Anklage nach Mord an V-Mann in Spanien erhoben

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Die spanische Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den mutmaßlichen Mörder eines V-Manns der Frankfurter Polizei erhoben. Gemeinsam mit drei Komplizen soll Tolga S. das Opfer im Juni 2022 im Süden Spaniens erschossen haben, wie aus der Anklageschrift hervorgeht, aus der die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) zitiert.
Außerdem werfen die Ankläger dem 34 Jahre alten Deutschen die
Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung sowie illegalen
Waffenbesitz vor. Das Opfer, der 33 Jahre alte Serbe Aleksandar K., war
in einer Ferienanlage in Marbella tot aufgefunden worden. Wie
Ermittlungen sowie mehrere Gerichtsprozesse daraufhin zeigten, war er
bis zu seinem Tod in den internationalen Rauschgifthandel verwickelt.
Zugleich hatte er über Jahre als Informant für das Polizeipräsidium
Frankfurt gearbeitet.
Der Mord sorgte deshalb auch in Deutschland
für Schlagzeilen. Der mutmaßliche Mörder Tolga S. wurde im Frühjahr
2024 in der Türkei festgenommen und an Spanien ausgeliefert. Seither
sitzt er dort in Untersuchungshaft. Ein mutmaßlicher Mittäter, Muhamed
Said Ö., befindet sich nach Informationen der FAZ in Deutschland im
Gefängnis. Er wurde kürzlich vom Landgericht Köln wegen Drogenhandels zu
knapp zehn Jahren Haft verurteilt.
Die spanischen Behörden haben
laut des Berichts der FAZ seine Auslieferung beantragt. Zwei weitere
Verdächtige, die in der spanischen Anklageschrift ebenfalls genannt
werden, sind demnach untergetaucht. Gemeinsam mit seinen Komplizen,
schreibt der spanische Staatsanwalt laut FAZ in seiner Anklage, die vom
31. Mai dieses Jahres datiert, bislang aber noch nicht öffentlich
bekannt war, sei Tolga S. "kriminellen Aktivitäten" nachgegangen, in
deren Verlauf es Probleme mit Aleksandar K. gegeben habe.
Deshalb
seien die Männer übereingekommen, einen Anschlag auf ihn zu verüben.
Sie trafen ihn demnach am Nachmittag des 29. Juni 2022 vor dem
Ferienappartement in Marbella und betraten es zusammen. Drinnen schlugen
die Angeklagten, so die Staatsanwaltschaft, dann auf Aleksandar K. ein
und fesselten ihn an einen Stuhl. Schließlich schossen sie, so die
Anklage, dreimal auf ihr Opfer. Die Schüsse trafen Aleksandar K. in die
Brust, den Hals und den Kopf. Er habe keine Chance gehabt, sich dagegen
zu wehren, zitiert die FAZ aus der Anklage.
Einen Anwalt von
Tolga S. in Spanien konnte die Zeitung nicht ausfindig machen. Der
deutsche Anwalt von Muhamed Said Ö. wollte sich auf Anfrage der Zeitung
nicht zu den Vorwürfen äußern. Die Staatsanwaltschaft Marbella fordert
in ihrer Anklageschrift eine lebenslange Freiheitsstrafe für Tolga S.
Außerdem solle er die Angehörigen des Opfers entschädigen - mit je
45.000 Euro für den Vater und die Mutter, sowie 100.000 Euro für die
Ehefrau von Aleksandar K.
Quelle: dts Nachrichtenagentur