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Liebe geht DOCH durch den Magen:Halloween ist jeden Tag

Archivmeldung vom 27.10.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.10.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Ernsthafte Gespräche zwischen Müttern und Töchtern sind keine Seltenheit … wenn man der Literatur glauben darf. In der Realität treten mitunter gewisse Schwierigkeiten in solchen Dialogen auf. Erst recht, wenn dabei Fragen gestellt werden wie „Meinst du das jetzt politisch oder sexuell?“

Irgendwie wird die ganze Welt immer seltsamer. Das ist Dir schon länger aufgefallen, nicht nur bei einem Blick auf Deine weit verstreute Verwandtschaft, die jedem Kuriositätenkabinett zur Ehre gereichen würde. Gut, dass Du in unmittelbarer familiärer Nähe Menschen um Dich hast, die Dir dabei helfen, die sich wandelnde Realität zu verstehen und Dir sagen, wie alles zusammenhängt und wovon was kommt.

Zum Beispiel diese Globalisierung, von der alle reden (oder zumindest geredet haben … sie scheint inzwischen – rein nachrichtentechnisch – in Ungnade gefallen zu sein): die hat mit Coca Cola begonnen. So zumindest sieht das Deine Mutter. Und bis heute hat sie (die Globalisierung, nicht Deine Mutter) immer mehr Dinge an die Gestade deutscher Gemütlichkeit gespült, die da nicht wirklich hingehören. Popcorn zum Beispiel. Oder Halloween.

Ja, die Sache mit Halloween hat sich erstaunlicherweise auch in der eher ländlichen Umgebung Deines Elternhauses herumgesprochen, was Deine Mutter nun dazu zwingt, sich Gedanken darüber zu machen, ob sie es mag oder nicht. Was Dir relativ egal sein könnte, wenn in Deiner Mutter nicht noch dieser alte 68er-Kern stecken würde, der Dinge „ausdiskutieren“ möchte … oder wenn sie zu diesem Zwecke ein anderes Opfer fände als gerade Dich.

Nach einem gelungenen Einstieg zum Thema „Schutzgelderpressung“ und „Mafia“, den Du fast noch mit Interesse verfolgt hast, gehen leider die metaphorischen Gäule mit ihr durch und sie prescht in gestrecktem Galopp durch die leicht verwilderten Gärten eines lange nicht mehr gepflegten Salon-Anti-Amerikanismus, durcheilt die Niederungen einiger absurder Verschwörungstheorien, um dann gedanklich vor der eigenen Haustür abrupt zu stoppen mit der Bemerkung „Ich werde diese Tür nicht öffnen, um diese kleinen Biestern aus der Nachbarschaft für ihre Unverschämtheit auch noch zu belohnen! Was soll denn das? Warum soll ich an diesem einen Tag im Jahr akzeptieren, was ich an den anderen Tagen auch nur blöd fände? Das ist wie mit dem 1. April. Den konnte ich auch nie leiden. Als Konzept, meine ich ...“

Bis zu diesem Zeitpunkt war das „Ausdiskutieren“ eher ein „Ausreden“ und sehr einseitig. Bevor es Dir selbst bewusst wird, was Du tust, hörst Du eine Stimme sagen, die vertraut nach Deiner eigenen klingt: „Mama, du hast das noch nicht ganz erfasst. Halloween ist jeden Tag.“
„Ah“, meint Deine Mutter und ein Fragezeichen steht in ihrem Gesicht, das gleich darauf in Worte gefasst wird … und zwar die ihrer Lieblingsfrage: „Meinst du das jetzt politisch oder sexuell?“
„Beides“, erklärst Du leichthin und zuckst die Schulter in der Hoffnung, die Debatte damit beenden zu können. Kannst Du aber nicht.
„Das solltest du mir erklären.“ Und sie verschränkt die Arme vor der Brust in dieser Dir bestens bekannten Du-redest-mal-wieder-Unsinn-Haltung.

„Über die Politik müssen wir wirklich nicht mehr reden. Weder hier noch generell. Ich erinnere an unsere Abmachung von 1988: Ich sage nichts und du fragst nicht. Bleibt also der sexuelle Aspekt, den ich an dieser Stelle auch lieber nur streife. Die Stichworte sind 'Kürbislaternen' und 'Masken'.“

Für diese Anspielung erntest Du Unverständnis. Das kann man Deiner Mutter nicht verübeln, denn die von Dir erwähnte Vereinbarung schließt nicht nur Politik ein, sondern – und das in besonderem Maße – Dein Liebesleben. Wie soll sie also wissen, mit welchen eigenartigen Typen Du Dich während der vergangenen Jahre eingelassen hast?

Da Du Dich nicht dazu verleiten lassen willst, Dein diesbezügliches Schweigegelübde zu brechen, bleibt Dir nur die Flucht ins Allgemeine: „Männer“, sagst Du und lässt dieses Wort für einen Moment im Raum (also der Küche) stehen.
Dann fährst Du fort: „Wie viele Menschen kennst du, die nicht ständig eine Maske tragen? Und wie viele davon sind Männer? Und wie viele unter denen sehen nicht aus wie Kürbislaternen?“

Um einer Antwort zuvorzukommen, fügst Du rasch an: „Diese Fragen sind rein rhetorisch. - Im Ernst, Mama: Sich in irgendeiner Weise zu verkleiden und hinter Masken zu verstecken ist Bestandteil des Lebens in unserer Gesellschaft. Und 'Süßes oder Saures' ist – Mafia hin oder her – doch eines ihrer wichtigsten Prinzipien, oder irre ich mich?“

„Ach, Kind“, sagt Dein Gegenüber und Du hasst es, sowohl „Kind“, als auch dieses „Ach!“ und erst recht beides zusammen und noch viel mehr die Art, WIE sie es sagt. „Wer hat dich nur so enttäuscht?“
Dazu setzt sie einen von diesen Dackelblicken auf und Du siehst dahinter das Gleiche, was Du hinter ihren Worten hörst: die unausgesprochene Angst „Meine Tochter wird eine alte Jungfer werden und ich werde nie Enkelkinder haben, deren Zahngesundheit ich mit Süßigkeiten ruinieren kann.“
Denn eigentlich ist Deine Mutter wild auf Kinder, ungeachtet ihrer Ausführungen über die der Nachbarn. Sie sollten eben nur am besten blutsverwandt sein. Dann dürften sie auch die ganze Nacht über in den bescheuertsten Verkleidungen an die Tür wummern und sie würde sie jedes Mal voller Wonne mit Süßigkeiten bedenken und einem noch viel tausendmal süßeren (aber für die Zähne trotzdem gesünderen) Großmutterlächeln.

„Ich bin nicht enttäuscht“, begehrst Du auf, „ich bin auch nicht frustriert. Ich bin nur realistisch.“ Das musste einmal gesagt werden. Und während Du es sagtest, flammte für einen Augenblick eine Erinnerung auf, ausgelöst durch den Gedanken an Deine (noch) nicht vorhandenen Kinder …

In der Stadt, in der Du wohnst, hatte Halloween schon vor Jahren Einzug gehalten. Aber Du hattest es nicht bemerkt, weil Du zu sehr damit beschäftigt gewesen warst, eine Beziehung zu beenden. Sein Name war Gökmen gewesen … und ist es sicherlich noch immer. Er stammt aus der Türkei und er hatte einmal so sehr wie der Mann gewirkt, auf den Du gewartet hattest, dass Du Dich einfach in ihn hattest verlieben müssen.
Für einige unglaubliche Monate warst Du mit ihm glücklich gewesen. Selbst Deine Mutter hatte ihn innig ins Herz geschlossen – zum einen, weil er sehr gutaussehend und charmant und schlicht ein Schatz war, zum anderen, weil ihre unbewältigte Vergangenheit aus der Phase internationaler Friedensfeste mit Lagerfeuern, Gitarre und mehrstimmigem „Blowin' in the wind“ und „Kumbaya“ ihr einen Schwiegersohn aus einem fremden Kulturkreis besonders attraktiv erscheinen ließ. Für Dich hatte Gökmen andere Vorzüge gehabt, sehr viele sogar … und am Ende doch nicht genug. Es hatte Zeit gebraucht, das festzustellen und es hatte weh getan, als Du es Dir hattest eingestehen müssen.

Und dann klingelte diese Schar verkleideter Kinder an Deiner Tür und ihr Anblick machte Dir klar, dass Halloween gekommen war und diese Bande von Knirpsen sich vorgenommen hatte, fette Beute zu machen. Das Einzige, was Du zu bieten hattest, war diese Schachtel türkischen Konfekts gewesen, das erstaunlicherweise selbst Dir zu süß gewesen war. Gökmens letztes Geschenk.

Die leicht entgeisterten Blicke der nach Schokoriegeln gierenden Kinder sind Dir noch sehr präsent. Sie haben seitdem nie wieder an Halloween ihr Glück bei Dir versucht …

Nein, Du bist nicht enttäuscht. Und Du bist nicht frustriert. Aber Du bist ein wenig traurig, wenn Du daran denkst – an das war war, an das was hätte sein sollen.

„Weißt du was, Mama?“ Du holst tief Luft. „Lass' uns einfach nicht mehr davon reden, okay? Wir besorgen uns einen riesigen Kürbis, nehmen ihn aus, basteln aus den Innereien eine von diesen phantastischen Suppen, wie Oma sie gemacht hat; und aus dem Rest machen wir eine 1A-Kürbislaterne.“
„Ich weiß nicht ...“, meint die Angesprochene skeptisch und Du wiederum weißt nicht, worauf sich das bezieht: auf Deine Beteuerungen, nicht frustriert zu sein, auf einen besonderen Teil Deines Vorschlags oder irgendwie auf alles zusammen.
Nun bist Du lange genug ihr Kind, um von ihr gelernt zu haben, wie man Zweifel oder – im Falle desselben – die Wünsche anderer schlichtweg ignoriert.

„Natürlich weißt du. Du weißt, dass das ein toller Vorschlag ist. Und was die Kinder betrifft, hab' ich auch eine Idee ...“
Sie rollt mit den Augen, aber davon lässt Du Dich nicht beirren.
„Ich werde Dir am PC ein schönes Schild in Spiegelschrift machen, auf dem steht: 'Wer das nicht lesen kann, kriegt hier nichts.' Wenn du Glück hast, schreckt es alle ab. Und wenn nicht, haben die, die es lesen konnten, eine Belohnung verdient. Oder nicht?“
Deine Mutter zuckt die Schultern.
„ICH werde Dir einen Beutel Süßzeug kaufen, den du an sie weitergeben kannst.“
„Bitte, wenn du meinst. Dann lass' uns das eben so machen. Vermutlich wird es dir guttun, die Innereien eines Kürbis' zu vermatschen. Das baut Frustrationen ab.“

„Ich bin NICHT ...“ setzt Du an, doch sie unterbricht Dich: „Nein, natürlich: Du bist NICHT. Aber matschen darfst du trotzdem.“

Wer könnte einem solchen Angebot schon widerstehen?

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgt hier nun das Rezept (das Zweite ist vegan).

Kürbissuppe

Zutaten für 6 Portionen
1 kleiner Kürbis(se) (ca. 15 - 20 cm Durchmesser)
4 m.-große Möhre(n)
1 m.-große Gemüsezwiebel(n), rot, gewürfelt
¼ Knollensellerie
2 Zehe/n Knoblauch, in dünne Scheiben geschnitten
8 EL Olivenöl
¼ Bund Petersilie, frisch oder TK, gehackt
1 EL Balsamico (Crema di Balsamico)
1 TL Salz
1 TL Pfeffer
1 TL Currypulver
500 ml Wasser
100 ml Sahne
100 g Schmand
125 ml Weißwein (Riesling)
½ Gemüsebrühwürfel

Zubereitung
Die Knoblauchscheiben und Zwiebelwürfel mit Olivenöl in einem großen Topf anschwitzen. Möhren, Sellerie und Kürbis schälen, in Würfel schneiden, hinzufügen.

Kurz auf hoher Stufe erhitzen und anschließend sofort mit Wasser ablöschen. Salz, Pfeffer, Curry und den zerbröselten Brühwürfel hinzufügen und ca. 20 Minuten auf mittlerer Stufe köcheln lassen.

Anschließend mit einem Pürierstab zur homogenen Masse zerkleinern. Sahne, Schmand und Riesling in einem Rührgefäß verquirlen und der Suppe hinzufügen und kurz aufkochen. Die Suppe nun in ein Serviergefäß geben und mit Petersilie und Balsamicocreme dekorieren.

Kürbissuppe mit Oliven auf mediterrane Art

Zutaten für 4 Portionen
1 Kürbis(se), (Hokkaido), ca. 1 kg
2 Schalotte(n)
2 Knoblauchzehe(n)
1 Zweig/e Rosmarin
50 g Mandelsplitter
80 g Oliven
2 Äpfel
4 m.-große Kartoffel(n)
750 ml Gemüsebrühe
Meersalz und schwarzer Pfeffer
Soja-Sahne oder Schmand
Mandelsplitter und Rosmarin für die Dekoration

Zubereitung
Den Kürbis putzen und mit der Schale in Würfel schneiden. Die Kartoffeln schälen und ebenfalls in Würfel schneiden. Die Äpfel schälen, vierteln, das Kerngehäuse entfernen und das Fruchtfleisch in Spalten schneiden. Die Oliven entkernen und halbieren. Schalotten und Knoblauchzehen schälen und fein hacken. Die Mandelsplitter bei geringer Hitze ohne Öl goldbraun anrösten.

Öl in einem großen Topf erhitzen, Knoblauch, Zwiebeln und Rosmarin kurz anbraten, anschließend Kürbis, Äpfel, Kartoffeln und Oliven hinzufügen und kurz mitbraten. Die Mandelsplitter dazugeben und mit der Gemüsebrühe ablöschen, aufkochen lassen und bei mittlerer Hitze zugedeckt 20 bis 25 Minuten kochen.

Den Topf vom Herd nehmen, den Rosmarinzweig entfernen und die Suppe mit einem Mixstab pürieren. Salzen und pfeffern, eventuell mit Sahne oder Schmand, Mandelsplittern und einem kleinen Rosmarinzweig dekorieren.
Arbeitszeit: ca. 35 Min.

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