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Liebe geht DOCH durch den Magen: „Das Muttertags-Küchen-Paradoxon“

Archivmeldung vom 11.05.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.05.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Grafik: Herbert Jost-Hof
Grafik: Herbert Jost-Hof

Zum Muttertag sollte man(n) sich etwas wirklich Schönes ausdenken, um seiner Mutter eine Freude zu machen. Hier ist Erfindungsgeist gefragt … Wenn der sich allerdings mit Faulheit und Geiz verbindet, muss man mit wirklichen Überraschungen rechnen.

Du hättest es doch glatt vergessen. Gut also, dass es die Werbung gibt. Denn zwischen Pralinen, tiefgefrorenen Torten, Kaffee und Blumengebinden groß wie Hubschrauber wird sie nicht müde, Dich zu erinnern: Am kommenden Sonntag ist Muttertag.
So dankbar Du allerdings für diesen Hinweis bist, so wenig fühlst Du Dich wirklich animiert, etwas von den speziell zu diesem Zweck mit besonders bunten Schleifchen versehenen Dingen zu kaufen, die gutgelaunte Damen und Herren (unterschiedlichen Alters, doch mit dem gleichen unzerstörbaren Lächeln) Dir im Fernsehen für genau diesen Anlass empfehlen. Nein, das kommt nicht in Frage. Das könnte ja jeder. Du willst etwas Besonderes … und Du bist bereit, es selbst herzustellen.

Schließlich bist Du ja Individualist. Das warst Du sogar schon zu Zeiten, als Du noch keine Ahnung hattest, dass es diesen Begriff überhaupt gibt und wie man ihn schreibt. Deine Mutter kann das bestätigen. Allerdings benutzte sie früher kein Fremdwort, um das zum Ausdruck zu bringen, sondern die schöne deutsche Bezeichnung „Dickkopf“. Was Dir, so bist Du überzeugt, noch heute das Recht gibt, beleidigt zu sein und Dich missverstanden zu fühlen. Umso mehr ist es eigentlich zu loben, wenn Du nun in geradezu göttlichem Vergeben Deiner Mutter nicht nur einfach etwas zu besagtem Tag schenken, sondern das auch noch gewissermaßen selbst und persönlich zubereiten willst.

Das macht Dich fast zu so etwas wie einem Märtyrer. „Individualist und Märtyrer“ - klingt eigentlich gut und Du stellst Dir vor, es bei der nächsten Nachbestellung Deiner Visitenkarten auf selbigen vermerken zu lassen.
Was Dich letztlich davon abhält, ist der Umstand, dass diese Ergänzung den Preis um wenige Cent in die Höhe treiben würde. So viel ist es Dir nun auch nicht wert, von Deiner Umwelt nicht länger verkannt zu werden. Denn Du bist nicht nur individualistisch und opferbereit, Du bist auch geizig. Und ungewöhnlich erfinderisch, um nicht zu sagen: genial. Dementsprechend ist nun auch Dein ganz persönlicher Muttertagsplan ausgefallen.

Die Idee ist wirklich brillant. Erstens ist sie fürchterlich hip – und „hip“ ist, was früher „angesagt“ war oder „trendy“ oder noch früher „en vogue“ … oder schlicht: „modern“. Denn Deine Herstellungsabsicht bzgl. des wundervollen kulinarischen Muttertagsgeschenks beschränkt sich auf Upcycling. So nennt man das heute, wenn man etwas bereits fix und fertig Vorgefundenes durch leichtes Aufhübschen in seinem Wert steigert. Zum Beispiel indem man einen Satz schöner bunter Knöpfe annäht.
Nun willst Du natürlich keine Knöpfe an Lebensmittel nähen. Stattdessen wirst Du Schokoladenguss darüber gießen – mit eigenen Händen und persönlich. Was auch bestens passt, denn es handelt sich um einen Kuchen. Das ist gut und lecker und hält Dich nicht lange auf.

Aber natürlich geht es nicht um irgendeinen Kuchen. Schon gar nicht um einen, den Du gebacken hast – das wäre erstens aufwendig und zweitens im Ergebnis auch noch suboptimal. Nein, Du würdest doch auch Deiner Mutter überhaupt und erst recht zu Muttertag nie etwas Anderes schenken, als den absolut besten Kuchen der Welt. Und den, da bist Du sicher, backt niemand sonst als Deine Mutter selbst.
Also hast Du sie darum gebeten, für Dir einen Kuchen zuzubereiten – natürlich ohne ihr zu verraten, dass sie ihn gewissermaßen für sich selbst herstellen wird.
Das erscheint nur auf den ersten Blick paradox. Eigentlich ist es wirklich ausgesprochen schlau. Denn: Gibt es ein größeres und schöneres Kompliment an eine Mutter als ihr auf diese Weise zu vermitteln, dass NICHTS auf der ganzen weiten Welt so gut schmeckt wie das, was sie selbst in ihrer Küche zaubert? Und nichts Anderes wäre gut genug, als gerade das Beste, das sogar trotzdem etwas Eigenes von Dir hat … wegen der aufgebrachten Schokoladenglasur.

Anders gesagt: Du sparst Geld und Zeit, hast trotzdem ein Geschenk für Deine Mutter, das ihr sicher schmecken wird und Du machst ihr damit auch noch ein wirklich fettes Kompliment. Na, wenn das nicht genial ist …

Es mag sogar sein, dass Deine Mutter, die ja niemals wirklich an sich selbst denkt, für sich in keinem Fall einen Kuchen backen würde … oder zumindest nicht mit dem gleichen Aufwand an besten Zutaten, den sie Dir mit Sicherheit zubilligen wird.
Ja, so ist das, sagst Du Dir stolz, und bestätigst: Du bist wirklich ein guter Sohn.

Da Du immer wieder einmal einen Kuchen oder eine Torte von Deiner Mutter erbittest, ist sie auch nicht argwöhnisch geworden. Die Überraschung wird Dir also gelingen, kein Zweifel. Nur konntest Du – weil Du das auch sonst nie tust – keinen besonderen Wunsch äußern, aber alle Backwaren aus der Küche Deiner Mutter sind schlichtweg phantastisch, also droht hier keine Gefahr ...

Denkst Du. Und zwar genau bis zu dem Zeitpunkt, als Du jenes Wunderwerk, das Muttertags-Küchen-Paradoxon, bei ihr abholen willst und sie Dir nicht, wie von Dir erwartet, etwas Kleines, Rundes, Gugelhupfiges in die Hand drückt, sondern etwas Großes, Eckiges, Flaches – offensichtlich ein Blechkuchen, abgedeckt mit einem frischen Geschirrtuch.
„Was ist denn das?“ fragst Du etwas konsterniert.
„Das ist ein Rhabarberkuchen“, erklärt Deine Mutter entzückt, „der erste in diesem Jahr. Für Dich, mein Junge. Das ist was Frisches ...“
„Oh … ja“, bestätigst Du und setzt ein künstliches Grinsen auf, damit sie keinen Verdacht schöpft.
Rhabarber mit bitterer Schokolade? - Wie passt DAS denn?

„Ist denn alles in Ordnung, Junge?“ fragt sie mit sorgenvoll gefurchter Stirn.
„Ja, freilich … ähm … mir ist nur gerade eingefallen ….dass ich ...“, glatte Lüge, denn Dir ist nichts eingefallen, nicht vor einer Minute und Dir fällt auch jetzt nichts ein, „ … etwas vergessen habe und ganz dringend weg muss.“
Damit manövrierst Du Dich und den Kuchen aus dem Haus, rufst noch irgendetwas nach hinten wie „Danke! - Und bis dann ...“

Du legst das Kuchenblech auf die Rückbank Deines Wagens und betrachtest es wie einen Feind, einen ziemlich gemeinen und hinterhältigen Feind.

Und jetzt? Schokolade wäre sicher KEINE gute Lösung. - Mag sein, man kann etwas mit Zitronenglasur machen. So schlimm ist es vielleicht nicht. Der Kuchen ist groß genug. Du musst einfach ein wenig experimentieren. Du könntest den Rand abschneiden und …
Na schön, sagst Du Dir, während Du Dich hinters Lenkrad setzt, und wenn alle Stricke reißen, kannst Du immer noch ein paar wirklich schöne Knöpfe daran nähen ...

Text von Herbert Jost-Hof

Passend zur Kolumne von Herbert Jost-Hof folgen hier nun zwei Rezepte, eines davon vegan.

Rhabarberkuchen mit Vanillepudding

Rezept für 1 Portion
Zutaten

Für den Mürbeteig:

160 g Mehl
1 TL, gestr. Backpulver
1 Eigelb
65 g Rohrohrzucker
65 g Butter
Für die Füllung:
1 kg Rhabarber
2 Becher saure Sahne
1 Becher süße Sahne
3 Ei(er)
1 Pck. Puddingpulver (Vanille)
1 Pck. Vanillezucker
100 g Rohrohrzucker

Zubereitung:
Am Vorabend den Rhabarber putzen, schälen und klein schneiden. In eine Schüssel geben und nach Belieben Rohrohrzucker darüber streuen. Über Nacht kalt stellen.

Für den Mürbeteig das Mehl mit dem Backpulver mischen und auf die Arbeitsplatte sieben. Ei, Rohrohrzucker und Butter dazugeben und alles zügig verkneten. In Folie wickeln und ca. 30 Min. kalt stellen. Danach auswellen und in eine gefettete, bemehlte Springform geben.

Für die Füllung saure Sahne, süße Sahne, Eier, Vanillepudding, Vanillezucker und Rohrohrzucker in eine Schüssel geben und gut verrühren (Vorsicht - ist flüssig!). Die Flüssigkeit vom Rhabarber abschütten und den Rhabarber auf den Mürbteig geben. Dann die flüssige Sahne-Eier-Masse darüber geben.

Im vorgeheizten Backofen bei 160°C Umluft ca. 1 Stunde backen und anschließend ca. 25 Minuten im geschlossenen Ofen abkühlen lassen. Herausnehmen und auskühlen lassen.

Arbeitszeit: ca. 40 Min.

Rhabarberkuchen mit Guss (vegan)

Rezept für 1 Portion
Zutaten

Für den Teig:

125 g Margarine
250 g Mehl, (Vollkornmehl), oder weißes Mehl
1 Pck. Backpulver
1 Prise Salz
2 EL Sojamehl
70 g Rohrohrzucker
100 ml Sojamilch, oder Reismilch
2 EL Cognac, oder ähnliches
5 Stange/n Rhabarber, gewürfelt, oder Obst nach Wahl
Für den Guss:
20 ml Sojamilch, oder Reismilch
200 ml Sojasahne
2 EL Sojamehl
1 Pck. Puddingpulver, (Vanillegeschmack)
40 g Rohrohrzucker 

Zubereitung
Rhabarber putzen und in Stücke schneiden (wahlweise auch Stachelbeeren oder Äpfel verwenden).
Für den Teig Margarine mit Rohrohrzucker  und Salz schaumig rühren. Mehl und Backpulver mit 2 EL Sojamehl vermengen und unterrühren. Reismilch und Cognac zugießen, bis der Teig schwer reißend vom Löffel fällt. Teig in eine gefettete mit Backpapier ausgelegte Springform geben und glatt streichen. Rhabarber drauf verteilen und 25 Minuten backen.

Für den Guss Sojasahne mit den restlichen Zutaten gut verrühren, darauf achten, dass die Klümpchen vom Puddingpulver oder Sojamehl sich aufgelöst haben. Dann auf dem Teig verteilen und noch 20 - 25 bei ca. 180°C backen, bis die Rhabarberspitzen leicht gebräunt sind und die Gussmasse stockt.

Arbeitszeit: ca. 35 Min.

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