Lehrerverband: Sicherheitsforderungen gehen an Schulrealität vorbei
Nach dem Amoklauf an einer Schule in Graz erteilt Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Forderungen nach mehr Sicherheitskontrollen an deutschen Schulen eine klare Absage. "Forderungen nach Türkontrollen und Sicherheitspersonal gehen an der Schulrealität in Deutschland vorbei", sagte er dem "Focus".
Der Leiter eines bayerischen Gymnasiums erklärte, dass solche Taten
lange geplant und die Täter zu anderen Methoden greifen würden. "Es gibt
ja auch den Raum außerhalb des Schulgebäudes", sagte er.
Düll
mahnt, mehr in die Betreuung von Schülern zu investieren, die drohen zu
versagen: "Ein gutes Monitoring von Schülern durch Lehrer sowie
Sozialpädagogen, Jugendarbeiter und Schulpsychologen, die rechtzeitig
eingreifen können, wenn Schüler drohen abzudriften, ist der beste Schutz
vor möglichen Amokläufen".
Ein Amoklauf sei eine Situation, auf
die sich kein Lehrer vorbereiten könne. Die Notfallpläne sehen vor, dass
die Lehrer Türen verschließen und sich mit den Schülern in den Klassen
verbarrikadieren. Das stelle Lehrer vor große moralische
Herausforderungen, wenn sich andere Kinder außerhalb des Raumes
befänden. "Stellen Sie sich eine Klasse vor, die sagt: 'Lass den Max
rein' und der Lehrer antwortet: 'Nein, Max, bleibt draußen'. Das ist
wirklich brutal", so der Gymnasiallehrer.
Düll ist Vater einer
Tochter, die selbst schon einen Amokalarm erlebt hat. Er entpuppte sich
als Fehlalarm, aber "Lehrer und Kinder waren Stunden eingesperrt, die
Lehrerin hat die Verdunklung runtergefahren. Das ist Hölle. Als dann die
Polizei durchgegangen ist und an die Türen geklopft hat, um jeden Raum
einzeln freizugeben, ist ihnen das Herz stehengeblieben", erzählte er.
Quelle: dts Nachrichtenagentur