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UNICEF: Hilfe in Darfur in Gefahr

Archivmeldung vom 31.01.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.01.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Anlässlich der Vorstellung des Berichts „Zur Lage der Kinder in Krisengebieten 2007“ warnt UNICEF vor einem möglichen Zusammenbruch der internationalen Hilfe in der westsudanesischen Bürgerkriegsprovinz Darfur. Bewaffnete Auseinandersetzungen, Überfälle, Entführungen und Rechtlosigkeit haben in den vergangenen Wochen so stark zugenommen, dass die Versorgung von rund vier Millionen Menschen in Gefahr ist; fast die Hälfte davon sind Kinder.

Der Zugang der Hilfsorganisationen zu den Flüchtlingen und der ortsansässigen Bevölkerung ist heute schlechter als auf dem ersten Höhepunkt der Vertreibungen im Jahr 2004. Gleichzeitig weitet sich die Krise zusehends auf die Nachbarländer Tschad und die Zentralafrikanische Republik aus.

“Kinder leiden am Härtesten unter dem Bürgerkrieg in Darfur. Wenn die Gewalt nicht gestoppt wird, können die Hilfsorganisationen das Überleben der Bevölkerung nicht länger garantieren“, sagte Pierrette Vu Thi, stellvertretende Leiterin der weltweiten UNICEF-Nothilfeprogramme nach ihrer Rückkehr aus Darfur in Berlin. „Alle Konfliktparteien müssen die Sicherheit für die Bevölkerung und die Helfer garantieren. Die Rechtlosigkeit darf nicht länger hingenommen, Täter müssen verfolgt werden.“

„Die Menschen im Darfur warten darauf, dass die internationale Gemeinschaft ihnen endlich den Schutz vor Gewalt bietet, den ihnen sonst niemand bieten will. Die Weltgemeinschaft darf nicht zur Tagesordnung übergehen und muss den politischen Druck auf die Konfliktparteien erhöhen, damit die Waffen schweigen und der Gewalt und Vertreibung ein Ende gemacht wird", sagte Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul bei der Vorstellung des UNICEF-Berichts.

UNICEF weist mit seinem Jahresbericht auch auf eine Studie des Wissenschaftsmagazins „The Lancet“ hin. Diese stellte 2003 fest, dass 90 Prozent aller weltweiten Todesfälle bei Kindern allein auf 42 Länder entfielen. Die Hälfte davon war von bewaffneten Konflikten oder Kriegen betroffen. Die Haupttodesursache waren dabei keineswegs direkte Kampfhandlungen, sondern indirekte Kriegsfolgen. In den Krisengebieten der Erde sterben zwischen 50 und 75 Prozent aller Opfer allein an vier übertragbaren Krankheiten - Lungenentzündung, Durchfall, Masern und Malaria.

In einer der größten internationalen Hilfsaktionen war es in den vergangenen zwei Jahren gelungen, Hunderttausende Flüchtlinge in Darfur vor dem Tod zu bewahren. Trotz enormer logistischer Probleme wurden die meisten Flüchtlinge und die ortsansässige Bevölkerung mit medizinischer Hilfe, Wasser und Nahrung versorgt. UNICEF unterstützte allein die Wasserversorgung für 1,1 Millionen Menschen und stellte die Versorgung und Behandlung von 40.000 mangelernährten Kindern sicher. Über 500.000 Kinder besuchen Notschulen; 150.000 von ihnen erhalten dort auch Schulspeisungen. In den Lagern wurden in 400 Spielzonen rund 180.000 Kinder betreut. Doch diese Hilfe ist in Gefahr.

Angriffe auf Hilfsorganisationen

Nach dem Abschluss eines Friedensabkommens zwischen nur einer der Rebellengruppen und der Regierung des Sudan im Mai 2006 nahmen Gewalt und Anarchie stark zu:

    · Zwölf Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wurden seither getötet. 30 Stützpunkte und Lager von UN- und Nichtregierungsorganisationen wurden überfallen.

    · Nach einem Überfall in der Stadt Gereida im Süden von Darfur kurz vor Weihnachten mussten alle Helfer abziehen und 130.000 Flüchtlinge ohne Nahrung, sauberes Wasser und Gesundheitsversorgung sich selbst überlassen.

    · Mitte Dezember mussten Mitarbeiter von vier Nichtregierungsorganisationen und das Welternährungsprogramm nach einem Angriff auf gekennzeichnete Fahrzeuge in Kutum in Nord-Darfur die Arbeit einstellen.

    · Am 19. Januar wurden 20 Mitarbeiter von UN- und anderen Organisationen in dem Stützpunkt Nyala von Sicherheitskräften verhaftet und misshandelt.

Kinder und Frauen leiden besonders

Allein seit Sommer 2006 wurden über 250.000 Menschen neu vertrieben; viele das zweite oder dritte Mal. Schutz und Hilfe für die Bevölkerung sind vielerorts stark eingeschränkt.

    · Rund zwei Drittel der Bevölkerung in Darfur haben keine ausreichende Nahrung.

    · In einigen Gebieten ist eines von fünf Kindern unter fünf Jahren akut mangelernährt.

    · Die hygienische Situation in den Lagern verschlechtert sich zusehends. Bereits im vergangenen Jahr gab es über 2.700 registrierte Cholerafälle in Darfur.

    · Immer wieder werden Kinder bei Überfällen getötet, sogar Schulgebäude werden bombardiert. Berichte häufen sich, wonach alle Konfliktparteien Kinder und Jugendliche rekrutieren.

    · Entführungen und Vergewaltigungen von Mädchen und Frauen gehen weiter. Durch den erzwungenen Rückzug von Helfern sind sie schutzlos der Gewalt ausgeliefert.

Krisenplan für Darfur-Hilfe

In den kommenden Wochen muss alles getan werden, um trotz der eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten der Hilfsorganisationen die Grundversorgung der Bevölkerung aufrecht zu erhalten. Dazu gehören auch die medizinische Hilfe und Betreuung für 110.000 schwangere Frauen und 100.000 Neugeborene. UNICEF will weitere 60.000 Kinder in Notschulen aufnehmen. In Dörfern, die bisher kaum Hilfe erhielten, sollen 500.000 Menschen Zugang zu sauberem Wasser bekommen.

Hilfeaufruf für 33 Länder

Der UNICEF-Bericht „Zur Lage der Kinder in Krisengebieten 2007“ gibt eine Übersicht über die Lage von Kindern in 33 Ländern und sieben Regionen der Erde, die unter Kriegen, bewaffneten Konflikten, Naturkatastrophen und anderen extremen Mangelsituationen leiden. 20 dieser zumeist vergessenen Krisenländer liegen auf dem afrikanischen Kontinent. UNICEF benötigt für die Hilfe in diesen Ländern im Jahr 2007 insgesamt 529 Millionen Euro; davon allein 45,5 Millionen für die Hilfe in Darfur.

Quelle: Pressemitteilung UNICEF
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