Anti-Israel-Front in Südamerika wächst: Bolivien holt Botschafter zurück
Archivmeldung vom 03.11.2023
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.11.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo Babić
        
        
        Die bolivianische Regierung gab am Dienstag bekannt, sie werde die diplomatischen Beziehungen zu Israel „unterbrechen“ und begründete das mit dem Vorwurf, Israel begehe mit seinen Angriffen auf Gaza Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Auch Kolumbien und Chile beriefen kürzlich aus demselben Grund ihre Botschafter zurück. Dies berichtet das Portal "AUF1.info".
Weiter berichtet das Portal: "Kritik an Israel kommt auch aus Argentinien und Brasilien, zum Missfallen von Tel Aviv. Jetzt rumort es auch in der UNO. Der Direktor des UN-Menschenrechtsbüros warf Israel Völkermord vor und legte sein Amt zurück. 
Unverhältnismäßig
Boliviens Vize-Außenminister Freddy Mamani sagte, die Entscheidung sei „in Ablehnung und Verurteilung der aggressiven und unverhältnismäßigen israelischen Militäroffensive“ und der „Bedrohung des internationalen Friedens und der internationalen Sicherheit“ getroffen worden. Bolivien hatte bereits 2009 aus Protest gegen Angriffe im Gazastreifen die diplomatischen Beziehungen zu Israel abgebrochen. Unter der Präsidentschaft von Jeanine Anez wurden sie 2020 wieder aufgenommen.
Kollektive Bestrafung
Auch Chile kündigte an, es werde seinen Botschafter abberufen, Israel verstoße mit den Angriffen auf Gaza gegen das humanitäre Recht. Chiles Außenministerium verglich in einer Erklärung die Militäreinsätze Israels mit einer „kollektiven Bestrafung der palästinensischen Zivilbevölkerung in Gaza“. Tel Aviv missachte „grundlegende Normen des Völkerrechts“. In Chile lebt die weltweit größte palästinensische Diaspora außerhalb des Nahen Ostens. 2014 gab es während eines früheren Gaza-Krieges dort massive Demonstrationen, die Menschen forderten den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Israel. Die aktuelle Entscheidung könnte damit zusammenhängen.
Aus Freund wird Feind
Kolumbien
 lehnte kürzlich ebenso das Vorgehen Israels auf das Schärfste ab und 
drohte mit dem Abbruch der Beziehungen. Die bisher engen Verbindungen 
zwischen den beiden Ländern haben sich in den letzten Wochen massiv 
verschlechtert. Der Präsident Kolumbiens hatte davor die Angriffe auf 
Gaza in einem Nazi-Vergleich verurteilt und sich geweigert, den Angriff 
der Hamas vom 7. Oktober 2023 auf Israel zu verurteilen. Israel kündigte
 daraufhin an, seine Sicherheitsexporte nach Bogota einzustellen. Bolivien ist darauf angewiesen und ruderte zurück. 
Israel verärgert
In Richtung Kolumbien und Chile ließ Israels Außenministerium wissen: Man erwarte von diesen Ländern, dass sie das Recht eines demokratischen Landes auf Schutz seiner Bürger unterstützen und die sofortige Freilassung aller Entführten fordern und sich nicht mit Venezuela und dem Iran verbünden, um den Hamas-Terrorismus zu unterstützen“. Chiles Schritt kritisierte Israel schon davor als „Kapitulation vor dem Terrorismus und dem Ayatollah-Regime im Iran“.
Ideologie-Wandel
In Chile, Kolumbien und Bolivien regieren jetzt linke Präsidenten. Lateinamerikas Haltung gegenüber Israel ist nach Ansicht von Analysten in einer ideologischen Kluft zwischen „links und rechts gefangen“. Der Linksruck in vielen lateinamerikanischen Ländern, ab den 2000er Jahren, habe sich negativ auf die Politik gegenüber Israel ausgewirkt. Während ein Rechtsruck Mitte der 2010er Jahre zur einer „drastischen positiven“ Änderung der Politik gegenüber dem globalen Norden, den USA und im weiteren Sinne auch mit Israel geführt habe.
UNO-Direktor geht
Mittlerweile rumort es auch in der UNO. Craig Mokhiber,
 Direktor des UN-Menschenrechtsbüros (OHCHR) in New York, trat kürzlich 
von seinem Amt zurück. Er wirft Israel Völkermord vor. Sein 
Rücktrittsbrief wurde am Dienstag veröffentlicht. Die UNO habe vor der 
Macht der USA kapituliert, statt ihre Aufgabe zu erfüllen. „Wieder 
einmal erleben wir, wie sich vor unseren Augen ein Völkermord abspielt, 
und die Organisation, der wir dienen, scheint machtlos, ihn zu stoppen.“
 Die Regierungen der USA, Großbritanniens und weiter Teile Europas seien
 ihren internationalen Verpflichtungen nicht nachgekommen. Sie seien mit
 schuldig an dem schrecklichen Angriff und bieten Israel politische und 
diplomatische Deckung für seine Gräueltaten. 
Guterres unter Beschuss
Schon davor war es zu einem Eklat zwischen Israels UNO-Botschafter Gilad Erdan
 und UNO-Chef Antonio Guterres gekommen. Dies, nachdem Guterres bei 
einem Treffen des Sicherheitsrates feststellte, die Attacken der Hamas 
auf Israel seien nicht in einem Vakuum entstanden. Erdan forderte 
Guterres zum Rücktritt auf. Auf X postete er wütend: „Der 
Generalsekretär, der Verständnis für die Massenmordkampagne an Kindern, 
Frauen und älteren Menschen zeigt, ist nicht geeignet, die UN zu leiten.
 Ich fordere ihn auf, sofort zurückzutreten. Es gibt weder eine 
Rechtfertigung noch einen Sinn, mit denen zu sprechen, die Mitgefühl für
 die schrecklichsten Gräueltaten zeigen, die gegen die Bürger Israels 
und das jüdische Volk begangen wurden. Da fehlen einem einfach die 
Worte.“ 
Quelle: AUF1.info

        
      
      