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Gesundheitsministerium antwortet SNA: Lockdown nicht wirksam?

Archivmeldung vom 11.01.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.01.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Anja Schmitt
(Symbolbild)
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Bild: Unbekannt / Eigenes Werk

Am 16. Dezember führten Bund und Länder die harten Corona-Maßnahmen ein, nach fast anderthalb Monaten Teil-Lockdown. Wann ist es an der Zeit, das Fazit zu ziehen? Die Todeszahlen, aber auch die Neuinfektionen brechen immer wieder Rekorde, und Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnet erst die kommenden Wochen als „die schwierigsten der Pandemie“. Das russische online Magazin „SNA News“ fragt nach.

Weiter heißt es hierzu auf deren deutschen Webseite: "Warum die bisherigen harten Maßnahmen offenbar so wenig bringen, wollte SNA vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) wissen. Ob es im Ministerium eine Erklärung dafür gibt? In einer Antwort bittet der BMG-Sprecher Sebastian Gülde um Verständnis, dass die Erfolge etwas Zeit bräuchten.

„Zwischen dem Symptombeginn bei einer erkrankten Person und dem Versterben der Person vergeht in der Regel Zeit, so dass man davon ausgehen muss, dass zumindest ein Teil der Fälle, deren Tod jetzt berichtet wird, sich bereits vor den strengeren Lockdown-Maßnahmen ab 16. Dezember 2020 infiziert hatte“, so Gülde.

Wieviel Zeit vergeht im Durchschnitt bis zum Tod? Nach den RKI-Angaben dauert es bei einer Behandlung etwa acht Tage vom Symptombeginn bis zum akuten Lungenversagen und elf Tage bis zum Tod. Nimmt man an, dass die Inkubationszeit der Krankheit, also beim Auftreten von Symptomen, zwischen zwei und 14 Tagen liegt, wären das ab einer Infizierung höchstens 25 Tage bis zum Tod. Ein besonderes Segment stellen allerdings die „mit“ Corona Gestorbenen dar, also bei denen die Infektion nachgewiesen wurde. Das RKI gibt dazu keine bundesweiten Daten heraus, landesweit sind allerdings Fälle bekannt, dass Menschen mit schweren Vorerkrankungen an den Folgen einer Coronavirus-Infektion auch mehrere Wochen später sterben.

„Wenn die strengeren Lockdown-Maßnahmen greifen, ist zu erwarten, dass mit einem gewissen Verzug die Zahl der Todesfälle nicht weiter steigt bzw. abnehmen wird“, so Gülde weiter. Einer weiteren Frage, ob es Nachweise für die Wirksamkeit des Lockdowns gibt, weicht er hiermit diplomatisch aus. Dafür räumt er ein: „Allerdings spielen dabei auch andere Faktoren eine wichtige Rolle, wie Versorgungslage in den Krankenhäusern, Zahl der verfügbaren Intensivbetten, Anzahl von Ausbrüchen in Pflegeheimen usw.“

Mit anderen Ländern nur schwer vergleichbar?

Gleichzeitig warnt Gülde davor, das deutsche Infektionsgeschehen mit Russland oder anderen Ländern zu vergleichen, wo es keinen Lockdown samt Schließungen von Schulen, Geschäften und Gastronomie gibt, sondern nur einige Einschränkungen wie Verbot von Großveranstaltungen. Zum Vergleich: Am vergangenen Freitag meldete das RKI 31.849 Corona-Neuinfektionen und 1188 Todesfälle, Russland dagegen 23.315 Neuinfektionen und 436 Tote. Ob es an der Anzahl der Tests liegt? Getestet wird in Russland immer noch öfter als in Deutschland: fast 94 gegenüber 35 Millionen in Deutschland. Vor den gesetzlichen Feiertagen in Russland waren es am 30. Dezember 26.513 Neuinfektionen bzw. 599 Tote, in Deutschland 22.459 Corona-Neuinfektionen und 1129 Todesfälle. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die Fälle, bei denen das Coronavirus nicht die Hauptursache des Todes ist, nicht mitgezählt werden. Vergleiche würden schwierig sein, kommentiert Gülde, weil die Daten zu Erkrankungs- und Todesfällen nicht in allen Ländern einheitlich erfasst werden.

„Auch Unterschiede in der Bevölkerungs- und Sozialstruktur, z.B. Anteil betagter Personen, Anteil Personen in Alten- und Pflegeheimen sowie im Gesundheitswesen tragen zu Unterschieden zwischen den Ländern bei den Covid-19-Erkrankungs- und Todesfall Zahlen bei.“ In der Tat sind die Altenheime in Russland viel seltener als soziales Institut repräsentiert bzw. bringen weniger Menschen unter. Einzelne Bundesländer melden über 30 Prozent aller Todesfälle in den Alten- und Pflegeheimen, in Schleswig-Holstein sogar 89 Prozent in den Monaten bis zum Lockdown. In Hessen haben zwei Drittel der Corona-Toten im November alleine die Altenheime betroffen.

Ergänzende Maßnahmen vernachlässigt?

Lassen wir die Todeszahlen in Ruhe. Woher denn so hohe Neuinfektionen, wenn die Kontakte im Lockdown so weit wie möglich reduziert werden? Während das BMG von Vergleichen mit anderen Ländern abrät, beruft sich die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der wohl erste Ratgeber der Bundeskanzlerin beim Lockdown, gerade auf die Erfahrung anderer Länder, ohne dass sie Heime oder Pflegekräfte auch nur einmal erwähnt. In der 7. Ad-hoc-Stellungnahme der Akademie vom 8. Dezember heißt es wörtlich: „Erfahrungen in anderen Ländern (z.B. Irland) im Umgang mit der Pandemie zeigen, dass schnell eingesetzte, strenge Maßnahmen über einen kurzen Zeitraum erheblich dazu beitragen, die Infektionszahlen deutlich zu senken und niedrig zu halten, um die Kontrolle über das Infektionsgeschehen zurückzuerlangen.“ Warum letztendlich nur Irland als Erfolgszenario angeboten wird, bleibt ebenso unklar, wie unklar es ist, weshalb wenigstens die aktuellen Infektionszahlen immer noch nicht gesenkt werden können."

Quelle: SNA News (Deutschland)

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