient auch die wachsende Armut der Mittelschicht in einer relativ kleinen Bevölkerungsgruppe der westlichen Länder, die sich als Industrieländer bezeichnen. Oder die sehr seltsame Kampagne zur Besiedlung Europas und der USA mit Migranten und deren Diskussionen über den „angeborenen Rassismus der Weißen“. Oder auch andere Kampagnen, die auf die Zerstörung eines normalen Lebens der Gesellschaft gerichtet sind. Früher erfolgte ein Neustart des ganzen Systems nach großen Kampfhandlungen (Feier des Siegers), nun kommt man ohne dies aus.

Die Beispiellosigkeit der Situation nährt den Gedanken, dass die Aufrufe der Weltbank, etwas gegen den Ausbruch der Armut zu unternehmen, nicht von allen gehört werden – man hat derzeit zu viel zu tun. Nehmen wir zum Beispiel die USA. Meint noch jemand, dass die USA mit ihren aktuellen Problemen die Welt verbessern können? Die G20-Finanzminister hießen zwar glaubhaft die Idee der Verlängerung des Moratoriums für die Bedienung der äußeren Schulden der sich am wenigsten entwickelten Länder für 2021 gut. Doch das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Die einzige Großmacht, die optimistische Erklärungen zur Fähigkeit der Menschheit macht, die aktuell dunkle Talsohle zu durchschreiten, ist China. Die Idee, eine „prosperierende, saubere und schöne Welt zu gestalten“ hört man häufiger bei den außenpolitischen Statements Chinas (in diesem Fall geht es um Initiativen über umweltfreundliche Technologien). Doch Peking schafft es, nur die Richtung deklarativ zu bestimmen, die zusammen mit Partnern beschritten werden soll. Oder die Bewegung anzuführen, obwohl die Führungsrolle so eine Sache ist, mit der die Chinesen sehr vorsichtig hausieren gehen.

Bei praktischen und ergebnisreichen Handlungen ist es weitaus schwieriger für Peking. In der vergangenen Woche sorgte China mit einer Aktion in den Vereinten Nationen für Aufmerksamkeit – es initiierte eine gemeinsame Erklärung von 26 Ländern im Dritten Ausschuss (zu sozialen und humanitären Problemen). Diese 26 Länder (darunter Russland) sind Länder, gegen die Sanktionen von den USA mit Verbündeten verhängt wurden, obwohl die Liste nicht vollständig ist. Der Sinn der Erklärung ist klar: die Sanktionen sollen unverzüglich aufgehoben werden, weil sie stets die Lage der Länder verschlechtern, gegen die sie eingeführt werden. Die aktuelle Lage sei der passende Moment, um sich von den Sanktionen zu verabschieden. Doch allen ist klar, dass das jetzt niemand machen wird, egal wie viel neue Armut jetzt auftaucht. Dazu hat nicht nur der Dritte Ausschuss aufgerufen. Am 23. März hat auch die UN-Menschenrechtskommissarin und am 26. März der UN-Generalsekretär und danach die ganze Generalversammlung mit den meisten Stimmen dazu aufgerufen.

Doch die Aufhebung der Sanktionen ist rein physisch unmöglich. Die Zeitschrift „The Atlantic“ zählte 7967 Sanktionen der USA gegen jede mögliche Länder nach dem Stand von Mai 2019. Seit der Zeit wurden beispielsweise neue Sanktionen gegen 18 iranische Banken eingeführt – also de facto auch gegen jene, die mit ihnen zu tun haben. Und noch viele andere. Die Gründe dafür sind seit langem für alle nicht mehr von Interesse. Auch aus rein technischer Sicht kann man nicht auf einmal diese Vielzahl von Dokumenten aufheben.

Gewöhnlich verabschiedet man sich nach einem Weltkrieg von allen alten Dingen. Doch der Dritte Weltkrieg ist eindeutig noch nicht zu Ende. Daher wird auch der Kampf gegen die Sanktionen und der damit verbundene Kampf gegen die sich verschärfende Armut bald noch nicht zu Ende gehen."

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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