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Studie: Väter fürchten Folgen langer Elternzeit

Archivmeldung vom 28.02.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.02.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Symbolbild
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Bild: pixabay.com, blankita_ua

Viele Väter trauen sich nicht, lange in Elternzeit zu gehen. Obwohl sich Männer wie Frauen gleichermaßen eine möglichst lange Elternzeit wünschen, sind es in der Praxis in Deutschland weiterhin die Mütter, die den Großteil der Kinderbetreuung übernehmen.

Das tun sie, obwohl die Elternzeit nicht selten einen deutlichen Karriereknick mit sich bringt: Jede fünfte Mutter berichtet nach einer langen Elternzeit von negativen Auswirkungen auf den beruflichen Werdegang. Die Ursachen weshalb Väter in Elternzeit weiterhin eine Seltenheit sind, sind vielfältig: An erster Stelle stehen wirtschaftliche Gründe. Darüber hinaus werden aber auch gesellschaftliche Vorurteile und traditionelle Rollenbilder als ausschlaggebend angeführt. Einig sind sich Eltern darin, dass Deutschlands Unternehmen mehr tun müssen, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu gewähren. Noch nicht einmal jeder Zweite bewertet sein Unternehmen als familienfreundlich. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie*, für die LinkedIn, das weltweit größte Netzwerk für beruflichen Austausch, und das unabhängige Marktforschungsinstitut YouGov im Januar 2020 mehr als 1.000 Mütter und Väter in Deutschland befragt haben, deren Kinder höchstens 12 Jahre alt sind.

Warum sich Väter eine lange Elternzeit wünschen - sie aber nur selten nehmen

Das Ideal von Müttern wie von Vätern lautet: Je mehr Elternzeit, desto besser. In einer imaginären Welt, in der Geld und Karriere keine Rolle spielen, würden 74 Prozent möglichst lange in Elternzeit gehen (Männer: 69%, Frauen: 79 %). In der Realität geben allerdings 91 Prozent der befragten Mütter an, den Großteil der Elternzeit genommen zu haben. Im Schnitt beziehen Mütter durchschnittlich 11 Monate Elterngeld, 76 Prozent schöpfen die vollen zwölf Monate aus. Männer kommen im Mittel auf drei Monate. Woher kommt diese Ungleichverteilung?

Gründe für die Ungleichverteilung

  • Finanzielle Gründe, der Mann verdient mehr als die Mutter: Väter 53 %, Mütter 56 %
  • Frauen haben ein stärkeres Bedürfnis, bei ihrem Kind zu bleiben: Väter 41 %, Mütter 54 %
  • Es ist für die Betreuung des Kindes besser, wenn die Mutter zuhause bleibt: Väter 31 %, Mütter 32 %
  • Für Männer ist es schwieriger, dem Arbeitgeber gegenüber eine längere Elternzeit zu verargumentieren: Väter 30 %, Mütter 31 %

"Mütter und Väter sind sich erstaunlich einig über die Gründe, die zu einer ungleichen Verteilung der Elternzeit führen - auffällig ist, dass Frauen sich selbst ein noch stärkeres Bedürfnis zuschreiben, länger beim Kind zu bleiben. Es geht demensprechend also zum einen um die Fragen, wie wir eine gerechtere Bezahlung von Frauen sicherstellen und wie wir Männer darin ermutigen können, ihrem Wunsch nach einer längeren Elternzeit nachzugehen. Zum anderen müssen wir uns grundsätzliche Gedanken dazu machen, wie eine familienfreundliche Unternehmenskultur wirklich aussieht - so dass alle Modelle funktionieren, ganz gleich wer wie lange in Eltern- oder Teilzeit geht," sagt Barbara Wittmann, Country Managerin LinkedIn DACH. "Letztendlich ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht nur aus gesellschaftlichen Gründen wünschenswert, sondern für Unternehmen auch von wirtschaftlichem Vorteil: Unternehmen, die sich um eine familienfreundliche Kultur bemühen, können sich im immer stärker werdenden Kampf um Talente vorteilhaft positionieren."

Wie familienfreundlich sind Unternehmen in Deutschland wirklich?

Nicht einmal jeder zweite Befragte bewertet sein Unternehmen als familienfreundlich**. Nur knapp 43 Prozent (Väter 41 Prozent, Mütter 45 Prozent) denken, ihr aktueller Arbeitgeber misst Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie ausreichend Bedeutung bei. Während Maßnahmen wie flexible Arbeitszeitmodelle noch relativ häufig die nötige Aufmerksamkeit erhalten (65 Prozent), hat nur jeder Zweite hat die Möglichkeit im Home-Office zu arbeiten und nur 38 Prozent der befragten Eltern können sich über Kinderbetreuungszuschüsse freuen. Um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können, halten es 78 Prozent der befragten Eltern für notwendig, dass Arbeitgeber aktiver werden und weitere Maßnahmen ergreifen.

Inga Dransfeld-Haase, Präsidentin des Bundesverbandes der Personalmanager (BPM), sagt: "Wie die jüngste Studie von LinkedIn zeigt, klafft zwischen unserer Vorstellung von der Arbeitswelt und der Realität noch eine viel zu große Lücke. Es kann nicht sein, dass wir hochqualifizierte Menschen, nur weil sie ihre Arbeitszeit im Zuge der Familiengründung reduzieren, ins berufliche Aus katapultieren. Elternzeit oder Teilzeit dürfen nicht länger mit Karriereknick assoziiert werden. Wir brauchen keine starren zeitlichen Grenzen, die Menschen vorschreiben, wann und wie sie zu arbeiten haben. Im Gegenteil: wir brauchen vorbildlich gelebte und bedarfsgerechte Arbeitsmodelle, die Müttern und Vätern Mut machen, ihre Arbeit flexibel zu gestalten. Und den Personalern damit eine Grundlage geben, diese Modelle weiter zu institutionalisieren."

Was können Arbeitgeber und Arbeitnehmer tun? Tipps von Inga Dransfeld-Haase

Tipps für Arbeitnehmer:

  • Achten Sie gezielt darauf, ob der Arbeitgeber auch Positionen mit reduzierter Stundenanzahl ausschreibt, ja vielleicht sogar Tandem-Modelle anbietet.
  • Informieren sie sich konkret dazu, inwiefern sich das Unternehmen, bei dem Sie sich bewerben, auch extern als familienfreundlich positioniert und welche Angebote es Vätern und Müttern macht.
  • Falls Mitarbeiter des Unternehmens Teil ihres beruflichen Netzwerks sind, erkundigen Sie sich bei ihnen danach, inwiefern eine familienfreundliche Unternehmenskultur auch wirklich gelebt wird.

Tipps für Arbeitgeber:

  • Bevor Unternehmen die Familienfreundlichkeit zu ihrem Markenzeichen machen können, brauchen sie einen regelmäßigen Faktencheck, der ihnen Kennzahlen liefert, woran sie ablesen können, welche Maßnahmen von den Mitarbeitern in Anspruch genommen werden, und welche nicht. Dazu gehören auf jedem Fall die Anzahl von Mitarbeitern in Elternzeit sowie die durchschnittliche Dauer der Elternzeit von Müttern und Vätern, aber auch der Anteil der Männer in freiwilliger Teilzeit. Nur auf Basis einer solchen Mess-Systematik ist es möglich, die Angebote auf die interne Nachfrage abzustimmen und echte Fortschritte auf dem Weg zum familienfreundlichen Unternehmen zu erkennen.

* Methodik

LinkedIn hat das unabhängige Marktforschungsinstitut YouGov Deutschland GmbH mit der Durchführung der zitierten Umfrage beauftragt. Die Antworten wurden in einer Online-Befragung ermittelt, an der 1.011 Eltern mit Kindern von 12 Jahren oder jünger teilnahmen. Die Befragung lief vom 17. bis zum 22. Januar 2020.

** Wie sich das Kriterium "Familienfreundlichkeit" zusammensetzt LinkedIn fast in diesem Zusammenhang neun unterschiedliche Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familien zusammen, etwa Kinderbetreuungszuschüsse, Ferienbetreuung, Jobsharing-Angebote, Home-Office-Möglichkeiten oder flexible Arbeitszeitmodele, die im Zuge der Untersuchung abgefragt wurden.

Quelle: LinkedIn Corporation (ots)


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