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Antisemitismusbeauftragter beklagt "Klima der Verrohung" in Deutschland und fordert Zivilcourage

Archivmeldung vom 19.05.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.05.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Felix Klein (2018)
Felix Klein (2018)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Der neue Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, fordert ein entschlossenes Eingreifen der Deutschen bei judenfeindlichen Vorfällen. "Unsere Gesellschaft ist jetzt in der Pflicht", sagte er dem "Tagesspiegel am Sonntag". Es müsse selbstverständlich sein, dazwischen zu gehen, wenn Juden angegriffen werden. "Wir brauchen eine Kultur der Zivilcourage und müssen die Leute aus ihrer Gleichgültigkeit herausholen", sagte Klein. "Ein Angriff auf Juden und jüdische Kultur ist auch ein Angriff auf unsere Kultur und unsere Identität."

Zugleich beklagte der Regierungsbeauftragte ein "Klima der Verrohung" in Deutschland. Immer mehr Menschen trauten sich, antisemitische Positionen im Internet und auf der Straße zu äußern. Das sei früher undenkbar gewesen. "Die Hemmschwelle ist gesunken."

Klein kritisierte zudem Fehler in der Integrationspolitik. "Die Versäumnisse bei der Integration von Muslimen in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten rächen sich jetzt." Klein weiter: "Wir haben uns nicht darum gekümmert, was da für ein Israel-Bild entstanden ist." Außerdem habe es zu wenig Angebote für Muslime gegeben, sich mit der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen. Dabei sei dies Teil der Integration. "Die Muslime müssen wissen: Wer sich in diesem Land antisemitisch äußert, stellt sich gegen die Gesellschaft."

Der Antisemitismusbeauftragte forderte, die Islamkonferenz rasch einzuberufen und mit den beteiligten muslimischen Verbänden nicht nur über Integration zu reden, sondern auch über Judenhass. Das sei in der Vergangenheit "nicht mit dem nötigen Nachdruck" geschehen.

Quelle: Der Tagesspiegel (ots)

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