Kartellamt bestätigt "Raketen- und Federeffekt" bei Benzinpreisen
Der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, hat den sogenannten "Raketen- und Federeffekt" bei Benzinpreisen bestätigt. Demnach steigen die Preise an den Zapfsäulen schnell, wenn der Rohölpreis anzieht - sinkt der Preis jedoch, verzögert sich die Reaktion. "Wir haben in unserem Bericht festgestellt: Ja, wir können diesen Raketen-Feder-Effekt sehen", sagte er den Sendern RTL und ntv. Damit habe man vielleicht auch das Gefühl vieler Autofahrer bestätigt.
Die Ursache sieht er im Margenverhalten der Anbieter: "Wenn ein
Mineralölunternehmen mit steigenden Kosten zu tun hat, dann folgt es
natürlich sehr schnell, um die Marge zu schützen. Umgekehrt folgt man
zögerlich, um die Marge hochzuhalten". Daran könne man auch sehen, dass
"die Wettbewerbsintensität vielleicht an manchen Stellen nicht so
ausgeprägt ist", so Mundt.
Zugleich sagte der Kartellamtschef,
dass dies nicht automatisch auf illegale Absprachen hinweist: "Wir haben
in Jahren, fast Jahrzehnten, keine Anzeichen für Absprachen gefunden.
Der Markt ist extrem transparent - die Unternehmen wissen zu jedem
Zeitpunkt, wie hoch der Preis an jeder Tankstelle in Deutschland ist".
Signifikante Unterschiede zwischen freien Tankstellen und großen Ketten
konnte das Kartellamt dabei nicht feststellen.
Auch die
unterschiedlichen Preisbewegungen bei Diesel und E10 ließen sich nicht
eindeutig erklären. "Preisentwicklungen sind unglaublich schwer
nachzuvollziehen", sagte Mundt. Gründe könnten unter anderem die Lage
von Raffinerien oder Wetterbedingungen wie Niedrigwasser auf dem Rhein
sein. Eine intensivere Untersuchung der Märkte sei dennoch bereits
erfolgt: "Wir haben gerade eine sehr große Sektoruntersuchung gemacht
zum Mineralölgroßhandel", so Mundt. Auch Verfahren zur Markttransparenz
liefen weiterhin.
Verbraucher seien dem Marktgeschehen aber nicht
schutzlos ausgeliefert. "Es gibt die Apps, wo sie die Preise
nachschauen können. Das sollte man nutzen", riet Mundt. "Zwischen 17 und
20 Uhr ist es am preiswertesten, morgens zwischen sieben und acht am
teuersten. Hat man einmal eine Tankstelle als preiswert identifiziert,
dann bleibt sie es in der Regel auch". Abschließend appellierte er an
die Verbraucher: "Nutzen Sie die Instrumente, die wir Ihnen zur
Verfügung stellen. Indem Sie sich entsprechend verhalten, üben Sie auch
einen gewissen Wettbewerbsdruck auf die Unternehmen aus."
Quelle: dts Nachrichtenagentur