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UN-Sonderberichterstatter im "stern": "Wir stecken mitten in einer dramatischen Nahrungsmittelkrise"

Archivmeldung vom 22.08.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.08.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Flagge der Vereinten Nationen
Flagge der Vereinten Nationen

Dürren in den USA, Missernten in Argentinien, vielleicht bald auch in wichtigen Reisexportländern Asiens - Grundnahrungsmittel werden knapp, die Preise explodieren. Die Welt erlebt zum dritten Mal innerhalb weniger Jahre eine dramatische Nahrungsmittelkrise. "Wir sind schon mittendrin. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie schlimm es wirklich wird", sagt Olivier De Schutter, Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung, in der neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Hamburger Magazins "stern".

Schon die beiden Nahrungsmittelkrisen in den vergangenen Jahren hätten 110 Millionen Menschen in extreme Armut gestürzt. "Die hohen Preise bedrohen die globale Sicherheit und Stabilität. Vor Ort, in den armen Ländern, sind die Preise für Nahrungsmittel seit Ende 2008 nicht mehr gesunken. Die Menschen haben alle Ressourcen aufgebraucht. Wenn jetzt - wie zu erwarten - die Preise weiter steigen, wird es für Millionen Menschen dramatische Folgen haben." Schon in den vergangenen Jahren war es nach Preisanstiegen für Nahrungsmittel zu Revolten und "Hungeraufständen" in vielen Ländern gekommen, darunter Tunesien und Ägypten.

Entscheidend zu den momentanen Preisanstiegen trage die Produktion von Biokraftstoffen bei. So würden allein 40 Prozent der US-Maisernte zu Bioethanol verarbeitet. "Sowohl die USA als auch die EU sollten daher sofort ein Moratorium auf die Politik der erneuerbaren Energien im Transportbereich erklären", fordert De Schutter im "stern". "Es ginge um eine Art Auszeit sowohl für die Produktion als auch den Verbrauch von Biokraftstoffen. Die USA und die EU sollten jetzt unbedingt vorangehen. Ein solches Moratorium wäre ein starkes Signal an die Märkte. Es würde sofort wirken. Die Preise würden quasi über Nacht sinken."

Aber auch die exzessive Spekulation im Agrarbereich lässt die Preise steigen, so De Schutter. Investmentbanken wie Goldman Sachs, aber auch Versicherungen sollen in den vergangenen Jahren mehrere hundert Milliarden Dollar in entsprechende Warentermingeschäfte investiert haben. "Wir beobachten die Bildung einer riesigen Spekulationsblase", so De Schutter. "Die gigantischen Wetten auf künftige Ernten wirken wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: Hohe Preise führen zu noch höheren Preisen."

Der UN-Sonderberichterstatter kritisiert im "stern" auch fehlende Kontrollen: "In Europa ist bislang so gut wie gar nichts passiert. Die sehr mächtige Lobby der Finanzindustrie, vor allem in Großbritannien, hat bislang jede echte Reform in diesem Bereich blockiert. Und Politiker wollten sich bislang nicht unbedingt mit dem komplizierten Thema beschäftigen."

In den vergangenen Monaten waren auch deutsche Banken wegen möglicher Spekulation mit Nahrungsmitteln in die Kritik geraten, darunter auch die Deutsche Bank und die Allianz-Versicherung. Einige Banken hatten ihren Rückzug aus entsprechenden Warentermingeschäften erklärt. Die Deutsche Bank und die Allianz zweifeln einen direkten Zusammenhang an.

Quelle: Gruner+Jahr, stern (ots)

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