Verwaltungsexperte kritisiert Abbauquoten von Schwarz-Rot

Bild: Eigenes Werk /SB
Der Verwaltungsexperte Jörg Bogumil übt scharfe Kritik an Plänen der neuen Bundesregierung, einen bestimmten Prozentsatz von Stellen im öffentlichen Dienst abzubauen. "Diese Punkte sind bis auf den Abbau der Zahl der Beauftragten blödsinnig, populistische Nullnummern", sagte der Verwaltungswissenschaftler an der Uni Bochum dem "Spiegel". "Unser Problem ist ja nicht, dass wir zu viele Leute im öffentlichen Dienst haben."
Im Koalitionsvertrag bekennen sich Union und SPD zum Bürokratieabbau und
kündigen unter anderem an, den Personalbestand in der Ministerial- und
Bundestagsverwaltung sowie nachgeordneten Behörden bis 2029 um
mindestens acht Prozent zu reduzieren. Bereits in der ersten
Kabinettssitzung wurde zudem beschlossen, die Zahl der Beauftragten des
Bundes um rund die Hälfte zu reduzieren.
Bogumil sieht vor allem
drei Probleme mit der deutschen Bürokratie: "Es gibt zu viele Regeln,
sie sind zu kompliziert, und wir sind zu unflexibel in der Anwendung."
Wenig hilfreich sei, dass die deutsche Verwaltung von Juristen dominiert
wird. Die setzten bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter vor allem
darauf, dass diese rechtssicher sind. "Lösungsorientiertes Handeln als
Einstellungskriterium, das wäre doch mal was", so Bogumil.
Mit
dem neu geschaffenen Ministerium für Digitales und Staatsmodernisierung
unter Karsten Wildberger gibt es künftig ein eigenes Ressort für
Bürokratieabbau. Bogumil bewertet es als gutes Zeichen, dass Wildbergers
Haus zahlreiche Kompetenzen aus anderen Ministerien übertragen bekam.
Das reiche aber nicht für einen Erfolg des Polit-Neulings und bisherigen
Managers. "Ohne ausreichende Unterstützung vom Kanzleramt wird er sich
nicht durchsetzen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur