Ein Ministeriumssprecher sagte am Freitag, man sei „optimistisch“, dass der Minister am Montag nicht allein vor die Presse treten werde. Ob es dazu komme, hänge von vielen Faktoren ab, Gespräche liefen weiter. Damit bestätigt das Ressort, dass die Personalentscheidung für die Nachfolge von Richard Lutz in die Zielgerade geht. Lutz führt die Deutsche Bahn nach seiner vorzeitigen Ablösung noch übergangsweise, bis eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger feststeht. Für den gleichen Termin sind zudem Eckpunkte einer Bahnreform sowie eine neue Konzernstrategie angekündigt.
Der Fahrgastverband Pro Bahn dämpft die Erwartungen. Verbandschef Detlef Neuß wird mit der Einschätzung wiedergegeben, in so kurzer Zeit lasse sich keine Systemveränderung „aufs Gleis setzen“, und mehrere mögliche Kandidatinnen oder Kandidaten hätten bereits abgewunken oder gälten als zu kritisch. Die Mahnung: Nicht nur die Spitzenposition, sondern vor allem strukturelle Fragen im Netz, in der Instandhaltung und in den Abläufen müssten zügig angegangen werden, damit eine neue Führung überhaupt Wirkung entfalten könne.
Im politischen Raum gilt die Spitzenbesetzung als Weichenstellung für das begleitende Reformpaket. Der Druck ist hoch: sinkende Pünktlichkeitswerte, Baustellen auf Hauptkorridoren und ein erheblicher Finanzbedarf erhöhen die Fallhöhe der Entscheidung. Beobachter verweisen darauf, dass die Personalie formell über den Aufsichtsrat läuft und in der Bundesregierung abgestimmt wird. Entscheidend ist, ob die künftige Vorstandsspitze den Umbau der Strukturen mit der angekündigten Strategie verknüpfen kann und dabei das operative Geschäft stabilisiert.
Sollte die Präsentation am Montag gelingen, wäre das ein Signal für Tempo beim Neustart. Bleibt die Stelle hingegen noch offen, dürfte der Fokus zunächst auf den Reform-Eckpunkten liegen und die Personalfrage in den folgenden Tagen nachgezogen werden. In beiden Fällen wird eine enge Verzahnung von Netzsanierung, Baustellenmanagement und Fahrgastorientierung als Maßstab gelten, an dem sich Regierung, Bahnführung und Aufsichtsrat messen lassen müssen.
Quelle: ExtremNews