Van Aken erwartet Kompromissbereitschaft von Union bei Richterwahl

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Im Ringen um die Wahl von Richtern für das Bundesverfassungsgericht wartet Linken-Chef Jan van Aken auf ein Angebot der Union. Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montagsausgabe) sagte er: "Wir reichen die Hand, aber wir wollen auch etwas von unseren Zielen durchsetzen. Kompromiss ist das Wesen der Demokratie, das müsste auch die CDU eigentlich wissen."
Die Linkspartei fordert als Gegenleistung für die Unterstützung von
Richterkandidaten der schwarz-roten Koalition ein Vorschlagsrecht für
Richter am Bundesverfassungsgericht. Bisher haben dieses Recht neben
Union und SPD (je drei Richter) nur Grüne und FDP (je ein Richter).
Auf
die Frage, ob er nach der am 11. Juli gescheiterten Richterwahl und dem
öffentlichen Dissens in der Regierungskoalition über die Eignung der
Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf nun seine Hilfe anbiete und
Unionsvertreter anrufe, sagte van Aken: "Warum sollte ich? Wir haben
schon vor der abgesagten Wahl betont, dass wir zu Gesprächen bereit
sind, und dass wir sogar bereit dazu sind, den Kandidaten der Union,
Günter Spinner, zu wählen." Damit es dazu komme, müssten Union und SPD
aber klarmachen, dass sie offen seien für Gespräche über das
Vorschlagsrecht "und dass die Linke dann ein Vorschlagsrecht bekommt".
Solange
es dazu nicht komme und auch nicht erkennbar sei, dass Union und SPD
ihren Konflikt über Brosius-Gersdorf beigelegt hätten, werde die
Linkspartei auch keiner Sondersitzung des Bundestags zustimmen, sagte
van Aken: "Inhaltlich sind die Union und die SPD keinen Millimeter
weiter als am 11. Juli. Was soll es bringen, die Abgeordneten vom halben
Erdball zurückzurufen, um dann wieder dasselbe Ergebnis zu haben? Wenn
es einen Plan gibt, wie es weitergeht, wenn es Gespräche mit uns gab,
dann kann es gern auch eine Sondersitzung geben. Dafür muss die Union
auch nicht öffentlich zu Kreuze kriechen und sagen: Ab jetzt reden wir
mit euch. Das kann alles unter dem Radar laufen. Aber bisher kam gar
nichts."
Zur Frage, inwiefern die stark gewachsene Linkenfraktion
im Bundestag der Union eine Annäherung womöglich auch dadurch
erschwere, dass sie deutlich radikaler auftrete, etwa durch die
wiederholte Forderung nach einer Überwindung des Kapitalismus, sagte van
Aken der FAZ: "Natürlich sind wir linksradikal, wenn es um Mieten und
Wohnen geht. Es ist nicht richtig, dass die Mieten immer weiter
explodieren. Wenn mich dann jemand, der als Vermieter nicht zu fairen
Preisen vermietet, sondern einen Riesenreibach macht, zu radikal findet,
dann soll er das tun. Ich möchte solchen Menschen das Geld, das sie
anderen Menschen weggenommen haben, wieder abnehmen. Für sie bin ich
gern ein Extremist."
Quelle: dts Nachrichtenagentur