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Teilzeit-Pläne von Großer Koalition stoßen auf massiven Widerstand der Wirtschaft

Archivmeldung vom 08.01.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.01.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Q.pictures / pixelio.de
Bild: Q.pictures / pixelio.de

Die Pläne der Großen Koalition, Arbeitnehmern für die Kindererziehung einen Rechtsanspruch auf befristete Teilzeitarbeit mit einem Rückkehrrecht zur früheren Arbeitszeit zu gewähren, stoßen auf energischen Widerstand in der Wirtschaft. "Wir brauchen keine neuen staatlichen Regulierungen wie zum Beispiel Verschärfungen beim Rückkehrrecht auf Vollzeit", sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Achim Dercks, "Handelsblatt-Online". "Rechtliche Unsicherheiten, geringere personalpolitische Planbarkeit und oft auch Unfrieden in der Belegschaft drohen."

Ähnlich argumentierte Lutz Goebel, Präsident des Verbands Die Familienunternehmer. "Von gesetzlicher Seite her muss man aufpassen, die Unternehmen nicht zu überfordern. Ein gesetzlich festgeschriebenes Recht auf Rückkehr von Teilzeit in Vollzeit wäre solch eine sehr heikle Maßnahme", sagte Goebel "Handelsblatt-Online". "Damit würde den Unternehmen ein Stellenaufbau gesetzlich verordnet, den sie gar nicht brauchen."

Denn: Möchte ein Arbeitnehmer von Vollzeit in Teilzeit wechseln, benötige der Arbeitgeber für eine halbe Stelle Ersatz, erläuterte Goebel. Mache der Teilzeitarbeiter dann aber von seinem Recht Gebrauch, wieder zurück in Vollzeit zu wechseln, habe der Unternehmer eine halbe Stelle zu viel. "Da muss man auf die gesetzliche Ausgestaltung sehr achten."

Dercks unterstrich zudem, dass ohnehin bereits viel bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf erreicht worden sei. In den Betrieben vor Ort seien heute schon viele pragmatische und kreative Lösungen gefunden worden. Sie berücksichtigten sowohl die betrieblichen Erfordernisse als auch die Vorstellungen der Beschäftigten. Fast alle Unternehmen böten zudem schon heute flexible Arbeitszeitmodelle an.

"Wichtig ist zudem, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch bei einer Vollzeit- oder vollzeitnahen Tätigkeit gewährleistet ist", sagte Dercks. Hierzu sei aber "insbesondere ein gutes Kinderbetreuungsangebot mit ausreichenden Öffnungszeiten erforderlich".

Arbeitsmarktforscher kritisiert Gabriels Teilzeit-Vorstoß

Der Direktor des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), Klaus F. Zimmermann, hat die Ankündigung von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), auch als stellvertretender Regierungschef einen Nachmittag für seine Tochter freihalten zu wollen, kritisiert. Zugleich wandte sich Zimmermann gegen Pläne der Großen Koalition, Arbeitnehmern für die Kindererziehung einen Rechtsanspruch auf befristete Teilzeitarbeit mit einem Rückkehrrecht zur früheren Arbeitszeit zu gewähren. "Es hilft Kindern kaum, wenn sie einmal während der Arbeitswoche von Papa betreut werden. Eine ordentliche professionelle Kinderbetreuung hilft Kindern generell mehr und schafft Arbeitsplätze", sagte der IZA-Chef "Handelsblatt-Online".

Insbesondere für mittelständische Betriebe, die immerhin mehr als 70 Prozent aller Jobs in Deutschland bereitstellen, seien die Vorschläge der Koalition kaum praktikabel. Das sieht der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, genauso. "Ein Rückkehrrecht in Vollzeit bei erziehungsbedingter Teilzeit ist gerade für kleinere und mittlere Unternehmen nur darstellbar, wenn es ein entsprechendes Befristungsrecht für die Karenzvertretung gibt", sagte Hüther "Handelsblatt-Online".

Er warnte zugleich vor einer Kindergelddifferenzierung in Abhängigkeit von der Arbeitszeitreduktion der Eltern. Das entspreche dem Betreuungsgeld, das die SPD eigentlich abschaffen wolle, sagte er. "Zudem ist das Kindergeld ein Instrument der Grundsicherung für Kinder, da macht eine beliebige Differenzierung keinen Sinn." IZA-Chef Zimmermann plädierte für mehr berufliche Flexibilität und mehr Familienfreundlichkeit, aber auf freiwilliger Basis.

"Der bessere Weg ist aus meiner Sicht, Firmen zu bewegen, mehr in die Betreuung der Kleinkinder von Betriebsangehörigen zu investieren - sei es als Zuschuss zum Kita-Besuch, sei es durch eigene Krippenplätze", schlug er vor. Diese "Ausbaustrategie" sollte Priorität haben. "Und in einer Zeit wachsender Verknappung von Fachkräften sollten wir alles tun, deren Potenziale zu Hundert Prozent auszuschöpfen", fügte Zimmermann hinzu. Schon heute habe Deutschland eine "zu hohe Teilzeitquote". Die Politik sei daher "gut beraten, hier nicht noch zusätzliche Anreize zu schaffen".

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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