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Rückzug ins Schneckenhaus statt Aufbruch-Stimmung vor der Wahl: Politik soll stellvertretend seelisches Dilemma auflösen

Archivmeldung vom 18.08.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.08.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Stephan Grünewald  Bild: rheingold GmbH & Co. KG Fotograf: Marina Weigl
Stephan Grünewald Bild: rheingold GmbH & Co. KG Fotograf: Marina Weigl

Die krisengeschüttelten Wählerinnen und Wähler sind sechs Wochen vor der Wahl vordringlich damit beschäftigt, ihren Alltag in den Griff zu kriegen. Statt Aufbruchs-Stimmung überwiegt der Rückzug ins eigene Schneckenhaus. Die sich jenseits des Privaten auftürmenden globalen und nationalen Probleme und Jahrhundert-Herausforderungen stürzen die Menschen in ein fatales Machbarkeits-Dilemma.

Einerseits realisieren sie spätestens seit der Flutkatastrophe, dass große Veränderungen anstehen, um nicht nur die Klimakrise bewältigen zu können. Die Wählerinnen und Wähler schrecken jedoch vor den damit verbundenen Einschränkungen und Anstrengungen zurück.

Bezüglich der Wahl haben die Menschen ambivalente Strategien entwickelt, um das persönliche Machbarkeits-Dilemma aufzulösen. "Einerseits suchen sie eine Kandidatin oder einen Kandidaten, der die bevorstehende Herkulesaufgabe annimmt und sie kraftvoll aus den Problemen herausführt", analysiert Grünewald, "andererseits konstatieren sie mit einer Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung, dass es solch eine Führungsgestalt eben nicht gibt und weder Annalena Baerbock noch Armin Laschet oder Olaf Scholz dieser Aufgabe gewachsen ist." Mitunter werden die Kandidaten regelrecht kleingeredet: "Annalena Baerbock, hat es verbockt, Laschet ist zu lasch und Scholz zu stolz." Die vermeintliche Schwäche der Kandidaten entbindet die Wählern davon, selbst Stärke und Konsequenz angesichts der riesigen Herausforderungen zeigen zu müssen.

Das unwiderrufliche Ende der Merkel-Ära mit ihrem beruhigenden "Weiter so" verstärke den enormen Veränderungsdruck und das aktuelle Machbarkeits-Dilemma, so Grünewald weiter. Die Kandidaten und die Parteien würden weniger im Hinblick auf konkrete Inhalte und Programmatiken wahrgenommen. Sie repräsentierten vielmehr unterschiedliche Strategien im Umgang mit dem Machbarkeits-Dilemma.

Dezidierte Wahlprognosen sind nach den Ergebnissen der Studie daher fast unmöglich. Viele Wählern steckten in ihrem inneren Dilemma fest - die Festlegung auf eine Partei und damit einen möglichen Lösungsweg verlange ihnen zu viel Entschiedenheit ab. "Wie bei keiner Wahl zuvor denken die Bürgern daher in Koalitionen, viele würden ihre Stimmen am liebsten splitten", erklärt Grünewald.

Datenbasis

Das rheingold institut führt seit 2002 regelmäßig ca. 6 - 8 Wochen vor der Bundestagswahl eine Eigenstudie durch. Im Rahmen dieser Studie werden jeweils 50 Wählern sinnbildlich auf die Couch gelegt: In zweistündigen psychologischen Tiefeninterviews und Gruppendiskussionen werden sie intensiv danach gefragt, wie sie die Stimmung im Land und den Wahlkampf erleben.

Die tiefenpsychologische rheingold-Studie ist als qualitative Studie im statistischen Sinne nicht repräsentativ. Sie verfolgt jedoch das Ziel, die wesentlichen Aspekte, Bedeutungsmomente und Motivationen zu repräsentieren, die den aktuellen Wahlkampf und die derzeitige Haltung der Wählern bestimmen. Dabei stellt sie keine prozentuale Wahlprognose, sondern liefert Verstehens-Hintergründe, indem sie das Stimmungsbild im Land nachzeichnet und beschreibt, was die Wählern bewusst oder unbewusst beschäftig und wie sie Parteien und Politiker wahrnehmen.

Bei der Auswahl der Probanden wird darauf geachtet, dass Parteipräferenzen und soziodemographische Strukturen (Geschlechter, regionale Verteilung, Altersverteilung, Bildung und Beruf) möglichst genau abgebildet werden. Die Tiefen-Explorationen werden von einem fünfköpfigen Psychologen-Team durchgeführt und analysiert.

Quelle: rheingold Institut (ots)


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