Nouripour warnt vor harten Repressionen im Iran
Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour sieht nach den Militärschlägen gegen das iranische Atomprogramm ein noch härteres Durchgreifen des Mullah-Regimes gegen Oppositionelle. Auch das zeige, dass eine militärische Lösung alleine nicht zum Erfolg führen werde, sagte er dem Nachrichtensender "Welt".
"Wir haben erlebt, dass beispielsweise das wichtigste Gefängnis - ein
Symbol der Unterdrückung, das Ewin-Gefängnis in Teheran, mit sehr vielen
politischen Gefangenen - von Bomben getroffen wurde." Das Regime habe
nicht die teilweise verletzten Gefangenen freigelassen, sondern denen
die Behandlung verweigert. "Teilweise werden sie jetzt gerade evakuiert
in Geheimgefängnisse - das ist extrem bedrohlich." Das seien aber die
Leute, die die Zukunft eines freien Irans sein sollen. "Und das weiß
auch das Regime natürlich", so Nouripour.
Dementsprechend
versuche das Regime "im Windschatten der großen kriegerischen
Auseinandersetzungen" jetzt "mit einer Verhaftungs- und teilweise auch
für eine Hinrichtungswelle tatsächlich um sich zu schlagen, auch um nach
innen darzustellen, dass sie handlungsfähig sind, obwohl sie großen
Schaden genommen haben". Und auch das müsse man berücksichtigen, wenn
man darüber räsoniere, ob Militärschläge tatsächlich Sinn machten, was
das eigentlich auch für die freiheitsliebende Opposition im Iran
bedeute.
Noch könne man nicht beurteilen, ob der Militärschlag
der Amerikaner überhaupt etwas gebracht habe, so Nouripour. "Ich würde
gerne erst ein abschließendes Bild haben der Ergebnisse dessen, was
erzielt worden ist am Boden, dann kann man entscheiden, ob das überhaupt
sinnvoll war und ob es uns signifikant nach vorne gebracht hat." Man
müsse alles dafür tun, damit der Iran die Bombe nicht bekomme. "Das ist
auch im Sinne unserer eigenen Sicherheit. Aber militärische Aktionen, wo
man einfach mal zelebriert, dass das die größte Bombe jemals war, das
ist erst mal keine Lösung."
Stattdessen müsse man nun die Zeit
für Verhandlungen nutzen, "unabhängig davon, ob das ein paar Monate sind
oder fünf Jahre oder länger, weil wir ja nicht exakt wissen, was unter
der Erde im Iran passiert ist durch die Bomben", so Nouripour. "Eine
iranische Bombe wäre eine Gefahr für den Weltfrieden. Auch unsere
Sicherheit ist davon berührt. Und deshalb ist es gut, alles dafür zu
tun, damit der Iran die Bomben nicht bekommt."
"Ich glaube, dass
gerade jetzt die derzeitige militärische Aktion zeigt: Es wird keine
endgültige Lösung geben ohne eine Verhandlungslösung." Dazu müsse man
kommen mit Diplomatie, aber auch mit anderem Druck - "und auch mit der
Hilfe der regionalen Partner, die wir haben, das ist nicht nur Israel,
das sind auch beispielsweise Golfstaaten und andere".
Quelle: dts Nachrichtenagentur