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Gravierende Missstände im Reptilienhandel

Archivmeldung vom 23.08.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.08.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Dickkopfanolis
Dickkopfanolis

Foto: FlickreviewR
Lizenz: CC BY-SA 2.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Beim Import und Handel mit Reptilien für den Heimtierbedarf kommt es zu gravierenden Missständen. Das berichtet das ARD-Magazin "Report Mainz" in seiner aktuellen Ausgabe (23.8.2016). "Report Mainz" stützt sich dabei unter anderem auf Bilder von schwer verletzten und toten Tieren, die von der Tierschutzorganisation PETA aufgenommen wurden. Die Bilder entstanden bei Zulieferern großer Tiermärkte wie Dehner, Futterhaus und Fressnapf.

Hintergrund ist der anhaltende Boom des Reptilienhandels in Deutschland. 600.000 Reptilien werden jedes Jahr nach Deutschland importiert. Nach weltweiten Recherchen von PETA sterben dabei bis zu 70 Prozent der Tiere. Die Verluste seien einkalkuliert, sagt die Peta Veterinärmedizinerin Dörte Röhl dem ARD-Magazin: "Die Tiere werden in Massen verfrachtet und eingekauft, das einzelne Tier hat dabei eigentlich keinen Wert."

Der Frankfurter Zoodirektor und Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung Professor Manfred Niekisch fordert gegenüber "Report Mainz", den Import von Reptilien auf besonders begründete Ausnahmefälle zu begrenzen. Es bestehe dringender gesetzlicher Handlungsbedarf. "Wir wissen, welche Auswirkungen der Massenhandel hat, also muss auch von politischer Seite gehandelt werden", sagt Niekisch. Neben den massiven Tierschutzproblemen seien die schwer zu kontrollierenden Importe ein großes Problem für den weltweiten Artenschutz.

Weitere Aufnahmen zeigen Bilder aus einem der größten deutschen Zuchtbetriebe, der ebenfalls Tiermärkte beliefert. Zu sehen sind Schlangen, die seit ihrer Geburt über viele Jahre in Plastikboxen gehalten werden. Gegenüber "Report Mainz" bezeichnete der Züchter die Haltung, bei der die Schlangen sich nicht mal ausstrecken können, als artgerecht. Für "nicht tragbar" hält hingegen Biologe Manfred Niekisch die dauerhafte Haltung in Plastikboxen: "Diese Tiere vegetieren über Jahre nur vor sich hin." Neben Prof. Manfred Niekisch fordert auch die baden-württembergische Tierschutzbeauftragte Cornelie Jäger strengere Kontrollen und Auflagen für Züchter und Händler, aber auch einen Sachkundenachweis für Käufer. Sie schlägt eine Änderung und Erweiterung der Tierschutz-Heimtierverordnung vor.

Die zuständigen Bundesministerien reagierten auf Anfrage von "Report Mainz" abwartend. Der für den Tierschutz zuständige Landwirtschaftsminister Christian Schmidt erklärte gegenüber dem ARD Magazin, die Gesetze würden ausreichen, er wolle die Probleme weiter wissenschaftlich untersuchen lassen. Zu den Importen verwies sein Ministerium auf das Umweltministerium, was sich wegen EU-Rechts skeptisch zu einem generellen Importstopp äußerte.

Die großen Tiermärkte Dehner, Fressnapf und Futterhaus haben gegenüber "Report Mainz" hingegen bereits Konsequenzen angekündigt. Alle drei wollen zukünftig auf Importe von außerhalb Europas und auf in der Natur gefangene Tiere verzichten. Dehner will das Sortiment auf Schildkröten beschränken. Futterhaus kündigte an, nur noch Tiere von eigens geprüften deutschen Züchtern anzubieten: "Auf Tiere, die nicht in Deutschland gezüchtet werden, werden wir zukünftig verzichten", sagte der Futterhaus-Reptilienexperte Dominik Niemeier.

Quelle: SWR - Das Erste (ots)

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