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Schon in den ersten zwei Lebensjahren bewegen sich Kinder zu wenig

Archivmeldung vom 29.07.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.07.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin: Grundstein für Bewegungsarmut von Kindern heute wird ganz früh geleg

Das Dilemma ist bekannt: immer mehr Kinder in Deutschland neigen zur Fettsucht, zeigen Koordinationsstörungen oder Störungen der Aufmerksamkeit. Unter den vielfältigen hierfür
verantwortlichen Einflüssen ist eine Ursache bisher unterschätzt worden: schon in den ersten beiden Lebensjahren bewegen sich viele Kinder zu wenig oder nicht richtig, betont Professor Dr. Hans-Michael Straßburg von der Universitäts-Kinderklinik Würzburg, Ärztlicher
Leiter des Sozialpädiatrischen Zentrums "Frühdiagnosezentrum" und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ).

Kinder, so die zentrale Botschaft der Kinder- und Jugendärzte, sollten von dem Neugeborenenalter an auf den Rücken gelegt werden. Damit tragen Eltern nicht nur aktiv zur Vermeidung des plötzlichen Säuglingstodes bei. Aus der Rückenlage heraus sind Säuglinge und Kleinkinder besser in der Lage, sich im Rumpfbereich zu drehen sowie Arme und Beine aktiv zu bewegen. Dadurch können sie sich mit der Zeit auch aktiv durch Festhalten und Abstützen eigenständiger aufrichten und so über das Sitzen und Stehen zum selbstständigen Gehen kommen.

Viele Kinder werden in einengenden Sitzen, Taschen oder Kinderwagen gelagert, oft auf weicher Unterlage und mit einer dicken Decke zugedeckt, so dass die wichtigen Dreh- und Strampelbewegungen im Rumpf verhindert werden. Viele Eltern üben mit ihren Kindern das
frühe passive Sitzen oder das Hinstellen in dem Glauben, sie würden damit seine Entwicklung fördern. Besonders das so genannte "Gehfrei" ist in keiner Weise geeignet, die wichtigen Übergangsbewegungen zwischen Sitzen und Stehen aktiv zu üben und stellt darüber hinaus
eine große Unfallgefährdung für die Kinder dar, warnt Straßburg. Ebenso sind Gehbewegungen mit Festhalten der Hände für das Erlernen sicherer und harmonischer Bewegungen für Kleinkinder nicht sinnvoll. Auch das längere Tragen der Kinder in Halterungen oder engen Tüchern dient nicht der optimalen Bewegungsentwicklung.

All diese gut gemeinten Hilfen für das Kind sind laut Straßburg verantwortlich dafür, dass Säuglinge Übergangsbewegungen nicht richtig erlernen und üben. Der entwicklungsfördernde Rhythmus, der von der Pflege und der Nahrungszufuhr sowie Bewegungsspielen mit den
Eltern, selbständigem Spiel des Kindes oder auch regelmäßigen Ruhephasen geprägt ist, gerate so durcheinander. Darüber hinaus werden heute bereits Kleinkinder immer häufiger mit audiovisuellen Medien wie Fernsehen, Videos oder PC-Spielen traktiert, kritisiert
Straßburg. Dies gehe eindeutig zu Lasten der Entwicklung, speziell der Förderung sicherer und vielfältiger Bewegungen, der Handgeschicklichkeit und dem aktiven Zusammenspiel mit seinen Bezugspersonen. Eine Folge davon ist, dass Kinder immer unruhiger werden und so Gefahr laufen, später vermehrt am Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) zu erkranken.

Um Kindern auch heute wieder einen natürlichen und festen Rhythmus für selbständige Bewegungen zu bieten, sollten die Eltern nach den Erfahrungen Straßburgs folgende Verhaltenstipps beherzigen:

  • Bereits ab dem 3. Monat können Säuglinge auf eine Krabbeldeckeauf dem Boden gelagert werden, damit sie ihre unmittelbare Umgebung entdecken können. Ab dem 6. Monat eignet sich ein -allerdings ausreichend großes - Ställchen. In dieser Phase ist es besonders wichtig, dass Kinder mit den Händen ihren Körper entdecken, die Füße zum Mund führen oder mit einfachen Gegenständen wie etwa einer Schale hantieren.


  • Im zweiten Lebenshalbjahr kommt es darauf an, dass Kinder Sicherheit im Aufrichten, Sich-Abstützen und Hinfallen-Können erfahren und so lernen, sich auch alleine beschäftigen zu können.
  • Im zweiten Lebensjahr wird ein Kind immer mehr seine weitere Umgebung entdecken. Möglich ist dies in einem gesicherten Teilbereich der Wohnung, etwa in einem mit einem Gitter gesicherten Zimmer, auf einem Sandspielplatz oder auf einer Wiese.
  • Reichliche Bewegungsfreiheiten im Bett und das Einhalten regelmäßiger Schlafzeiten tragen ebenfalls zu einer optimalen Entwicklung bei: dazu gehören eine nicht zu weiche Matratze, die Benutzung eines großen Strampelsackes (vor allem nachts) und der Verzicht darauf, Kinder in Seit- und Bauchlage zu betten.

Eltern, so Straßburg abschließend, die dies beachten und bestmöglich umsetzen, unterstützen ihr Kind in seiner autonomen Bewegungsaktivität oder erhöhen die Selbstzufriedenheit. Noch
wichtiger: sie leisten damit auch einen vorbeugenden Beitrag, dass bei Kindern künftig weniger Bewegungs- und Ernährungsstörungen sowie Verhaltensprobleme auftreten.

Pressemitteilung Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin e.V. vom 29.07.2005

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