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Fernsehen im Wandel der Zeit

Archivmeldung vom 15.11.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.11.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Familie beim Fernsehen, ca. 1958
Familie beim Fernsehen, ca. 1958

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Nur die ältere Generation kann sich an die Zeiten erinnern, an denen die Kinder die noch fehlende Fernbedienung ersetzten und es höchstens - insofern man in einer Grenzregion wohnte - fünf Fernsehprogramme gab, üblich waren aber eher drei. Schaut man sich die Geschichte des Fernsehens bis heute an, ist diese in Deutschland ziemlich spektakulär.

Erster deutscher Farbfernseher Telefunken PAL Color 708S, 1967
Erster deutscher Farbfernseher Telefunken PAL Color 708S, 1967

Lizenz: Public domain
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Gerade für die jüngere Generation, die es gewohnt ist, dass nahezu alles, was passiert oder interessant erscheint, gleich über die verschiedenen Social Media Kanäle zur Verfügung steht oder man sich die neuesten Filme über entsprechende Anbieter auf dem Smartphone, Tablet, Computer oder dem internetfähigen Fernseher anschaut, mögen die Anfänge grotesk wirken.

Wie alles begann

Bereits 1929 begann der Fernsehsender „Paul Nipkow“, auch Deutscher Fernseh Rundfunk genannt, über den Berliner Funkturm mit ersten regelmäßigen Testsendungen. Er war 1935 der weltweit erste reguläre Fernsehsender, der ein regelmäßiges Fernsehprogramm produzierte und übertrug. Am 24. August 1939, sieben Tage vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, wurde der Sender auf Anordnung des Oberkommandos der Wehrmacht stillgelegt, jedoch verhinderte die Einstufung des Fernsehbetriebs als „kriegswichtig“ das vorzeitige Ende. Dies kam erst 1944 als durch den Kriegseinsatz das Personal nicht mehr ausreichend zur Verfügung stand und der Sendebetrieb daraufhin eingestellt werden musste.

Während sich das Fernsehen 1952 in den USA mit 15 Millionen Fernsehzuschauer, in Großbritannien mit immerhin 1,45 Millionen und in Frankreich mit noch 11.000 Zuschauer langsam zum Massenmedium entwickelte, stellte dies in Deutschland mit 300 Teilnehmern noch keine Konkurrenz zum beliebten Hörfunk dar. Dies lag mit daran, dass nach dem Kriegsende jede unbeaufsichtigte Sendetätigkeit von Deutschen verboten war und die betriebsbereiten Sendeanlagen unter Besatzungsrecht standen. Der Durchbruch zum Massenmedium gelang in der Bundesrepublik Deutschland somit erst 1959, als täglich 5.000 Geräte verkauft wurden und es bis Ende des Jahres zwei Millionen Geräte gab.

Aufgrund der unaufhaltsam steigenden Zahl von Fernsehteilnehmern versuchte Bundeskanzler Konrad Adenauer ein dem Bund unterstelltes, privatwirtschaftlich organisiertes Fernsehen, die Deutschland-Fernsehen-GmbH, einzuführen, was allerdings durch das "Fernsehurteil" des Bundesverfassungsgerichts vom 28. Februar 1961 verhindert wurde. Ersatzweise wurde deshalb eine weitere Anstalt des öffentlichen Rechts gegründet: Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) mit Sitz in Mainz. Es nahm den Sendebetrieb am 1. April 1963 auf. Die ARD richtete zwischen 1964 und 1969 fünf regionale dritte Fernsehprogramme ein. In der DDR sendete der Deutsche Fernsehfunk (DFF) erstmals am 3. Januar 1956. Ab 1969 gab es auch hier ein zweites Fernsehprogramm (DFF 2).

Es wird bunt

Am 25. August 1967 erfolgte in der Bundesrepublik Deutschland mit der Einführung des Farbfernsehens der nächste wichtige Schritt. Weltweit führte dies zu einer Spaltung wegen der Einführung dreier unterschiedlicher Farbsysteme, PAL, NTSC und SECAM. Bis sich das Farbfernsehen in den Ländern flächendeckend durchsetzte, dauerte es noch ein paar Jahre. Im Herbst 1972 sendeten ARD und ZDF ein gemeinsames Vollprogramm in Farbe von den XX. Olympischen Sommerspielen in München.

Weil damals nur in wenigen Haushalten ein Farbfernsehgerät stand, war es keine Seltenheit, dass man gerade bei Sportereignissen nicht alleine vor dem Fernsehgerät saß, sondern die Nachbarn und Freunde, die noch keinen Farbfernseher besaßen, für ein volles Wohnzimmer sorgten. Solch ein "moderner" Fernseher, der quasi zu einem Statussymbol wurde, fast dem Auto gleich, zog aber in der Folge in immer mehr Haushalte ein.

Anfang der 1970er Jahren konnten auch immer mehr Kinder und Jugendliche in Ruhe vor dem TV-Gerät sitzen, da nämlich die Fernbedienung auf den Markt kam und sie deren "Funktion", da sie vormals zum Umschalten des Programms zum Fernseher geschickt wurden, nicht mehr ersetzen mussten.

Der Paradigmenwechsel

Das 3. und das 4. Rundfunk-Urteil führten in den 1980er Jahre zu einem Paradigmenwechsel, der die bundesdeutsche Medienlandschaft bis heute entscheidend prägt. Die Urteile des Bundesverfassungsgerichtes vom 16. Juni 1981 und 4. November 1986 bildeten gemeinsam die Basis für das duale Rundfunksystem, das gleichzeitige Bestehen von privatem und öffentlich-rechtlichem Rundfunk. Hierdurch wurde die rund drei Jahrzehnte bestehende Monopolstellung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beendet. Angesichts der neuen Verbreitungstechnologien von Satellit und Kabel entstanden in der Folge in Deutschland bis heute insgesamt über 400 Programme des dualen Rundfunksystems. Die Zahl der von den Landesmedienanstalten erfassten privaten TV-Programme in Deutschland wurde im Jahr 2016 mit insgesamt 397 Programmen angegeben, davon 181 bundesweite Privatfernseh- und Teleshoppingprogramme sowie 214 landesweite, regionale und lokale TV-Programme.

Laut TV-Monitor 2016 sind die meistgenutzten TV-Empfangswege folgende: Satellit (46,0 %), Kabel (43,3 %), DVB-T (4,7 %) und IPTV (6,0 %). Neben den klassischen linearen TV-Angeboten besteht jedoch kaum noch eine zu überblickende Vielfalt im Bereich der non-linearen TV- und Video-On-Demand-Angebote, so dass die Relevanz der stationären und mobilen Internetübertragung weiterhin deutlich steigen wird.

Ein Grund für diese Entwicklung ist, dass der Zuschauer von heute nicht mehr nur zu einer bestimmten Uhrzeit, die vom jeweiligen Programmanbieter vorgegeben wird vor dem Fernseher sitzen will, sondern er will frei entscheiden können wann, wie und wo er sich seine Lieblingssendung anschaut. Das Fernsehprogramm soll an seine Bedürfnisse angepasst sein. Hierzu gehören TV-Angebote mit Dienstleitungen wie beispielsweise zeitversetztes Fernsehen, eine Aufnahme- und Neustartfunktion, Mediathek, Multi-Screen-Funktion, VoD, große Programmauswahl und die Möglichkeit sein Programm auch unterwegs auf Smartphone oder Tablet anzuschauen - was für eine Entwicklung seit den Anfängen des Fernsehens als Massenmedium mit drei Programmen.

Wie geht es weiter?

Die rasante Entwicklung eines sich frei entwickelnden Fernsehmarktes ist leider nicht gesichert, denn es gibt auch eine Schattenseite. Natürlich nicht, was den technischen Fortschritt betrifft. Hier wird es höchstwahrscheinlich nicht mehr lange dauern, bis es massentauglich Hologramm-Projektionen im freien Raum geben wird. Das Problem liegt woanders: Der heutigen großen Vielfalt an Anbietern, Programmen und täglich neuen Videos, die gerade bei den jungen Zuschauern das herkömmliche starre Fernsehprogramm ersetzen, versucht man mit immer schärferen Gesetzen Einhalt zu gebieten, da seitens der Politik große Angst besteht die Kontrolle über die Medien zu verlieren. Jedoch ist bei den bereits getroffenen und geplanten Maßnahmen der Übergang zwischen dem Ausfiltern von wirklichem "Schrott" und einer staatlichen Zensur von unliebsamen Wahrheiten fließend. So bleibt es spannend zu sehen, wie die Geschichte des Fernsehens, die im nächsten Jahr erst 90 Jahre alt wird, aber sich in diesem relativ kurzen Zeitraum atemberaubend entwickelt hat, fortgeschrieben werden wird. Wir könnten gerade mitten im nächsten Paradigmenwechsel sein, hin zu einem wirklich freien unabhängigen Fernsehen oder aber zu einem staatlich gelenkten Medienkonsum, in dem alle kritischen Beiträge verboten sind. So wie letzteres aktuell immer mehr alternative, "freie" Anbieter von Informationen bei Youtube oder auf Social Media Plattformen erleben.

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