Israel warnt Europa vor "dschihadistischem Terrorstaat" Palästina
Nachdem Israel die Anweisung des Internationalen Gerichtshofs, in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen Hilfslieferungen nach Gaza zu ermöglichen, nicht Folge leistet, warnt der israelische Außenminister Gideon Saar vor Kritik an seinem Land.
"Das einseitig gegen Israel gerichtete Statement von mehr als 20
Staaten, den Krieg in Gaza zu beenden, das Deutschland glücklicherweise
nicht unterzeichnet hat, war kolossal schädlich für die Verhandlungen",
sagte Saar am Donnerstag der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die
Erklärung der 20 Länder hatte nicht nur die israelische Regierung
kritisiert, sondern auch die Hamas zur Herausgabe der Geiseln
aufgefordert.
Die Hamas habe daraufhin ihre Position verhärtet,
so Saar. Daran seien die Verhandlungen in Doha zu einem Waffenstillstand
gescheitert. "Deutschland ist das einzige führende Land, das noch
rational handelt", sagte Saar mit Blick auf die Positionen anderer
EU-Staaten.
Der Außenminister sieht die Verantwortung für die
katastrophale Lage im Gazastreifen bei der Hamas. "Die Behauptung,
Israel sei dafür verantwortlich, ist eine Lüge. Wir arbeiten unter
schwierigen Umständen sehr hart daran, humanitäre Hilfe zu ermöglichen."
Er behauptete, die Hamas plündere UN-Hilfslieferungen. "Mit diesen
Ressourcen kann sie neue Terroristen rekrutieren und diesen Krieg endlos
fortsetzen." Die New York Times hatte kürzlich unter Berufung auf
Führungskräfte des israelischen Militärs berichtet, dass es keine
Beweise dafür gebe, dass die Hamas systematisch UN-Hilfsgüter in Gaza
entwendet. Nach Experteneinschätzungen sind derzeit täglich mindestens
500 Lastwagen mit Hilfslieferungen für Gaza nötig, in den vergangenen
Wochen waren es jedoch nur rund 70 pro Tag.
Saar behauptete, die
humanitäre Lage in Gaza erfahre international so viel Beachtung aufgrund
antiisraelischer Haltungen. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) habe mit
seiner Aussage, Israel erledige die "Drecksarbeit" für die Welt, Recht
gehabt. "Wir lassen uns nicht mit Sanktionen einschüchtern, oder davon,
einen zukünftigen palästinensischen Staat anzuerkennen", so Saar.
Aktuell
erfahren in Gaza 469.500 Menschen eine Hungersnot auf der höchsten
Stufe der IPC-Skala zur Einstufung der Ernährungssicherheit. Mehr von
einer Hungersnot der Stufe 5 betroffene Menschen gibt es derzeit nur im
Sudan, dort sind es 637.234 Menschen.
Mit Blick auf das
Westjordanland sprach Saar nicht von einem besetzen Gebiet, sondern von
"umstrittenen Gebieten". Ein Rechtsgutachten des Internationalen
Gerichtshofs hatte 2024 festgestellt, dass die israelische
Siedlungspolitik im Westjordanland eine völkerrechtswidrige Annexion
darstelle. Einer Zweistaatenlösung erteilte Saar keine eindeutige
Absage. "Aber jeder, der die Realität versteht, wird klar erkennen, dass
ein palästinensischer Staat, der heute gegründet wird, ein
dschihadistischer Terrorstaat inmitten unseres Kernlandes sein wird."
Saar
sagte, Israel plane nicht, im Gazastreifen zu regieren oder
Palästinenser gegen ihren Willen auszuweisen. Er sei jedoch überzeugt
davon, dass viele Palästinenser das Land verlassen wollten. "Wir haben
die Pflicht, ihnen dies zu ermöglichen." Israel werde den Krieg
weiterführen, bis alle Geiseln zurückgebracht seien und die Hamas
vernichtet sei.
Quelle: dts Nachrichtenagentur