Studie: Arbeitgeber werben selten mit Familienfreundlichkeit

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Arbeitgeber in Deutschland werben in ihren Stellenanzeigen nur selten mit Familienfreundlichkeit. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor.
Das Angebot, den Umfang oder die Einteilung der Arbeitszeit selbst zu
bestimmen, findet sich demnach in 37,8 Prozent der Stellenanzeigen.
Familienfreundliche Angebote tauchen aber nur in 16,4 Prozent der
Stellenanzeigen auf - und dies zumeist in Berufen mit hohem
Frauenanteil. Zwölf Prozent der Arbeitgeber bekannten sich zur
Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, lediglich 2,7 Prozent boten
Unterstützung bei der Kinderbetreuung.
Auch die flexible
Gestaltung der Arbeitszeit kommt häufig nicht vor: Nur 14 Prozent der
Stellenanzeigen lassen die Bewerber den Umfang ihrer Arbeitszeit selbst
wählen. 25 Prozent der Unternehmen bieten die Möglichkeit, die
Arbeitsstunden in der Woche flexibel und nach eigenen Bedarfen zu
verteilen.
Die Stellenanzeigen formulieren nicht nur Angebote,
sondern stellen auch Erwartungen an künftige Mitarbeiter. 18 Prozent der
Jobangebote verlangen, dass Bewerber in ihrem Arbeitsalltag ein hohes
Maß an "Flexibilität" an den Tag legen. Zwölf Prozent der Anzeigen
enthalten die Notwendigkeit, im Schichtdienst zu arbeiten. Knapp acht
Prozent der Jobanzeigen fordern die Bereitschaft zu Dienstreisen und 3,6
Prozent erwarten zeitliche Verfügbarkeit, zum Beispiel
Wochenendeinsätze oder Rufbereitschaft.
Große Unterschiede zeigen
sich zudem beim Vergleich von Berufen mit hohem Frauenanteil und
traditionellen Männerberufen. Besonders groß ist die Diskrepanz bei den
Angeboten zur Wahl des Arbeitsumfangs, also bei der Möglichkeit, über
die wöchentliche Arbeitszeit mitzuentscheiden. Dies wird in knapp einem
Viertel (24 Prozent) der Anzeigen für bisher typische "Frauen-Berufe"
wie Fachkräften für Altenpflege oder Experten in der Sozialarbeit
offeriert, dagegen nur in sieben Prozent der männerdominierten Berufe.
Auch Vereinbarkeit sowie Hinweise auf planbare und verlässliche
Arbeitszeiten werden in frauendominierten Berufen öfter genannt.
Gleichzeitig
machen die Erwartungen insbesondere in männerdominierten Berufen es
Bewerbern schwer, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren.
Stellenanzeigen für Berufe mit hohem Männeranteil weisen mit 18,6
Prozent gegenüber 13,9 Prozent in frauendominierten Berufen höhere
Anforderungen an die Arbeitszeit, zum Beispiel Schichtdienst oder
Rufbereitschaft, auf. Eine ähnliche Diskrepanz findet sich auch bei den
Mobilitätsanforderungen.
Grundlage der Zahlen ist eine
Vollerhebung von rund acht Millionen Stellenanzeigen des Jahres 2024 aus
dem Jobmonitor der Bertelsmann-Stiftung. Für Trendvergleiche wurden
zusätzlich Daten seit 2018 ausgewertet.
Quelle: dts Nachrichtenagentur