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Vier Jahre Praxisgebühr: Steuerungswirkung verpufft

Archivmeldung vom 07.01.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.01.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Seit vier Jahren gibt es sie jetzt - die Praxisgebühr. 10 Euro zahlen wir beim ersten Arztbesuch in jedem Quartal. Das Geld müssen die Praxen für die gesetzlichen Krankenkassen eintreiben. Das Ziel war ursprünglich, die Patienten zu mehr Kostenbewusstsein zu "erziehen". Wir sollen nur dann zum Arzt gehen, wenn es wirklich nötig ist - und dann auf jeden Fall immer erst mal zum Hausarzt.

Nach vier Jahren zeigt sich: Diese Steuerungswirkung ist heute weitgehend verpufft. Die Fallzahlen in vielen Arztpraxen sind wieder so hoch wie vor dem 1. Januar 2004. Der Vorsitzende des Ärzteverbundes MEDI Deutschland, Dr. Werner Baumgärtner, sagt: "Die Praxisgebühr nützt inzwischen überhaupt nichts mehr. Einfach deshalb, weil's auch zu viele Ausnahmen gibt, wer jetzt die Praxisgebühr bezahlt oder wer sie nicht bezahlt. Und wir stellen auch in der Praxis fest, dass ein Teil der Patienten, wenn er die Praxisgebühr bezahlt hat, dann auch motiviert ist zu sagen: "Jetzt erst recht! Ich gehe jetzt zu verschiedenen Fachärzten, damit ich das jetzt auch ausnütze, dass ich die Gebühr bezahlt habe."

Damit geht der Schuss buchstäblich nach hinten los. Was sich dagegen auch nach vier Jahren nicht geändert hat, sind Unmut und Ärger in den Arztpraxen, wenn die Patienten zur Kasse gebeten werden. Arzthelferin Alexandra Ormanidou: "Anfang des Quartals ist es extrem, weil es zu vielen Wartezeiten auch führt. Ende des Quartals ist es sehr schwierig, weil Patienten manchmal eine Woche, zwei Wochen vor Quartalsende krank werden und dann die 10 Euro zahlen müssen. Und ansonsten immer wieder Kommentare: "Ach, Sie gehen damit Kaffee trinken!" und "Was machen Sie damit? Gehen Sie einkaufen?" Das kann man sich manchmal anhören, aber auch nicht immer."

Für die Arztpraxen bedeutet die Praxisgebühr nur bürokratischen Mehraufwand - für den sie übrigens von den Krankenkassen nicht bezahlt werden. Im Gegenteil: oft legen die Praxen noch drauf. Denn die Kassen ziehen die 10 Euro für jeden Patienten von vornherein ab - egal, ob der Patient bezahlt hat oder nicht. In jeder Praxis gibt es Patienten, die nicht regelmäßig bezahlen. Und dazu gibt's um die Praxisgebühr immer wieder Frust und schlechte Stimmung zwischen Patienten und Praxis-Team. Und das wegen einer Verwaltungs-Aufgabe, die - so der MEDI-Vorsitzende - in der Arztpraxis nach wie vor nichts zu suchen hat.

Dr. Werner Baumgärtner sagt dazu: "Es ist ein reines Inkasso für die Krankenkasse. Es sind Gelder, die praktisch durchlaufende Posten sind und an die Krankenkassen weitergehen. Es kostet uns viel Geld und bringt eigentlich nichts."

Die Forderung des Ärzteverbundes in Sachen Praxisgebühr ist also auch nach vier Jahren mehr als eindeutig:

Nach der Meinung von Dr. Werner Baumgärtner gehört deshalb die Praxisgebühr wieder abgeschafft, und die Krankenkasse sollte die Praxisgebühr über ihre EDV bei den Leuten einziehen, so wie sie Zuzahlung einzieht, und sollte die Ärzte in den Praxen von dieser Bürokratie entlasten.

Die vor vier Jahren eingeführte Praxisgebühr mit 10 Euro pro Quartal sorgt immer noch für eine Menge Arbeit und Ärger in den Arztpraxen. Die erhoffte Steuerungswirkung, dass die Patienten kostenbewusst erst zum Hausarzt gehen sollen, ist dagegen weitgehend verpufft.

Quelle: MEDI Deutschland

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