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Liebe geht DOCH durch den Magen: Die Schokoladen- und Kuchen-Krise

Archivmeldung vom 19.05.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.05.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Bekanntlich gibt es auf jede Frage eine Antwort. Und die lautet: Schokolade. - Was aber, wenn gerade keine Schokolade zur Hand ist … und nicht einmal der kleinste Krümel eines Keks' oder Kuchens … und das alles auch noch in der psychisch höchst sensiblen Phase eines Beziehungsdramas mit Türknallen? Und was, wenn dann nicht einmal die einfachsten Zutaten im Hause sind, um selbst etwas zu backen? - Das ist eindeutig eine Krise. Eine „Schokoladen-und-Kuchen-Krise“, um genau zu sein.

Das Zuknallen der Tür ist laut und brutal und damit irgendwie passend. Ein akustisches Ausrufezeichen hinter dem letzten Satz, der schon leicht geknurrt war. Und alles, was Dich daran stört, ist, dass es SEIN Satz war und SEIN Ausrufezeichen.

Nicht, dass er deswegen recht hätte. Aber er hat ein Zeichen gesetzt und sich ein wenig Wut von der Seele geschafft, bevor er verschwunden ist. Und natürlich ist er verschwunden. Das macht er ja immer so: wenn ihm die Argumente ausgehen, läuft er weg. Nicht gerade das, was man „Streitkultur“ nennt.

Du suchst nach etwas, was Du gegen die Tür werfen kannst. Es soll auch ein lautes Geräusch erzeugen ... aber, bitte, nicht Schaden anrichten und nicht kaputt gehen. Kaputt ist schon genug in diesem Moment. Und Du findest nichts, zumindest nicht sofort. Aber ohne Spontaneität hat das alles keinen Sinn und nun bist Du umso mehr frustriert.

Für einen Augenblick ist Dir zum Heulen zumute. Also setzt Du Dich erst einmal hin, machst die Augen zu, nimmst das Gesicht in Deine Hände und schluchzt ein wenig, aber so richtig wollen die Tränen nicht kommen. Nicht mehr. Das ist ja nun nicht das erste Mal, dass ein Gespräch mit ihm so endet. Irgendwann sind dann auch keine Tränen mehr da; es ist eher ärgerlich als wirklich dramatisch.

„Ich liebe ihn vor allem, weil man mit ihm so toll streiten kann.“ - Welche Idiotin hat das gesagt? Oder gibt es Männer, mit denen man das wirklich kann? Wenn ja, warum hast Du keinen davon abbekommen? Bevor Dir dazu eine Antwort einfällt, ist da erst eine andere Erkenntnis: das ist ein Moment, der nach Schokolade schreit!

Du solltest nicht weiter grübeln und vor allem Dich nicht weiter aufregen. Nein, werde ruhig. Schokolade ist heilend. Dunkle Schokolade, die ganz viel Glückshormone frei setzt ... Glückshormone? Gibt es die noch in Deinem Körper? - Vielleicht. Aber Schokolade gibt es keine in diesem Haushalt, denn Du hast ja gerade wieder einmal beschlossen zu entsagen, um ... Warum eigentlich? Um auszusehen wie einer der unnatürlichen und unverschämt überbezahlten Hungerhaken auf diesen Mode- und Klatsch-Illustrierten?

Was hast Du da im Internet gelesen, als Du auf der Suche nach billigen Urlaubsflügen warst? - Eine von diesen dauerjugendlichen Hollywood- Matronen ernährt sich jetzt von Babybrei... Das ist lächerlich. Aber der Gedanke an die geplante Urlaubsreise bringt Dir Dein ganzes Elend zurück. Damit hat ja alles angefangen ... STOP!

Nein, Du wirst nicht weiter darüber nachdenken. Tu' Dir statt dessen etwas Gutes. So wie früher. Vergiss das alles jetzt, das ist nicht zu ändern im Moment. Er ist weg. Also versuche, das Beste daraus zu machen. Draußen scheint die Sonne ...

Früher gab es immer wieder einmal diese Stimmungen ... Schwermütige Lieder von Leonard Cohen und ein melancholisches Gläschen Sahnelikör am späten Nachmittag, dazu Kuchen ... oder .... und jetzt schau Dir dieses wunderbare Bild an: die Sonne auf dem Rasen ... Maigrün und leichtes Vanillegebäck.

Du hast keinen Sahnelikör. Aber zumindest einen Whisky, irisch ... ein wenig harzig, findest Du zumindest. Aber egal. Damit lässt sich doch bestimmt etwas anfangen. Und Gebäck oder Kuchen – das muss doch auch möglich sein.

Eigentlich, wenn Du schon in der Küche wurschtelst, wäre es Dir am ehesten nach Frikadellen: etwas zusammenzumatschen, zu kneten, zu klopfen ... das hätte jetzt was. Aber einen Teig zu kneten geht auch. Und ja, es sollte wirklich etwas Süßes sein, unbedingt. Süß ... Karamell vielleicht ... naja, wenn alle Stricke reißen, dann Karamell - obwohl Du bei solchen Versuchen schon gefährlich wirkende und nicht gerade appetitlich duftende Rauchschwaden produziert hast.

Was käme denn in Frage? Eine spanische Mandeltorte wäre phantastisch. Aber dazu braucht man Zitronenschalen. Und Zitronen sind keine da. Oder vielleicht doch Limetten ... was aber keinen Unterschied macht, denn die hast Du auch nicht. Und Mandeln schon gar nicht ... was vielleicht doch zeigt, dass diese Idee nicht die Beste ist.

Was ist denn überhaupt noch da? - Da ist Backaroma im Schrank. Immerhin. Aber eigentlich möchtest Du nichts, was zu künstlich ist. Und da ist ... eine nicht näher gekennzeichnete Flüssigkeit in einer kleinen Flasche, der es leider an jeglicher Beschreibung mangelt. Also vorsichtig den Deckel abheben und schnuppern: riecht erst harmonisch, dann stechend, tief in den Körper gehend, belebend ... und gibt Dir leider immer noch keinen Aufschluss darüber, was es sein könnte. Unter diesen Umständen solltest Du lieber auf den Gebrauch verzichten.

Gibt es denn gar nichts in diesem Haushalt, dass in einer solchen Krisensituation eingesetzt werden könnte zur seelischen Wundheilung? Offenbar nicht. Eine furchtbare Erkenntnis. Und jetzt kommen Dir auch die Tränen und Du schwörst Dir, solange Du mit diesem Mann zusammen bist – wobei Du vermeidest darüber nachzudenken, ob das lieber länger oder kürzer sein sollte – immer etwas in Reserve zu halten, was Dich aufbauen kann: etwas Süßes und ganz und gar Ungesundes.

Also nimmst Du Dir vor, aus dem Haus zu gehen und Dir etwas zu besorgen. Er kann weglaufen ... und warum sollst Du das nicht auch können? - Nur DU wirst nicht mit der Tür knallen, Du wirst sie ganz leise zumachen und abschließen, wie es sich gehört. Du bist schließlich eine zivilisierte Frau und keiner von diesen Heißdampf-Neanderthalern.

Der Neanderthaler und der moderne Mensch haben 4% ihres Erbgutes gemeinsam, sagt die Wissenschaft. Bei Männern, so konstatierst Du, sind das die vier Prozent, die nicht mit den Vorlieben für Fußball und Autos zu tun haben ... und die taugen auch nichts. Das muntert Dich ein wenig auf.

Der Garderobenspiegel ist definitiv nicht nett zu Dir, er behauptet, Du siehst verheult aus .... also zuerst ins Bad und ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht. Das tut ganz gut. Als Du den Wasserhahn zudrehst, bleibt aus irgendeinem nicht näher erklärbaren Grund Dein Blick an Deinem Ehering hängen. „Verliebt ... verlobt .... verheiratet“, so sagt man. Aber warum erzählt man den Mädchen nicht, wie es weitergeht: „verheiratet ... verheult ... verlassen“.

Nein, Du wirst Dich nicht darüber aufregen. Du wirst nach draußen gehen. Dort scheint die Sonne. Und Du wirst sie genießen und Dir in der Bäckerei um die Ecke etwas wirklich Leckeres besorgen und den Nachmittag damit wieder ins Lot bringen. Für Dich. - Er soll zum Teufel gehen .... !

Allerdings hat er das nicht getan, wie Du kurze Zeit später feststellst, nämlich in dem Moment, als Du nach dem korrekten und diskreten Verlassen der Wohnung und dem Abschließen der Tür die Treppe hinunter gehst und er plötzlich vor Dir auftaucht, mit einem mittelgroßen Päckchen der Bäckerei auf der flachen Hand.

Du sagst nichts. Du bleibst nur stehen und siehst ihn an mit dieser Mischung aus Mordlust, Verachtung und Desinteresse. Und er sieht zu Dir hinauf und sagt auch nichts. Für einen Moment. Dann zeigt er auf das Päckchen in seiner Hand. Du zuckst die Schultern und sagst einfach „Und?“, wobei es Dich freut, wie gleichgültig Du Dich anhörst.

„Das ist Kuchen. Aus der Bäckerei. Frischer Rhabarberkuchen.“ Das ist gemein. Er weiß, wie sehr Du Rhabarberkuchen liebst. „Damit kannst Du mich nicht bestechen“, antwortest Du und versuchst, wirklich kalt und überlegen zu klingen. „Das will ich auch nicht. Ich dachte nur ... ich könnte Dich vielleicht füttern und – wenn es sein muss – auch zu Deinen Füßen liegen ... und um Verzeihung bitten. Und dann reden wir nochmal in Ruhe über den Urlaub.“

Du wirfst den Kopf zurück und wünschst, Du hättest jetzt diese Mähne aus der Shampoo-Werbung, die in Zeitlupe um Deinen Kopf flattern könnte. Hast Du aber nicht. Nun verschränkst Du die Arme.

„Es ist nichts Süßes im Haus“, sagt er und es ärgert Dich, dass er das weiß. „Ich meine: bis jetzt. Wollen wir hier rumstehen, oder gehen wir wieder rauf?“

Er hat diesen Dackelblick. Und er hat Kuchen. Und er hat sich bereit erklärt, sich auf Knien zu entschuldigen... „Es ist seltsam“, denkst Du und versuchst krampfhaft nicht zu lächeln, „könnte es sein, dass er doch nur 3,5% Neanderthaler abbekommen hat?“

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgt hier nun das Rezept. Selbstverständlich haben wir dabei, neben der "normalen" Variante auch an eine vegetarische Version gedacht.

Rhabarberkuchen mit Baiser

Zutaten:
1 kg frischer Rhabarber

Für den Mürbteig:
200g Mehl
100 g Butter
2 Eigelb
80 g Zucker
1 Messerspitze Backpulver
1 Prise Salz
1 Vanillinzucker
3-4 Esslöffel Wasser

Für das Baiser:
2 Eiweiß
90 g Zucker


Zubereitung:

Die Zutaten für den Mürbteig werden vorsichtig in einer Schüssel, oder auch einfach auf der Arbeitsfläche zusammen geknetet. Dafür sollte die Butter nicht zu hart sein, also bitte rechtzeitig aus dem Kühlschrank nehmen.
Den Mürbteig anschließend eine Stunde in den Kühlschrank legen, da sich dadurch die Weiterverarbeitung erleichtert.

In der Zwischenzeit wird der Rhabarber geschält und in ca. 2 cm große Stücke geschnitten. Nun wird eine runde Springform oder Quicheform mit Butter ausgefettet und mit Semmelbröseln „paniert“. Das verhindert das Ankleben des Kuchenbodens.

Backofen auf 200 Grad vorheizen, den Mürbteig vorsichtig in die Kuchenform geben, darauf die Rhabarberstücke gleichmässig verteilen und für 20 Minuten in den Backofen schieben.

Während der Backzeit kann das Baiser zubereitet werden. Dazu das Eiweiß sehr steif schlagen, 90 g Zucker darunter geben, gut weiterschlagen.

Den Kuchen aus dem Ofen nehmen und die Baisermasse schön über dem Rhabarber verteilen. Den Kuchen dann nochmals 20 Minuten abbacken. Dabei bitte darauf achten, dass das Baiser nicht zu dunkel wird, notfalls Hitze reduzieren.
Der Kuchen schmeckt am besten, wenn er 2 Stunden nach dem Backen verzehrt wird.

veganer Rhabarberkuchen 

Zutaten:

500 g frischer Bio-Rhabarber
75 g Rohrohrzucker

Für den Teig:
100 g Pflanzenmargarine
125 g Rohrohrzucker
1 Prise Meersalz
2 Esslöffel Vanille-Sojamilch (Sojaallergiker verwenden eine beliebige andere Pflanzenmilch und geben echte Vanille dazu)
200 g 1050er Mehl
3 gestrichene Teelöffel Backpulver
125 ml Vanille-Sojamilch

Zubereitung:

Den Rhabarber putzen, waschen, in kleine Stücke schneiden und in eine mit Backpapier ausgelegte Springform füllen, mit 75g Rohrohrzucker bestreuen.

Margarine, Zucker, Salz und 2 El. Sojadrink schaumig rühren. Mehl und Backpulver mischen und abwechselnd mit dem Sojadrink esslöffelweise unterrühren.
Den Teig auf die Rhabarberstücke geben, glattstreichen. Im vorgeheizten Backofen bei 175° C etwa 60 Minuten backen. Nach dem Ausschalten den Kuchen noch 10 Minuten im Backofen lassen; nach dem Abkühlen auf eine Tortenplatte stürzen.
Sehr wichtig:
Die Backform muss bis zum Rand mit Papier ausgelegt sein, da sonst Saft in den Backofen tropft und auch die Form von der Obstsäure angegriffen werden könnte!

Den Kuchen am besten frisch und mit gutem Gewissen genießen. Dazu passt geschlagene vegane Sahne.

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