Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Nachrichten Vermischtes Vorwürfe gegen Auswärtiges Amt beim Unglück der Costa Concordia

Vorwürfe gegen Auswärtiges Amt beim Unglück der Costa Concordia

Archivmeldung vom 24.01.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Die auf Grund liegende Costa Concordia. Bild: Rvongher / wikipedia.org
Die auf Grund liegende Costa Concordia. Bild: Rvongher / wikipedia.org

Schiffbrüchige der Costa Concordia erheben Vorwürfe gegen die Deutsche Botschaft in Rom. Entgegen den offiziellen Beteuerungen hätten sie keinerlei Hilfe bekommen. Das berichtet das ARD-Politikmagazin "Report Mainz". Nach Recherchen des Magazins waren nur drei Mitarbeiter der Deutschen Botschaft am Ort der zentralen Sammelstelle in San Stefano, an der auch die rund 570 deutschen Schiffbrüchigen versorgt wurden. Außenminister Guido Westerwelle hingegen hatte bereits am Tag nach dem Unglück gesagt, den deutschen Schiffbrüchigen sei von Mitarbeitern der deutschen Botschaft vorbildlich rund um die Uhr geholfen worden.

Umfangreiche Recherchen von "Report Mainz" kommen dagegen zu einem ganz anderem Ergebnis: Viele deutsche Schiffbrüchige hatten keinerlei Kontakt zu Botschaftsmitarbeitern und haben so auch keine Hilfe erhalten. Dabei beziehen sich ihre Angaben auf unterschiedliche Sammelpunkte - den Fährhafen San Stefano gegenüber Giglio und auf die Sammelstelle in Savona am Terminal der Reederei Costa: Nirgendwo hätten sie einen deutschen Botschaftsmitarbeiter getroffen: "Es war wirklich so, dass von Botschaftsangehörigen oder Vertretern des Auswärtigen Amtes (AA) in keiner Phase, in keiner Phase auch nur ein Botschaftsangehöriger sichtbar war für die Schiffbrüchigen", sagte ein baden-württembergischer Unternehmer im Interview mit "Report Mainz". Auch ein Reserveoffizier der Bundeswehr hat selbiges beobachtet: "Ich habe leider voller Entsetzen feststellen müssen, dass kein Vertreter der deutschen Botschaft vor Ort war." Der in Katastrophenhilfe geschulte Bundeswehroffizier hatte vor Ort mit weiteren drei erwachsenen Verwandten ausdrücklich nach Botschaftsmitarbeitern gesucht, weil er eine Aussage zum Untergang machen wollte und "niemanden" gefunden habe. Dieselbe Erfahrung schildert der baden-württembergische Unternehmer und bezieht sich dabei auf 150 Mitreisende, die mit zwei Bussen nach Stuttgart transportiert wurden: "Aus unserer Sicht und aus der Sicht von den hundertfünfzig, die nach Stuttgart gefahren wurden, gab es null Hilfe, wirklich null." Beide haben dagegen sehr wohl beobachtet, dass andere Botschaften sich vor Ort tatsächlich zum Teil vorbildlich engagierten, unter anderem die Britische, Französische, Russische und Mazedonische sowie die Schweizerische Botschaft.

Ein Architekt aus dem Odenwald hat von den angeblichen Hilfsaktionen der Deutschen Botschaft in Rom erst nachträglich aus der Zeitung erfahren: "Nach dem auf dem Schiff weit über 500 deutsche Passagiere waren, finde ich es schon irgendwie eine Zumutung, dass die Botschaft sagt: 'Wir haben alles für die getan.' Und keiner hat sie gesehen." Besonders empört die Schiffbrüchigen die Einschätzung des Außenministers über die Arbeit der Botschaft in Rom: "Es packt mich schon die Wut, wenn ich das höre, weil ich definitiv weiß: Da war niemand. Wir waren da lange genug da, wir hätten da irgendetwas mitbekommen, aber da war einfach niemand!", sagte ein Unternehmer aus der Nähe von Freiburg im Breisgau im Interview mit "Report Mainz".

Das Auswärtige Amt betont dagegen in einer aktuellen Stellungnahme gegenüber dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz", dass Mitarbeiter der Botschaft in Rom "unverzüglich nach Bekanntwerden des Unglücks zum Unglücksort gefahren" seien, "um betroffene Deutsche vor Ort bei der Erstversorgung und Rückreise nach Deutschland zu unterstützten". In diesem Sinn hat sich nach dem Schiffsuntergang auch mehrfach Bundesaußenminister Guido Westerwelle geäußert. U. a. hatte er am 14.01.2012, einen Tag nach dem Unglück, gesagt, dass die Botschaftsangehörigen "seit den frühen Morgenstunden dabei" seien, "die deutschen Passagiere insgesamt zu betreuen." Drei Tage später hatte Westerwelle die Arbeit der Botschaft erneut gewürdigt und anerkannt: Die Mitarbeiter seien "wirklich rund um die Uhr vorbildlich" engagiert und hätten "alles Notwendige veranlasst".

Aus einer ausführlichen Stellungnahme des Auswärtigen Amtes für "Report Mainz" geht hervor, dass die Botschaft Rom mit 19 Mitarbeitern im Einsatz war. Die Mehrzahl von ihnen (12) war nicht am Unglücksort und nachfolgenden Sammelstellen tätig, sondern in der Botschaft in Rom und am Flughafen. Knapp 120 der 570 Reisenden wurden über Rom ausgeflogen. Ferner geht aus der Stellungnahme des AA hervor, dass die drei am Unglücksort eingesetzten Botschaftsmitarbeiter offenbar kaum Kontakt zu den Schiffbrüchigen hatten, als diese nach der Unglücksnacht mit Fähren von Giglio nach San Stefano gebracht wurden. Die vor Ort eingesetzten Mitarbeiter hatten vorrangig Gespräche mit den regionalen Behörden.

Quelle: SWR - Das Erste (ots)

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte uneben in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige