Union will Drohnenabwehr der Bundeswehr übertragen
Führende Verteidigungs- und Innenpolitiker der Union fordern, die Bundeswehr solle bundesweit die Drohnenabwehr für ihre Standorte und für kritische Infrastruktur übernehmen.
Thomas Erndl (CSU), verteidigungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion
im Bundestag, sagte mit Blick auf die Operation "Spinnennetz" dem
"Spiegel": "Der Drohnenangriff der Ukraine auf Luftwaffenstützpunkte in
Russland zeigt: Die Gefahr durch unbemannte Systeme ist allgegenwärtig,
auch in Deutschland". Er verlangt eine Drohnenabwehr für jede
Bundeswehrliegenschaft. "Dasselbe gilt für bedeutende Einrichtungen der
kritischen und verteidigungswichtigen Infrastruktur."
Thomas
Röwekamp (CDU), Vorsitzender des Verteidigungsausschusses, fordert eine
Anpassung der Rechtslage: "Angesichts der kurzen Reaktionszeiten
brauchen wir in Deutschland eine Einheit, die technisch die
Drohnenabwehr beherrscht und die den nötigen rechtlichen Rückhalt dafür
hat. Aus meiner Sicht kommt dafür nur die Bundeswehr infrage", sagte der
CDU-Politiker, der von 2003 bis 2007 Innensenator in Bremen war. Ihr
müsse die Koalition rasch erlauben, "nicht nur ihre eigenen
Liegenschaften gegen Drohnen zu schützen, sondern auch Einrichtungen der
kritischen Infrastruktur".
Auch der für Innenpolitik zuständige
Fraktionsvize der Union, Günter Krings (CDU), sieht die Bundeswehr
mitsamt der Politik in der Pflicht. Für ihren Einsatz im Inneren sei in
der Regel ein Beschluss des Bundeskabinetts erforderlich. "Wenn die
Länder aber Unterstützung der Bundeswehr anfordern, dann ist das
rechtlich ein gangbarer Weg, auch ohne eine andernfalls erforderliche
Grundgesetzänderung." Dann müsste man "zumindest virtuell ein
gemeinsames Lagezentrum einrichten, in dem Vertreter der Länder und des
Bundes schnell gemeinsam rund um die Uhr die nötigen Entscheidungen
treffen können", sagte Krings dem "Spiegel".
Bislang kann die
Bundeswehr Drohnen nur im Luftraum über ihren Liegenschaften bekämpfen,
sonst sind die Länderpolizeien zuständig, bei Bahnanlagen und Flughäfen
die Bundespolizei. Die Ampelregierung wollte im Januar noch das
Luftsicherheitsgesetz ändern, fand im Bundestag aber keine Mehrheit,
weil die Union die vorgeschlagene Regelung nicht für weitgehend genug
und auch nicht für praktikabel hielt.
Der Inspekteur des Heeres,
Generalleutnant Alfons Mais, spricht von einem "Wettlauf zwischen
Fähigkeiten und Gegenmaßnahmen". Bis vor einem Jahr habe die Bundeswehr
vor allem noch "auf den elektronischen Kampf zur Drohnenabwehr gesetzt".
Doch kämen auf dem Schlachtfeld in der Ukraine zunehmend
Lichtwellenleiter und Systeme mit künstlicher Intelligenz zur Steuerung
zum Einsatz, gegen die elektronische Störmaßnahmen wirkungslos seien.
"Deswegen müssen wir bei der Abwehr wieder stärker herkömmliche Munition
einsetzen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur