Außenminister kündigt Überprüfung von Israel-Waffenlieferungen an
Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) hat seine Kritik an der israelischen Kriegsführung im Gazastreifen verschärft und der Regierung in Jerusalem mit Konsequenzen gedroht. Deutsche Waffenlieferungen an Israel sollen überprüft werden, wie er der "Süddeutschen Zeitung" erklärte.
Die im Gazastreifen ankommenden Hilfslieferungen seien "nur ein Tropfen
auf den heißen Stein", sagte Wadephul der "Süddeutschen Zeitung". "Dabei
geht es um die Gewährung grundlegender Menschenrechte. Die Kranken und
die Schwachen und die Kinder sterben als Erstes", kritisierte er. "Als
Konsequenz haben wir unsere Sprache verändert und werden im nächsten
Schritt wahrscheinlich auch das politische Handeln ändern", kündigte der
Außenminister an.
Israel müsse sich zwar "auch mit deutschen
Waffensystemen" gegen Gefahren von außen etwa von Seiten der Huthi, der
Hisbollah oder Irans verteidigen können, sagte der CDU-Politiker. "Eine
andere Frage ist, ob das, was im Gazastreifen geschieht, mit dem
humanitären Völkerrecht in Einklang zu bringen ist. Das prüfen wir, und
an dieser Prüfung ausgerichtet werden wir gegebenenfalls weitere
Waffenlieferungen genehmigen", sagte Wadephul.
Auf die Frage, ob
dies zu einem teilweisen Lieferstopp führen könne, erklärte er: "Das
sagt ja die Formulierung". Kommende Woche wird der israelische
Außenminister Gideon Saar in Berlin erwartet.
Wadephul warnte
außerdem vor übertriebener Kritik an den USA unter Präsident Donald
Trump. "Die USA sind die sehr viel ältere Demokratie und auch der sehr
viel ältere Rechtsstaat. Gerade wir Deutschen haben jeden Anlass zur
Zurückhaltung und zur Bescheidenheit", mahnte er. Natürlich gebe es auch
"Entwicklungen, die wir kritisch sehen". Die gebe es aber auch in
europäischen Ländern. "Als Europäer haben wir keinen Anlass dazu, uns so
aufführen, als seien wir alle immer nur Musterschüler", sagte Wadephul.
Überzeugt
zeigte sich der Außenminister, dass die Bundesregierung den massiven
Anstieg der Verteidigungsausgaben zustimmen wird, die als Zielvorgabe
auf dem Nato-Gipfel im Juni in Den Haag beschlossen werden sollen.
"Deutschland ist bereit, dieses Ziel zu beschließen. Das ist in der
Koalition unstrittig", sagte er zum so genannten Fünf-Prozent-Ziel.
Der
Koalitionsvertrag lege eindeutig fest, dass Beschlüsse des Nato-Gipfels
umgesetzt würden. "Und ich habe keinen Zweifel daran, dass der kluge
Vorschlag von Generalsekretär Mark Rutte, nämlich 3,5 Prozent für den
Verteidigungsbereich bis 2032 und 1,5 Prozent für verteidigungsrelevante
Infrastruktur auszugeben, dort beschlossen wird", sagte Wadephul.
Quelle: dts Nachrichtenagentur