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CSU-Sonderparteitag: Jubel für Beckstein, Buh-Rufe für Stoiber

Archivmeldung vom 25.10.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.10.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt - so ist die Stimmungslage beim CSU-Sonderparteitag. Die Spitze der Partei wird ausgetauscht, Horst Seehofer als strahlender Retter inthronisiert. Vorgänger Beckstein bringt die Euphorie in die Sitzung - Stoiber kitzelt den Zorn hervor.

Vielleicht sagen die ersten Minuten dieses denkwürdigen CSU-Sonderparteitags schon alles über die aktuelle Seelenlage der Partei. Über die Gräben, die sich auftun seit dem Wahl-Fiasko vor vier Wochen und seit dem Rückzug von Günther Beckstein und Erwin Huber, die vor gerade mal einem Jahr als Hoffnungsträger gefeiert worden waren. Nun soll die CSU-Basis schon wieder den nächsten Retter inthronisieren - am Ende von vier spektakulären Wochen, nach denen im politischen Bayern fast nichts mehr so ist wie es zuvor lange Jahre war: Horst Seehofer.

Da sitzen sie nun also, die Delegierten, und CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer, die mit Huber ihren Stuhl räumt, eröffnet den Parteitag mit der Begrüßung der Parteispitze. Als erster kommt der scheidende Parteichef Huber an die Reihe. Er bekommt höflichen Applaus - wie nachher auch Seehofer, den die Parteitagsregie zwischen Huber und Beckstein platziert hat. Beckstein aber, der nach massivem Druck vor allem der Oberbayern-CSU seinen Rückzug als Regierungschef angekündigt hatte, wird minutenlang mit rhythmischem Klatschen und Bravo-Rufen gefeiert. Mehrmals muss er sich von seinem Platz erheben, er winkt in die Menge - und der 64-Jährige kämpft mit den Tränen.

Stoiber zeigt sich unbeeindruckt und wird ausgebuht


Zwei Plätze weiter sitzt derjenige, den viele in der CSU für einen der Strippenzieher beim Sturz Becksteins halten - und liest Zeitung, den Sportteil. Edmund Stoiber, heute CSU-Ehrenvorsitzender, verzieht bei der Begrüßung seiner beiden Nachfolger und seines Nach- Nachfolgers keine Miene. Erst beim Aufruf seines Namens zuckt ein kurzes Lächeln über Stoibers Gesicht. Buh-Rufe schallen durch die Halle.

Vor Seehofer liegt, das zeigen diese ersten Parteitags-Minuten und das sagt auch er selbst vor Beginn, eine Mammutaufgabe. Seehofer, den die CSU schon fast wie einen Heiland feiert, soll die Partei aus ihrer schwersten Krise seit Jahrzehnten führen, soll ihr - nach dem Verlust der jahrzehntelangen absoluten Mehrheit im Landtag - ihren alten Stolz zurückbringen. Vor ihm liege wohl das schwierigste Jahr, das er in seiner Laufbahn zu bewältigen habe, sagt Seehofer, der - ganz anders als einst Stoiber - schon deutlich vor Beginn des Parteitags in die Halle gekommen ist und mit Journalisten plaudert.

Seehofer, der Retter

Seehofer soll die Partei aber nicht nur erfolgreich in das Bundestags- und Europawahljahr führen, sondern er muss auch das Kunststück vollbringen, die zerstrittene Partei zu einen. Und zugleich muss er die erste Koalitionsregierung in Bayern seit fast fünf Jahrzehnten führen. Erst am Vorabend - also in letzter Minute - hatten CSU und FDP nach nicht einmal zweiwöchigen Verhandlungen ihr neues Bündnis besiegelt. Und das trotz der Milliarden-Krise um die BayernLB, die Seehofer noch vor seinem Amtsantritt die erste schwere Niederlage beschert hatte: Er setzte sich erfolglos für einen Rausschmiss auch des Bank-Vorstands ein.

Dennoch: Seehofer, das ist breite Meinung in der Partei, ist der einzige, der die Kohlen für die CSU wieder aus dem Feuer holen kann. "Wenn, dann Horst Seehofer. Sonst ist niemand da, der die CSU aus dieser Krise herausführen könnte", sagt etwa Elke Grabler, Delegierte aus Passau. Johann Schorr aus dem Landkreis Forchheim fügt warnend hinzu, Seehofer werde es angesichts der vielen Probleme in- und außerhalb der CSU auch "ein wenig schwierig" haben.

Beckstein und Huber treten ab. In ihren Abschiedsreden danken sie sich gegenseitig und räumen ein, Fehler gemacht zu haben. Er habe die an ihn gerichteten Erwartungen "nicht voll erfüllen" können, sagt Huber. Zugleich richtet er die Bitte an die Partei, "im Miteinander die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen".

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