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Jeder Zweite in Deutschland lässt schwarz arbeiten

Archivmeldung vom 23.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Jeder Zweite in Deutschland (49 Prozent) hat schon mal Schwarzarbeit in Auftrag gegeben. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid für das Magazin Reader's Digest. Dabei kommt die illegale Beschäftigung keineswegs nur in Haushalten vor, die sparen müssen.

Die repräsentative Umfrage unter mehr als 1100 Teilnehmern, über die das Magazin in seiner Mai-Ausgabe berichtet, ergab vielmehr, dass die Befragten mit dem höchsten Einkommen offenbar besonders häufig Schwarzarbeiter beauftragen. So gaben 64 Prozent derer, die mehr als 2500 Euro im Monat zur Verfügung haben, zu, dass sie im vergangenen Jahr Arbeiten ohne Rechnung erledigen ließen. 21 Prozent bekannten sogar, dies sei im zurückliegenden Jahr nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals der Fall gewesen.

Obwohl - oder weil - die Schwarzarbeit stark verbreitet ist, haben viele Verbraucher kaum ein Unrechtsbewusstsein. Ein illegaler Verdienst neben einem regulären Job wird allenthalben für gut gehalten. Menschen, die staatliche Sozialleistungen heimlich aufbessern, erhielten in der Umfrage hingegen kein Verständnis. Nach Schätzungen von Experten fehlen dem Staat durch Schwarzarbeit über 100 Milliarden Euro hinterzogene Steuern und Sozialabgaben.

Die dänische Rockwool-Foundation geht davon aus, dass es etwa fünf Millionen deutsche Schwarzarbeiter gibt, die durchschnittlich siebeneinhalb Stunden in der Woche jobben und dafür einen Stundenlohn von 10,40 Euro erhalten. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) weist in diesem Zusammenhang immer wieder darauf hin, "dass Schwarzarbeit kein Kavaliersdelikt ist, sondern strafbare Wirtschaftskriminalität." Der Strafenkatalog reicht vom Bußgeld  bis zur mehrjährigen Freiheitsstrafe.

Vor allem im Bereich der Haushaltshilfen blüht die Schwarzarbeit nach wie vor. "Nach unseren Schätzungen sind weit mehr als 100.000 Frauen aus mittel- und osteuropäischen Staaten illegal in deutschen Pflegehaushalten tätig", sagte Jochen Rindfleisch-Jantzon vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste gegenüber dem Magazin Reader's Digest - und das, obwohl es mit der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (Bonn) längst eine Anlaufstelle gibt, mit deren Hilfe man legal Arbeitskräfte aus dem Ausland nach Deutschland holen kann.

Dennoch blüht der Markt der Schwarzarbeit in Deutschland - von der Putzfrau über kleine handwerkliche Aufgaben bis hin zum kompletten Hausumbau. Besonders häufig - nämlich mit rund 70 Prozent - kommt die illegale Beschäftigung in den nördlichen Bundesländern Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Niedersachsen vor. Hingegen bilden Sachsen und Thüringen die ehrenvollen Schlusslichter. Dort sind es nur 29 Prozent, die eine Arbeitsleistung ohne Rechnung einräumten.

Grundsätzlich gilt: Schwarzarbeit wird dort für gut gehalten, wo man sie selbst benötigt. Während jüngere Menschen die illegalen Beschäftigten vor allem nutzen, wenn es um die Betreuung oder Nachhilfe für Kinder geht, haben Menschen über 60 Jahren kein Problem damit, eine nicht angemeldete Hilfskraft für die Betreuung und Pflege kranker Familienmitglieder zu engagieren.

Quelle: Reader's Digest Deutschland


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