Landwirtschaftsminister macht eigene Metzgerei dicht

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Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) hat seine Metzgerei im bayerischen Haibach geschlossen. Kurz zuvor hatte die Verbraucherorganisation Foodwatch die Herausgabe von Kontrollberichten verlangt.
Am Tag der Abmeldung erfolgte in dem Betrieb noch eine behördliche
Kontrolle mit kleineren Beanstandungen. Eine Sprecherin Rainers
bestätigte dem "Spiegel" auf Anfrage, dass die Metzgerei am 27. Mai
abgemeldet wurde. Der Betrieb wurde dann zum 1. Juni geschlossen.
Die
Sprecherin begründete die Abmeldung damit, dass laut gesetzlichen
Vorgaben Mitglieder der Bundesregierung neben ihrem Amt kein Gewerbe und
keinen Beruf ausüben dürften. Zudem habe Rainers Sohn den Betrieb nicht
weiterführen wollen und es habe personelle Engpässe gegeben. "Die
Entscheidung hatte mit Anfragen zu Kontrollen nichts zu tun", teilte die
Sprecherin zur Aufgabe der Metzgerei mit.
Dass just am Tag der
Abmeldung noch eine lebensmittelrechtliche Kontrolle in der Metzgerei
stattfand, ist laut Darstellung der Sprecherin des Ministers und des
zuständigen Landratsamtes Straubing-Bogen Zufall. Es habe sich um eine
planmäßige jährliche Routinekontrolle gehandelt, teilte das Landratsamt
auf "Spiegel"-Anfrage mit. Einen Zusammenhang mit der Anfrage zu
Kontrollberichten habe es nicht gegeben.
Demnach gab es
geringfügige Beanstandungen, "die sofort zu beheben waren". Die Behörde
nennt das Auffüllen von Einmalhandtüchern, Reinigung von
Gewürzbehältern, Lagerung eines leeren Kartons im Gefrierraum und einen
aufgerauten Fußboden. Der Minister habe von der Kontrolle im Vorfeld
nichts gewusst, teilte seine Sprecherin mit. Auch diese habe nichts mit
der Aufgabe der Metzgerei zu tun, die Entscheidung dazu sei vorher
gefallen. "Es bestand keinerlei Zusammenhang zwischen der Kontrolle und
der Abmeldung."
Kurz zuvor hatten die Verbraucherorganisation
Foodwatch und zwei weitere Antragsteller die Herausgabe der
Kontrollberichte der Metzgerei verlangt. Noch bevor Rainer seine
Metzgerei abgemeldet hat, wurde er von der Behörde über die Anfragen
informiert. Das Landratsamt Straubing-Bogen hat die Anträge auf
Herausgabe der Kontrollberichte Ende Juni abgelehnt und dies mit der
Schließung der Metzgerei begründet. Ein Informationsanspruch bestehe
nur, wenn man Produkte des Lebensmittelunternehmers auch tatsächlich
erwerben könne.
Foodwatch hat nun Klage gegen das Landratsamt
Straubing-Bogen eingereicht, um an die Kontrollberichte zu gelangen.
"Kaum fragt Foodwatch an, macht Minister Rainer seine Metzgerei dicht
und verhindert so die Herausgabe der Kontrollberichte - das wirft Fragen
auf", sagte Foodwatch-Geschäftsführer Chris Methmann. Die Organisation
fordert generell, die Kontrollergebnisse von Lebensmittelbehörden
öffentlich einsehbar zu machen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur