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Liebe geht DOCH durch den Magen: Von bleibendem Wert

Archivmeldung vom 09.08.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.08.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Dinge kommen und gehen. Beziehungen auch. Hin und wieder aber findet sich etwas von bleibendem Wert. Das ist dann echte Liebe ...

Mit Glas ist das bekanntermaßen so eine Sache, grundsätzlich und überhaupt. Mit Gläsern auch, genauso wie mit Porzellan: sie sind zerbrechlich. Weshalb man beides auch in Verpackungen verschickt, wenn man sie verschickt, die mit einem entsprechend warnenden Vermerk versehen sind. Was allerdings nicht immer hilft. Und auch nicht wirklich immer stimmt.

Die Dinge, die man zerbrechen möchte, erweisen sich grundsätzlich als unzerstörbar und werden auch einen Atomkrieg überstehen. Das weißt Du aus eigener Erfahrung; Bühnenrequisiten zum Beispiel bersten eigentlich nie, wenn man es von ihnen erwartet. Und auch das eine oder andere Wurfgeschoss in Wutsituationen hat sich schon als erstaunlich haltbar erwiesen, obwohl Du Dir doch so einen netten demonstrativen Knall und viele Scherben gewünscht hattest.
Andererseits kann bereits beim vorsichtigen Abspülen plötzlich etwas in der Hand zerbrechen, das vorher noch ganz robust aussah und es nach Deinem Wunsch auch hätte bleiben sollen.

In diesem Fall handelt es sich um eines der Gläser, die Du von Deinen Eltern geerbt hast. Das Set ist ohnehin in den letzten sechzig Jahren durch natürlichen Verschleiß reduziert worden und nun ist noch eines von Dir gegangen. Das ist ärgerlich. Und es ist traurig, weil mit den Überresten, die Du nun zusammensammelst, auch Erinnerungen in den Mülleimer wandern. Und da der Volksmund darauf besteht, dass nur zu Bruch gegangenes Porzellan Glück bringt, fällt es Dir schwer, der Sache etwas Positives abzugewinnen.

Deine Eltern nannten sie ihre „Vico-Torriani-Gläser“, da sie in der feinen Gravur auf den dünnwandigen Bechern, einem Mann mit Mandoline, irgendetwas sahen, was sie an diesen von ihnen hoch geschätzten Sänger und Entertainer erinnerte, vielleicht an einen seiner vielen Schlager.
Das waren die Fünfziger Jahre gewesen, die Du nur vom Hörensagen kennst; die Zeit, in der alle Deutschen nach Italien wollten, um dort Urlaub zu machen, egal ob im Kabinenroller oder in einer Isetta. Die Deutschen eroberten italienische Strände und im Gegenzug nisteten sich gigantische Korbflaschen in deutschen Wohnstuben ein.

Deine Familie kam nie bis Italien, sondern blieb immer bereits im Fränkischen bei der Verwandtschaft hängen. So entging Euch „la dolce vita“, abgesehen von der Musik. Neben Herrn Torriani machten sich Caterina Valente und schließlich Rita Pavone als deren beständige Lieferanten verdient, dann setzte das Verständnis Deiner Eltern aus. Adriano Celentano war schon deutlich zu modern für sie.
Was insofern schade war für Dich, als Du vor dem Stimmbruch nie wie Heintje singen und Deine Verwandtschaft deshalb auch nie mit Liedern bezaubern konntest und somit im Stimmbruch erneut keine Chance hattest.

Das waren die Siebziger Jahre und eher spät und zögerlich entdeckte Deine Sippe die italienische Küche.
Du erinnerst Dich noch gut an erste Pizzeria-Erlebnisse. Das Konzept überbackenen Käses hatte in Deiner mehr an Schnitzel und Haxen orientierten Umwelt eher Skepsis ausgelöst und Größe sowie Inhalt der Espressotassen zu Stirnrunzeln geführt.

Frühe Versuche, zu Hause eine Pizza zu rekonstruieren, endeten glimpflich, allerdings hatte das Resultat weder im Aussehen noch im Geschmack wirklich Ähnlichkeit mit dem, was die Profis so auf die Platte brachten.
Alle Bemühungen Deiner Mutter, Spaghetti Bolognese zu kopieren, gerieten zu durchaus nicht uninteressanten, insgesamt jedoch recht deutsch schmeckenden Varianten von „Nudeln mit Haschee“.
Und Salate mit Käse, Eiern, Thunfisch oder Schinken zu mixen, führte erst einmal zu Unverständnis.

Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deswegen, war diese Zeit für Dich der Anfang von etwas Großem, der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Ja, man kann sagen, dass die Sehnsucht nach dem echten italienischen Geschmackserlebnis zu einer Liebesaffäre führte, die nun seit Jahrzehnten anhält.

Auch wenn Du Dich selbst nicht zu den großen Köchen zählst und sich einige Menschen, die meinten, Dich bekochen zu müssen, um Dein Herz zu erobern, Dich milde zu stimmen oder eine Gelegenheit zu haben, sich selbst den Bauch vollzuschlagen und einen anderen (nämlich Dich) mit dem Abwasch sitzenzulassen, schon bitterlich darüber beklagten, was alles in Deiner Küche NICHT vorhanden ist, das dort (Ihrer Meinung nach) unbedingt sein sollte, so gibt es doch einige Dinge, auf die Du nie verzichten würdest. Dazu gehören unter anderem auch ein leckerer Balsamico und gutes Olivenöl.

Die italienische Küche und Du, Ihr seid ein wirklich hübsches Paar geworden, daran haben auch wiederholte Abenteuer mit chinesischem Essen letztlich nichts geändert. Du gibst ernsthaft jedem, der Dich nach Deinem Lieblingsgericht fragt, zur Antwort: „Spaghetti mit Pasta“ - wobei die Menschen Dir an Deinen Augen ansehen, dass Du es auch so meinst.

Manche finden, Du solltest Dich deshalb in Therapie begeben. Glücklicherweise und zur Freude Deines Therapeuten gibt es dafür aber doch wesentlich bessere Gründe. Du hast noch nie mit ihm über die italienische Küche gesprochen. Vielleicht, weil diese Beziehung Dir doch zu ernst ist, zu wichtig … und insgesamt auch nur positiv und ausgesprochen konstant.
Sie dauert bereits wesentlich länger an, als jede Liebesbeziehung zu anderen Menschen bisher. Und sie hat Dich auch in der Vergangenheit bereits aus vielen seelischen Tiefs gerettet, gerade auch aus solchen, die durch Liebesnöte ausgelöst worden waren. Was, wenn Du es genau betrachtest, Deinem Therapeuten noch nicht wirklich geglückt ist.
Immerhin jedoch hat er Dir beibringen können, die Dinge weniger negativ zu sehen, als Du das früher getan hast. Das führt Dich zurück zu dem zerbrochenen Glas.
Ja, es ist sehr schade darum. Aber letztlich war es eben nur Glas. Du wirst die Erinnerung, die damit verbunden war, auch so bewahren, das steht außer Frage.

Und apropos „Erinnerung“: Dir fällt gerade ein, dass Du da noch diesen leckeren Likör im Schrank hast. Warum also nicht diesen Anlass nutzen, um ein noch vollständiges und bislang unbeschädigtes Glas zu erheben auf die positiven Dinge, die guten Erinnerungen, auf das, was vergangen ist, was sich verändert hat und auf das, was bleibt.

Also schenkst Du Dir ein Glas ein und trinkst – auf Deine Eltern, auf Vico Torriani, auf Deine große Liebe: die italienische Küche ... und auf Dich selbst.

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.

Schüttel-Pizza

Rezept für 2 Portionen
Zutaten:

250 g Salami
250 g Käse (Gouda)
250 g Champignons, frisch
1 Paprikaschote(n), rot
1 Paprikaschote(n), gelb
3 Ei(er)
250 ml Milch
180 g Mehl
2 EL Kräuter, gemischt und gehackt

Zubereitung:

Salami würfeln, Gouda reiben, Champignons putzen und in Scheiben schneiden, Paprika waschen, putzen und würfeln. Eier, Milch, Mehl und Kräuter (TK oder frisch) verquirlen und mit den anderen Zutaten in eine verschließbare Schüssel geben, diese verschließen und alles gut durchschütteln. Eventuell noch mit einem Teigschaber durchrühren. Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech streichen und bei 180°C (Umluft 160°C) ca. 25 min backen.

Arbeitszeit: ca. 40 Min.

Vegane Pizza mit Hefeschmelz

Rezept für 2 Portionen
Zutaten:

200 g Vollkorn-Dinkelmehl
1/2 Pck. Hefe, frisch
100 ml Wasser, lauwarm
2 EL Olivenöl
etwas Meersalz
4 EL Hefeflocken (Edel-)
2 EL Margarine, vegan
3 TL Weizenmehl
150 ml Wasser, lauwarm
1 TL Senf
100 ml Tomatensauce, vegan
Rosmarin
Oregano
Öl (Knoblauch-)
1 halbe Paprikaschote(n), rot
einige Pfefferschote(n), mild, eingelegt
2 kleine Zwiebel(n)
einige Oliven (Kalamata), entsteint 

Zubereitung:

Zuerst für den Pizzateig 200 g Mehl in eine Schüssel füllen, in eine kleine Mulde die Hefe bröseln. Mit 100 ml lauwarmem Wasser vermengen, etwas Salz und 2 EL Öl dazugeben. Nach Belieben noch Oregano (getr.) mit untermengen. Den Teig ordentlich durchkneten, mit sauberem Küchentuch abdecken und an einem warmen Platz 30 Minuten gehen lassen.

In der Zwischenzeit die Paprikahälfte waschen, putzen und in dünne Streifen schneiden. Die Zwiebeln abziehen, halbieren und in dünne Ringe schneiden. Pfefferonen aus dem Glas nehmen, Strunk entfernen und in Scheiben schneiden. Oliven aus dem Glas nehmen und abtropfen lassen.

Pizzateig nochmals ordentlich durchkneten, dünn ausrollen und mit der Tomatensauce bestreichen. Mit dem Gemüse belegen.

Für den Hefeschmelz in einem kleinen Topf die Margarine schmelzen, mit dem Schneebesen 3 TL Mehl einrühren, mit 150 ml Wasser aufgießen. Hefeflocken, 1 TL Salz und etwas Senf hinzu (Vorsicht, der Senf soll Geschmack geben, aber nicht dominieren. ca ein TL reicht aus). Unter Rühren noch kurz aufkochen lassen, dann mit einem Löffel über die Pizza tröpfeln.
Nach Geschmack noch etwas Oregano über der Pizza verteilen.

Im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad bis zum gewünschten Bräunungsgrad backen.

Sehr lecker: Über die noch heiße Pizza etwas frisches Knoblauchöl geben. dafür einfach 2 Knoblauchzehen in etwas Öl pressen, verrühren - fertig

Natürlich kann die Pizza je nach Geschmack auch mit jedem anderen Gemüse belegt werden.

Arbeitszeit: ca. 30 Min.

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