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Ärztemuster: erst geschenkt, dann wird's teuer

Archivmeldung vom 05.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Mehr als 5,5 Milliarden Gratispackungen Ärztemuster dürfen die Pharmafirmen pro Jahr in den Praxen abgeben zwei Kleinpackungen pro Präparat, Arzt und Jahr. Die Motive der Industrie liegen auf der Hand: Die Ärzte sollen sich an die Medikamente gewöhnen und später in möglichst großer Zahl verordnen.

Welche Folgen hat das für die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen? Und gibt es sinnvolle Alternativregelungen, die es dem Arzt ermöglichen, neue Medikamente kennen zu lernen, ohne dass eine "Musterflut" die Praxen überschwemmt? Diesen Fragen ist das "Wissenschaftliche Institut der Techniker Krankenkasse für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen" (WINEG) nachgegangen. Das Fazit der Experten: Die Musterabgabe sollte zeitlich begrenzt werden auf die ersten zwölf Monate nach der Zulassung des Medikamentes. Anschließend sollte auf wirkstofffreie Muster umgestellt werden. So lässt sich auch bei speziellen Präparaten - zum Beispiel zur Inhalation oder zur Injektion - der Umgang erlernen.

Dr. Eva Susanne Dietrich, Direktorin des WINEG: "Amerikanische Studien haben gezeigt, dass die Ärzte Präparate häufiger verordnen, wenn sie davon auch Muster erhalten haben. Durch den Zugang zu Ärztemustern hat sich der Verordnungsanteil der so beworbenen Präparate, die meist überdurchschnittlich teuer sind, um 8,5 Prozent erhöht." Durch ein Verbot der Musterabgabe habe in den USA die Therapie mit Mitteln der ersten Wahl - also der eigentlich für die spezielle Erkrankung empfohlenen Medikamente - um 33 Prozent zugenommen.

Dietrich machte auch auf Probleme bei der Arzneimittelsicherheit aufmerksam: Arzneimittelmuster werden meist von Pharmavertretern in die Praxen geliefert und unterliegen damit nicht den üblichen Qualitätsvorgaben wie zum Beispiel einer Lagerungskotrolle oder einem kontrollierten Rückrufsystem. Viele Wirkstoffe sind auch temperaturempfindlich und überstehen eine Lagerung oder einen Transport in untemperierter Umgebung nicht unbeschadet."

Angesichts der geschilderten Qualitäts- und Kostenrisiken sei es sinnvoll, die Frist für die Musterabgabe auf ein Jahr nach der Zulassung zu begrenzen danach auf wirkstofffreie Muster umzustellen. Dr. Carl-Heinz Müller, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, begrüßte diesen Vorschlag: "Dadurch wäre sichergestellt, dass die Information statt des Pharmamarketings im Vordergrund steht. Und wir Ärzte müssten uns nicht länger des Vorwurfs erwehren, von der Industrie auf diesem Wege beeinflusst zu werden und die Gratispackungen der Pharmareferenten an unsere Patienten weiterzugeben."

Quelle: TK


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