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Julija Timoschenko aus dem Gefängnis: "Ich habe gelernt, durch Mauern zu blicken"

Archivmeldung vom 19.12.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.12.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Julija Tymoschenko im Gerichtssaal (2011)
Julija Tymoschenko im Gerichtssaal (2011)

Foto: Bulka UA
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die inhaftierte Ex-Ministerpräsidentin der Ukraine, Julija Timoschenko, hat die Europäische Union zum Handeln gegen den ukrainischen Staatspräsidenten Wiktor Janukowitsch aufgerufen. In einem schriftlich geführten, exklusiven Interview mit dem Hamburger Magazin stern erklärt sie: "Die endlosen Verhandlungen haben überhaupt keinen Sinn. Man muss handeln!"

Timoschenko ruft den Westen dazu auf, Sanktionen gegen Präsident Wiktor Janukowitsch, seine Familie sowie Regierungsmitglieder und hochrangige Vertreter des ukrainischen Machtapparats zu verhängen. Unter anderem Einreiseverbote und das Einfrieren von Auslandskonten. Zudem solle eine Experten-Gruppe aus Diplomaten, Ermittlern und Journalisten "die korrupten Machenschaften des Janukowitsch-Clans untersuchen". Timoschenko im stern: "Europa muss sich entscheiden zwischen den europäischen Bestrebungen des ukrainischen Volkes und dem Wohlstand eines korrupten Diktators."

Die Ex-Regierungschefin wirft dem Präsidenten vor, er habe das Assoziierungsabkommen mit der EU niemals unterzeichnen wollen. Die demokratischen Werte der EU seien "nicht kompatibel mit seinem Plan, ewig zu herrschen". Die Politikerin fährt fort: "Er hat sich dafür entschieden, dem Klub der Diktatoren beizutreten. Keiner soll dabei stören, dem Land die letzten Ressourcen zu nehmen, die Gefängnisse mit politischen Gefangenen zu füllen und die Herrschaft nach seinem Lebensende an seine Milliardärssöhne weiterzugeben." Die Angst Janukowitschs vor ihr sei "so groß, dass er sie nicht verstecken kann". Statt sie freizulassen, wie die EU es gefordert habe, ziehe er es vor, "eine Geisel in seiner Folterkammer zu haben". Für den Fall einer Annäherung der Ukraine an Russland prognostiziert die Politikerin, das könne "der Anfang vom Ende unserer Unabhängigkeit" werden: "Mit Russland werden wir alles verlieren, was wir haben.", so Timoschenko im stern.

Ausführlich spricht Timoschenko über ihre Haftbedingungen in einem Charkiwer Krankenhaus. Ihr Aufenthalt habe "mit medizinischer Versorgung nicht viel zu tun". Sie sei in einer Zelle eingesperrt und seit dem 5. August 2011, dem Tag ihrer Verhaftung, nicht mehr an der frischen Luft gewesen. Viele der Ärzte hätten ihr Hilfe verweigert, "selbst als ich das Bewusstsein verloren hatte oder verprügelt wurde". 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche werde sie von Kameras beobachtet. Sie könne sich nicht einmal ungestört waschen. "Diese 'Teleshow' hat große Wirkung auf mich."

Wenn sie aus dem Fenster schauen wolle, sehe sie nichts, denn "die Fenster wurden innen und außen mit Farbe beschmiert". Doch sie habe gelernt, "durch zugeklebte Fenster und durch Mauern hindurch zu blicken". Timoschenko im stern: "Heute sehe und spüre ich, wie der Majdan in Kiew dröhnt, wie die Sonne in meinem Land aufgeht." Deshalb fühle sie sich trotz ihrer Haftbedingungen und Schmerzen hervorragend: "Denn die Ukraine ist wieder gegen die Niedertracht und Abscheulichkeit eines autoritären Regimes aufgestanden. Selbst hier im Gefängnis kann man den Wind der Freiheit einatmen."

Quelle: Gruner+Jahr, stern (ots)

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