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Social Media: Maschinen-Profile scheffeln Geld

Archivmeldung vom 12.04.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.04.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Das US-amerikanische soziale Netzwerk Pinterest hat erst kürzlich die 13-Mio.-User-Marke überschrittenund lockt deshalb auch Subjekte an, die das schnelle Geld wittern. Die zunehmende Eigenständigkeit von Bots eröffnet den Goldgräbern neue Möglichkeiten. Die automatischen Accounts verbreiten Bilder, die auf den Amazon-Affiliate-Account des Hintermannes verweisen. Wird das Bild angeklickt und anschließend ein Einkauf getätigt, erhält der Herr der Maschinen-Profile eine Provision.

"Solcher Missbrauch ist nicht eindämmbar. Sobald eine neue Technologie existiert, gibt es Versuche, sie für Zwecke zu gebrauchen, für die sie nicht konstruiert wurde. Das kann Kunst sein, aber auch Missbrauch. Bei diesem Pinterest-Trick handelt es sich um klassischen Spam. Den gibt es auf allen Kanälen. Die Betreiber müssen sich, wie überall, auf ein Wettrüsten mit den Übeltätern einlassen", sagt Benedikt Köhler von der AG Social Media im Gespräch mit pressetext.

Bots werden weiterverkauft

Der Betrug schadet auf den ersten Blick eigentlich keinem. Der Kunde, der einen Einkauf tätigt, merkt nicht, dass ein Teil des Preises an einen Mittelmann abfließt und der Anbieter wird die Zahlung einer Provision verschmerzen können. Allerdings füllen die Automaten-Accounts die Popularitätslisten von Pinterest und verstopfen die Kanäle für Botschaften, die tatsächlich Inhalte transportieren. "Der Nutzen für die Besucher nimmt stark ab", so Köhler. Pinterest rankt User und Pins nach der Anzahl der Likes und Repins.

Ein Netz aus Bots, die automatisch kommentieren, Liken und Weiterverschicken können, beherrscht so schnell die Rankings. "Die Social-Media-Plattformen sind ein ungeheurer Entwicklungsmotor für die Bots. Jedes Posting hilft Maschinen zu lernen, menschliche Sätze zu bauen. Der technische Fortschritt und die riesige Datenmenge haben bereits dazu geführt, dass Twitter-Bots oft nicht mehr von Menschen zu unterscheiden sind. Für eine Konversation reicht es noch nicht, für einfaches Posten aber sehr wohl", erklärt Köhler.

Ein User namens "Gimme4free" prahlt offen mit den hohen Beträgen, die seine Pinterest-Bots ihm eingebracht haben, wie mashable.com berichtet. Seine Programme haben die Pinterest Zugangshürden ausgehebelt und schaffen und erhalten sich ihre eigenen Netzwerke, indem sie sich auch selbständig neue Freunde suchen. Mit den 1.000 Dollar, die Gimme4free nach eigenen Angaben täglich mit seinem System verdiente, war der Programmierer nicht zufrieden. Deshalb hat er kürzlich begonnen, auch seine Bots zum Verkauf anzubieten. Für 250 Dollar pro Stück kann jeder seine eigene Abzock-Maschinerie eröffnen.

Mangelnde Vorkehrungen

Die Sicherheitsvorkehrungen von Pinterest sind nutzlos gegen die Bots. Der Erschaffer der Bots hat mit cleverer Programmierung sämtliche Beschränkungen aufgehoben. Normalerweise erlaubt Pinterest beispielsweise nur 200 neue Kontakte pro Tag. Die Bots können im selben Zeitraum mehr als eine Mio. Verbindungen knüpfen. Die Pinterest-Betreiber sind mittlerweile auf das Problem aufmerksam gemacht worden, haben jedoch noch keine Gegenmaßnahmen angekündigt. Lösungsvorschläge seien jedoch bereits in Arbeit, versichert Pinterest.

Mit etwas Vorsicht kann jeder User leicht verhindern, dass die eigenen Einkäufe die Machenschaften der Bot-Betreiber unterstützen. Obwohl die Maschinen sich immer menschenähnlicher verhalten, sind sie bei weitem nicht perfekt. Ein Blick auf das Profil offenbart oft seltsame Namen, keine persönlichen Informationen, einen Link auf einen maschinenbetriebenen Twitter-Account, unnatürlich hohe Posting-Zahlen in einzelnen Kategorien oder sonstige Auffälligkeiten. Auch die Bilder selber können die Bots verraten. Sujets, die aussehen wie aus Werbekatalogen, sind mit Vorsicht zu behandeln.

"In Netzwerken verbinden sich Menschen hauptsächlich mit Bekannten. Auch sonst merken User recht schnell, wenn hinter einem Profil ein Bot steckt, spätestens beim Versuch, direkten Kontakt aufzunehmen. Die immer menschlicheren Maschinen bieten auch große Möglichkeiten, wie die gesprochene Kommunikation mit Geräten schon beweist. Es ist unsere Aufgabe, damit verantwortungsbewusst umzugehen", erklärt Köhler.

Quelle: www.pressetext.com/Markus Keßler

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