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Plagiatsaffäre: Düsseldorfer Uni-Rektor kritisiert verzerrte Beurteilung

Archivmeldung vom 20.10.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.10.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Annette Schavan Bild: cdu-sinsheim.de
Annette Schavan Bild: cdu-sinsheim.de

In der Plagiatsaffäre um Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) kritisiert der Düsseldorfer Uni-Rektor Michael Piper eine verzerrte Beurteilung aus politischen Gründen. "Weil es um eine verdiente Ministerin geht, sind die Maßstäbe plötzlich andere. Das hat nichts mit wissenschaftlicher Aufklärung zu tun", kritisierte Piper in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Piper moniert vor allem namhafte Wissenschaftler, die sich in der Plagiatsaffäre vor Schavan gestellt haben.

Führende Vertreter der Wissenschaftsorganisationen "tun das Gegenteil von dem, was sie in den vergangenen Jahren vereinbart haben - nicht zuletzt wegen des Falls Guttenberg", sagte Piper.

Mehrere Organisationen hatten im Zuge der jüngsten Affären um Doktorarbeiten Richtlinien verabschiedet und ein strengeres Vorgehen gegen Plagiate und anderes Fehlverhalten vereinbart. "Nun soll hinter diese Standards zurückgetreten werden", sagte Piper.

Er wies auch Angriffe von Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) zurück, der von schweren Verfahrensfehlern gesprochen und gefordert hatte, die Prüfung neu zu beginnen. Dies habe "mit der Sache nichts zu tun" und spiegele "nur die innere Aufregung wider". Die Prüfung laufe nach den üblichen Regeln ab.

Vergangenes Wochenende war ein Untersuchungsbericht der Promotionskommission der Philosophischen Fakultät bekannt geworden. Dieser bescheinigt Schavan, sich in ihrer Doktorarbeit aus dem Jahr 1980 bei fremden Autoren ohne saubere Verweise bedient und dabei bewusst getäuscht zu haben. Schavan bestreitet dies und hat eine Gegenstellungnahme angekündigt.

Zu der Vorab-Veröffentlichung von Teilen des Berichts sagte Piper: "Wir sind ja bestohlen worden." Die Prüfung der Doktorarbeit selbst verteidigte er: "Die wissenschaftliche Wahrheit unterliegt keinem zeitlichen Verfall."

Baden-Württembergs CDU-Chef Strobl greift Universität an

In der Debatte um die Dissertation von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat der CDU-Landesvorsitzende von Baden-Württemberg, Thomas Strobl, schwere Vorwürfe gegen die Hochschule erhoben. "Was an der Universität Düsseldorf passiert ist, finde ich unterirdisch", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Focus". Es sei inakzeptabel, dass Journalisten vor der Betroffenen selbst über das Gutachten informiert worden seien. Zugleich äußerte Strobl einen schwer wiegenden Verdacht: "Es wäre interessant zu untersuchen, ob in Fällen wie diesen womöglich auch Geld fließt. Es könnte sich hier möglicherweise auch um eine Beihilfe oder eine Anstiftung zu einer Straftat handeln." Die Universität hatte Strafanzeige wegen Weitergabe vertraulicher Informationen erstattet. Unterdessen verdichten sich nach "Focus"-Informationen die Hinweise, dass das Gutachten einen Konsens aller prüfenden Ausschussmitglieder wiedergibt. Ein Mitglied betonte in "Focus", man habe "arbeitsteilig untersucht". Dabei seien Ergebnisse mehrerer Prüfer eingeflossen. Entscheidend für die Beurteilung sei es gewesen, dass die Arbeit "kein wissenschaftlich verantwortliches Handeln" zeige und der Fall "Vorbild-Charakter" habe.

Kauder wirft Uni Düsseldorf "Dilettantismus" vor

Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) ist "entsetzt über die Art und Weise wie die Universität in Düsseldorf" vorgegangen ist, als es um die Prüfung der Doktorarbeit von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) ging. Kauder sagte im Interview mit der Tageszeitung "Die Welt": "Hier ist gegen alle Formen verstoßen worden, die es für ein faires Verfahren braucht. Alle an diesem Verfahren Beteiligten sind so eindeutig befangen." Er warf der Uni Düsseldorf "Dilettantismus" vor. Das Verfahren müsse so schnell wie möglich beendet und noch einmal an anderer Stelle neu begonnen werden. Kauder ist sich völlig sicher, dass Schavan "die Vorwürfe entkräften kann".

Parteienrechtler Morlok verteidigt Uni Düsseldorf

Der Parteienrechtler Martin Morlok hat die Universität Düsseldorf gegen Kritik am Bekanntwerden des Gutachtens über die Doktorarbeit von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) verteidigt. "Das war kein willentlicher Akt der Universität Düsseldorf, sondern die private Aktion eines Universitäts-Mitglieds", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Online-Ausgabe). "Das ist ein Unterschied und kann nicht der Universität als Ganzer angelastet werden."

Inhalte des Gutachtens von Professor Stefan Rohrbacher zulasten Schavans waren vier Tage vor seiner Behandlung im Promotionsausschuss der Universität durch Medien veröffentlicht worden; offenbar wurde das Gutachten von einem Mitglied des Gremiums an Journalisten weitergereicht.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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