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Migrations-Stress führt zu erhöhtem Cortisolspiegel

Archivmeldung vom 09.03.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.03.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Haarproben eignen sich, um das Stresshormon Cortisol nachzuweisen, wie hier am Fachbereich Psychologie der Philipps-Universität. Quelle: (Foto: Rolf Wegst) (idw)
Haarproben eignen sich, um das Stresshormon Cortisol nachzuweisen, wie hier am Fachbereich Psychologie der Philipps-Universität. Quelle: (Foto: Rolf Wegst) (idw)

Flüchtlinge weisen eine erhöhte Ausschüttung des Hormons Cortisol auf, die den Stress auf der Flucht und im Aufnahmeland widerspiegelt – aber nur, wenn die Ankunft noch nicht lange zurückliegt. Das zeigt ein Forschungsteam um die Marburger Psychologin Dr. Dr. Ricarda Mewes und ihren Kollegen Professor Dr. Urs Nater, indem es Haarproben von Migrantinnen und Migranten untersuchte. Menschen mit Migrationshintergrund, die dauerhaft in der Bundesrepublik leben, weisen dagegen einen erniedrigten Cortisolspiegel auf, schreibt die Gruppe im Fachmagazin „Translational Psychiatry“.

„Wir nutzen in unserer Studie das Hormon Cortisol als biologischen Marker, um das Stressniveau von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern zu messen“, sagt die Erstautorin Ricarda Mewes von der Philipps-Universität Marburg. Den Vereinten Nationen zufolge befanden sich im Jahr 2015 weltweit mehr als 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Zu den schweren traumatischen Erlebnissen, die Flüchtlinge in ihren Heimatländern erlitten haben, gesellen sich oft weitere traumatische Erfahrungen während einer risikoreichen Flucht. In den Aufnahmeländern sind die Migrantinnen und Migranten dann häufig mit einer unsicheren Zukunft, Sprachproblemen, Diskriminierung und der Trennung von ihren Angehörigen konfrontiert.

Das Hormon Cortisol gilt als Verbindungsglied zwischen Stress und stressbedingten Erkrankungen. Die Cortisol-Konzentration in den Haaren erlaubt es, die Ausschüttung des Hormons rückblickend über einen längeren Zeitraum von mehreren Monaten zu erheben. „Dies ist die erste Studie zur Cortisol-Konzentration im Haar, die jüngst geflüchtete Personen mit dauerhaft ansässigen Migranten vergleicht“, erklärt Mitverfasser Urs Nater.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergleichen in ihrem Aufsatz zum einen Menschen, die gerade erst geflüchtet sind, mit Personen, die aus der Türkei stammen und dauerhaft in der Bundesrepublik leben. Deutschstämmige Probanden ohne Migrationshintergrund dienen als Vergleichsgruppe. Zum anderen untersucht das Team zwei unterschiedliche Gruppen von Asylbewerbern: Bei den einen war eine Posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert worden, bei den anderen nicht.

Die Auswertung der Cortisol-Messungen ergab, dass Asylsuchende die höchsten Werte aufwiesen: Die Konzentration des Hormons in den Haaren liegt bei ihnen um 42 Prozent höher als bei deutschstämmigen Vergleichspersonen. Dauerhaft niedergelassene Migranten haben hingegen einen Cortisolwert, der um 23 Prozent niedriger ist als bei Deutschen ohne Migrationshintergrund. Zwischen Asylbewerbern mit und ohne Posttraumatische Belastungsstörung zeigte sich hingegen kein Unterschied in der Cortisol-Konzentration.

„Wer gerade erst traumatisierende Erfahrungen hinter sich hat, weist relativ hohe Cortisolwerte in den Haaren auf, während man bei Personen, deren Traumatisierung schon länger zurückliegt, eher niedrige Werte findet“, fasst das Team die Ergebnisse zusammen. Vermutlich beruht dies darauf, dass der Körper Gegenmaßnahmen einleitet, nachdem es zu einer Traumatisierung gekommen ist. „Sowohl eine zu hohe als auch eine zu niedrige Cortisolproduktion birgt das Risiko, dass sich eine stressbedingte Erkrankung entwickelt“, legt Mewes dar.

Ricarda Mewes ist in Psychologie und Medizin promoviert und arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Psychologie der Philipps-Universität. Urs Nater leitet die Marburger Arbeitsgruppe für Klinische Biopsychologie. Die Studie wurde finanziell gefördert durch den Europäischen Flüchtlingsfonds und die Volkswagenstiftung.

Quelle: Philipps-Universität Marburg (idw)

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