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Liebe geht DOCH durch den Magen: Alte Wunden und frischer Truthahn

Archivmeldung vom 24.11.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.11.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Die kulturelle Annäherung zwischen Nordamerika und Europa ist nun wirklich so weit fortgeschritten, dass man durchaus – aus Spaß an der Freude und an gutem Essen – einfach die Feste das anderen mitfeiern kann, gewissermaßen in kulinarischer Solidarität. Natürlich kann man dabei nie sicher sein, was das für den Einzelnen bedeutet ...

Du kannst nur mit dem Kopf schütteln. Aber Du tust es nicht. Denn es gäbe zu vieles, was diese Geste provoziert und Du fürchtest, dass sich das Gewinde in Deinem Hals lockern und Dein Kopf herunterfallen könnte.
Das zumindest sagst Du der kichernden Meute, die vor Dir sitzt und Kartoffelchips fast inhaliert in einem Tempo, wie es Deinem eigentlich sehr guten und kräftigen Staubsauger nie mit den Krümeln gelingen wird, die – das ist abzusehen – nach diesem Gelage auf Eurem Teppich übrig bleiben werden. Was durchaus bereits ein Anlass zu unverständigem Schütteln Deines Hauptes wäre. Schlimmer aber ist die Tatsache, dass tatsächlich zwei Deiner Freundinnen, völlig hysterisch dem letzten Teil der „Twilight“-Filme entgegen fiebern und auf Dein empörtes Argument „Wir sind doch keine 15 mehr!“ mit unverständlichem Gekreische reagieren.

Das alles wäre wirklich schon übel genug. Aber dann kommt plötzlich diese Idee „Hey, lasst uns doch am Sonntag mal so'n richtiges amerikanisches Dinner machen. So'n 'Thanksgiving'-Ding mit Truthahn und all sowas.“
Du versuchst es abzuwenden mit einem missmutigen Hinweis auf die Besorgnis erregend schnell voranschreitende Amerikanisierung Deines Freundeskreises und darauf, dass Du das Gefühl hast, Dir steckten immer noch Mais-Fasern von diesem „Original Western-Barbecue“ (oder besser: „-BBQ“) des Sommers zwischen den Zähnen. Doch es wird nicht wirklich ernst genommen und Du wirst überstimmt.

„Bitte“, sagst Du schließlich schicksalsergeben, „dann tut eben, was Ihr nicht lassen könnt. Aber nicht in meiner Küche und nicht in diesem Zimmer – und schon gar nicht mit meiner Beteiligung am Kochen oder Braten. Ich gebe hiermit mein Veto zu Protokoll. Und zwingt mich nicht, den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anzurufen.“
Eine Drohung, die ebenfalls wenig Eindruck macht. Stattdessen beginnt die Bande jetzt, das gerade beschlossene gemeinsame Essen zu organisieren. Und Du stiehlst Dich leise aus dem Raum, mit ein paar Geschirrteilen in der Hand als Alibi.

Die Küche ist bislang nur wenig verwüstet und Du hoffst es bleibt so. Das gebrauchte Geschirr könnte und sollte – im Interesse dieser Hoffnung - am besten gleich in die Spülmaschine verbracht werden. Denn wenn einmal irgendwo etwas einfach herumsteht, dann sammeln sich in seiner Nähe blitzartig Dutzende anderer Gegenstände an.
Trotzdem stellst Du nur alles auf die Anrichte und schaust dann aus dem Fenster in das schwindende Licht eines müden Novembertages.

Es liegt nicht an der Jahreszeit, wenn Du traurig bist … oder vielleicht ist „melancholisch“ das bessere Wort …, obwohl das trübe Hinabgleiten der Stunden in die Dämmerung und die kahlen Äste draußen vor dem Fenster es sicher begünstigen.

Es ist diese Idee, 'Thanksgiving' zu feiern, das amerikanische Erntedank-Fest, die Dich in diese Stimmung gestürzt hat. Denn sie hat einen Traum zurückgebracht, von dem niemand in Deinem Wohnzimmer etwas weiß, auch Dein Partner nicht. Ein Traum, den Du vor Jahren geträumt hast, unbeschreiblich weit zurückliegenden Jahren … so zumindest kommt es Dir vor. Ein Traum, der verbunden war mit einem anderen Mann, von dem Du damals sicher warst, er sei die Liebe Deines Lebens … Was sich recht bald als Irrtum erwiesen hatte. Aber bis dahin hatte sich alles Denken, Wünschen und Sehnen um ihn gedreht: Bill.

„Bill“, so hatte er sich vorgestellt, „einfach nur 'Bill'. Nicht William. Und kein zweiter Vorname. 'Bill' – sonst nichts.“
„Ich habe den Eindruck, das ist eine ganze Menge, Mr. Bill-sonst-nichts“, hattest Du geantwortet und ihr hattet beide gelacht.
Sein Lachen klingt immer noch in Deinen Ohren, unwiderstehlich, unvergesslich. So wie seine hellgrauen, fast silbrigen Augen. Dergleichen sieht man nicht oft. Vielleicht nur einmal im Leben …

Alles an Bill, alles mit Bill schien einmalig zu sein. Seine bloße Anwesenheit brachte die unscheinbarsten Dinge zum Leuchten, erfüllte die Luft mit einem Aroma, dass Du nicht beschreiben könntest. Und er machte Dich schön, so schön, wie Du selbst es nie vermocht hattest und auch kein anderer Mensch außer ihm.
Dass Bill Dich liebte, gab Dir eine Sicherheit und auch eine Leichtigkeit, die Du nie zuvor und danach je wieder gespürt hattest. Das war so etwas wie Magie. Ja, er war Dein „Magic Bill“. Und er konnte die Zeit verlangsamen. Die Stunden, die ihr zusammen verbrachtet, schienen unendlich reich und intensiv. Es war, als würdet ihr einander seit Jahren kennen, auch wenn es erst Tage waren. Tage, die zu Wochen wurden.

Der Zauber hielt an. Er wuchs sogar noch mit jedem Wort, dass Ihr miteinander spracht, mit jeder Berührung, mit jedem Gedanken an das gemeinsame Leben, von dem Ihr so sicher wart, es vor Euch zu haben. Jedenfalls glaubtest Du das, weil Du es so sahst und weil Du viel zu sehr eingesponnen warst in Deine Träume, zu denen auch der des gemeinsamen „Thanksgiving“ in Amerika gehörte. Denn Du würdest mit ihm nach Amerika gehen, das war für Dich klar. So klar, dass Du nicht registriertest, dass er diese Träume, diese Ideen einer gemeinsamen Zukunft zwar nährte, aber nicht teilte.
Aber das hast Du erst später erkannt. Sehr viel später. Einsame und verzweifelte Tage später, nachdem Du erfahren hattest, dass Bill allein in die Staaten zurückkehren würde und dass dort eine Familie auf ihn wartete, Frau und Kinder … Wer hätte das gedacht? Wer hätte es denken wollen?

So war der magische Bill zu einem trügerischen geworden und die Ewigkeit hatte nach nicht ganz einem Sommer ein ebenso abruptes wie schmerzliches Endes gefunden. Und mit ihr Deine Begeisterung für Amerika und seine Feste. - Alte Wunden …
Doch das weiß keiner von denen, die Du in Deinem Wohnzimmer zurückgelassen hast. Und es wird keiner von ihnen jemals erfahren. Bill war viel zu gut und Bill war viel zu schlimm, als dass Du ihn je würdest mit irgendwem teilen können oder wollen.

Am allerwenigsten mit dem Mann, der nun hinter Dir in die Küche tritt, das Licht anmacht und sagt: „Warum stehst Du denn hier im Dunkeln rum?“
Du antwortest, immer noch mit dem Gesicht zum Fenster gewandt: „Du klingst schon wie meine Mutter. Alles, was noch fehlt, ist 'Du wirst Dir die Augen verderben, Kind'.“
„Du wirst Dir die Augen verderben, Kind“, wiederholt er, während er von hinten an Dich herantritt und die Arme um Dich legt.
„Danke, Mama.“ Du drehst Dich in seiner Umarmung und küsst ihn. „Wie weit seid Ihr mit Eurer Planung gekommen?“, fragst Du.
„Fast fertig.“
„Ich werde Hefebrötchen machen. Zu amerikanischem Truthahn gehören süße Brötchen und Marmelade. Das werde ich beisteuern.“
„Gut“, meint er erfreut. „Das wird lustig.“

Du nickst. Er entlässt Dich aus seiner Umarmung. Du wendest Dich noch einmal zum Fenster und schaust hinaus. Es ist Dir, als müsse dort draußen irgendwer oder irgend etwas Dir zuwinken. Aber da ist nichts. Und niemand.

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgt hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.

Thanksgiving Truthahn

Zutaten für 12 Portionen
1 Pute oder Truthahn, 8-10kg
1 kleines Brot (Maisbrot) oder ersatzweise Toastbrot (ca. 10 Scheiben)
2 m.-große Zwiebel(n), kleingewürfelt
2 m.-große Äpfel, säuerlich , kleingewürfelt
100 g Geflügelleber
1 Bund Sellerie (Stangensellerie)
1 Bund Petersilie
3 Zehe/n Knoblauch
250 ml Hühnerbrühe (Instant)
Salz und Pfeffer
Mehl
Orangensaft
Paprikapulver
Öl (Olivenöl)
Knoblauch, gepresst
Preiselbeeren
Wein, weiss
Saucenbinder
Lauch (Bratschlauch)

Zubereitung
Füllung vorbereiten: Maisbrot (siehe Maisbrotrezept) oder Toastbrot fein würfeln, ebenso Zwiebeln, Äpfel und den Sellerie. Leber fein scharpen und die Petersilie hacken. Alles in einer großen Schüssel mit der Hühnerbrühe mischen und evtl. noch würzen, beiseite stellen.

Den Truthahn gründlich abspülen und trocken tupfen. Mit der Füllung stopfen und dann zunähen, mit Zahnstochern verschließen.

Olivenöl, Gewürze und Knoblauch mischen, den Vogel damit einmassieren.

Falls ein Bratschlauch vorhanden, Pute darin auf eine Fettpfanne setzen, in den Schlauch etwas Mehl streuen und oben mehrfach einschlitzen, verschließen.

Falls kein Bratschlauch vorhanden, Pute während der Garzeit immer wieder mit der Olivenölmischung bepinseln.

Je nach Größe und Gewicht braucht die Pute 2,5-3,5 Stunden bei 180 C.

Danach den Bratensaft in einem Topf abfangen, Fett abschöpfen, mit Orangensaft Preiselbeeren und Weisswein abschmecken, evtl. noch salzen & pfeffern. Je nach gewünschter Konsistenz mit Sossenbinder abbinden.

Dazu schmeckt cremiger Knoblauchkartoffelbrei und grüne Bohnen mit Knoblauch.
Arbeitszeit: ca. 3 Std. 30 Min.

Veganer Panettone

Zutaten für 1 Portionen
350 g Mehl
100 g Haselnüsse, oder Mandeln, gemahlen
4 EL Stärkemehl
250 ml Sojamilch, oder Hafermilch
1 Würfel Hefe
125 g Rohrohrzucker
1 Prise Meersalz
50 ml Öl
30 g Zitronat
30 g Orangeat
100 g Rosinen, oder Sultaninen
1 Pck. Vanillezucker
Öl, zum Bestreichen
Fett, für die Form

Zubereitung
Mehl, Stärke und Salz in eine Schüssel geben.
Soja- oder Hafermilch in einem Topf erwärmen, den Hefewürfel, den Zucker und das Öl dazu geben und auch erwärmen. Ist es handwarm, zu dem Mehl gießen und zu einem glatten Teig kneten. Das kann mit den Händen, aber auch mit dem Rührgerät gemacht werden.
Teig 20 bis 30 min. gehen lassen.

Zitronat und Orangeat in einer Küchenmaschine klein häckseln oder mit dem Messer klein hacken.
Ist der Teig ordentlich aufgegangen, Vanillezucker, Zitronat, Orangeat und die Rosinen / Sultaninen unter gemischen. Wieder ca 20 min. gehen lassen.

Den Backofen vorheizen auf 160° C. Eine 26 cm Springform einfetten. Den Teig hineinfüllen und 60 min. backen. Nach ca. 30 den Teig mit etwas Öl bestreichen. So bekommt er eine schönere Kruste.
Arbeitszeit: ca. 20 Min.
Koch-/Backzeit: ca. 1 Std.
Ruhezeit: ca. 1 Std.

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