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„Tag des Weißen Stockes“ – Das iPhone als Führhund in der digitalen Welt

Archivmeldung vom 15.10.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.10.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Kigo / pixelio.de
Bild: Kigo / pixelio.de

Blinde und sehbehinderte Menschen benutzen Computer seit über 30 Jahren mit Hilfe von so genannten Screenreadern (Bildschirmleseprogrammen) und Sprachausgaben, die den Text und Inhalt des Bildschirmes in mehr oder weniger synthetische Sprache umwandeln und durch Braillezeilen, Displays die Bildschirmtexte in Blindenschrift darstellen können. Zu den benutzten Betriebssystemen gehören beziehungsweise gehörten MS-DOS, die verschiedenen Versionen von Windows, GNOME/Linux und natürlich auch die Apple-Betriebssysteme.

Und auch im Mobilen gibt es praktikable Lösungen. Die ersten Handys, die für Blinde und Sehbehinderte zugänglich gemacht werden konnten, erschienen vor einigen Jahren unter Symbian S60. Seit 2009 hat iOS, das Betriebssystem das auf dem iPhone zum Einsatz kommt, ein Sprachausgabesystem für Blinde automatisch und kostenfrei als Bestandteil an Bord. „VoiceOver“ nennt sich diese Funktion, sie ermöglicht den Zugang zu allen integrierten und sehr vielen herunterlad- und erwerbbaren Apps des App Stores.

Aber leider nicht zu allen!

Viele Entwickler scheuen den vermeintlichen Mehraufwand, um eine Anwendung barrierefrei zu gestalten.
„Ein weit verbreiteter Mythos ist, dass Blinde alles sequentiell erfassen“, meint Marco Zehe, selbst blinder EDV-Berater, „Dies ist mitnichten der Fall. Blinde lernen ihre Anwendungen genauso auswendig wie Sehende. Sehende müssen ja den Button zur Erstellung einer neuen E-Mail auch sehr schnell nicht mehr suchen, sondern schieben die Maus automatisch in die richtige Richtung. Genauso lernt ein Blinder entweder die entsprechende Tastenkombination oder – wie im Falle des Touchscreen-Interfaces von iPhone & Co. – die Lage der Buttons und legt den Finger gezielt in die Region.“

„Weiterhin gibt es auch für VoiceOver-Anwender Techniken, z. B. eine Webseite schnell nach Überschriften, Formularelementen usw. zu durchsuchen, ohne den Text der gesamten Webseite lesen zu müssen“, so Marco Zehe weiter, „Dies wird durch die so genannte ‚Rotorsteuerung’ bewerkstelligt. Wichtig ist also, ein Interface so zu gestalten, dass es keine besonderen Elemente für Blinde oder Sehende enthält, sondern dass alle mit denselben Elementen umgehen können.“

„Und vieles ist schon ohne Programmierung geschafft. Wird das UIKit verwendet, sind 80% der Zugänglichkeit durch die eingebaute VoiceOver-Unterstützung höchstwahrscheinlich schon einfach so geschafft, ohne eine Zeile Code schreiben zu müssen“, schätzt Zehe. Der Rest ergibt sich durch eine sinnvolle Benennung der Elemente und eine Standard konforme Programmierung.

Quelle Text von Thorsten Kroll

(Thorsten Kroll, geboren 1975 in Herten, lebt seit 1988 In Marburg. Nach dem Abitur und einer Ausbildung zum IT-Kaufmann arbeitete er bis 2002 im Bereich Rehatechnik, danach als Verleger für Audioproduktionen; seit 2008 auch als Autor. Momentan entsteht sein erster Roman. Er veröffentlichte mehrere Erzählungen, außerdem einige Kurzstücke, in denen er sich auch immer wieder mit seiner Situation Als Blinder Autor und Künstler auseinandersetzt.)

Marco Zehe, geboren 1973 in Dannenberg an der Elbe, lebt in Hamburg. Er arbeitete bis 2007 bei einem großen Hersteller von Bildschirmleseprogrammen für Windows. Seit 2007 arbeitet er als Barrierefreiheitsbeauftragter für die Mozilla Corporation und berät Entwickler bei der Umsetzung von Zugänglichkeitsfunktionen von Apps und Webseiten.

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