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Malu Dreyer will an kostenlosen Kita-Plätzen festhalten

Archivmeldung vom 21.01.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.01.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Malu Dreyer (2012)
Malu Dreyer (2012)

Foto: Beat von Stein 3
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die neue rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) will trotz Schuldenbremse an kostenlosen Kitaplätzen in ihrem Bundesland festhalten. Dreyer sagte "Bild am Sonntag": "Bildung darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Die Bildungskette von der Kita bis zum Studium muss gebührenfrei bleiben."

Dies sei für ihre Regierung klar. Die Rückführung der Neuverschuldung stellte Dreyer aber nicht infrage: "Die Schuldenbremse steht in der Verfassung und wird eingehalten." Dreyer hat von ihrem Amtsvorgänger Kurt Beck einen Schuldenstand in Höhe von 33 Milliarden Euro übernommen.

Kita-Ausbau lockt schlecht ausgebildete Quereinsteiger an

Fachleute und Sozialpolitiker beobachten mit Sorge, dass bei der Betreuung kleiner Kinder zunehmend Personal mit mäßiger Qualifikation zum Einsatz kommen. "In den ersten Lebensjahren passiert in der Entwicklung eines Menschen mehr als irgendwann sonst", sagte der renommierte Direktor des Deutschen Jugendinstituts (DJI), Thomas Rauschenbach, der "Welt am Sonntag". "Je besser ein Erzieher ausgebildet ist, desto stärker profitieren die Kinder, die er betreut."

Kritik kommt auch aus der Politik. "Es ist der falsche Weg, die Lücken jetzt durch Nicht-Fachkräfte zu stopfen oder durch Leute, die einen Schnellkurs durchlaufen haben", sagte Manuela Schwesig, stellvertretende Vorsitzende der SPD und Sozialministerin Mecklenburg-Vorpommerns, der Zeitung. Schwesig forderte, in Deutschland müsse jetzt mehr in das Betreuungspersonal investiert werden - und zwar auch in dessen Bezahlung: "Dafür bräuchten wir die 1,2 Milliarden Euro, die für das unsinnige Betreuungsgeld vorgesehen sind. Auf diese Weise kämen auch mehr Männer in den Beruf."

Bayerns Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) sieht die kommunalen Spitzenverbände und kirchlichen Träger in der Pflicht, die Löhne von Erzieherinnen in Kitas und Kindergärten spürbar anzuheben: "Unsere Gesellschaft muss lernen, dass es Leistungen wie Pflege und Kinderbetreuung, die die Hausfrau früher kostenlos erledigt hat, nicht zum Nulltarif gibt." Die Tarifpartner müssten ihre Verantwortung für eine "zukunftstaugliche Bezahlung" endlich ernst nehmen, sagte Haderthauer der "Welt am Sonntag".

Internet-Vergleichsportalen zufolge verdient eine Gruppenleiterin in Kindertageseinrichtungen derzeit im Durchschnitt gerade einmal 1800 Euro brutto im Monat. Hintergrund ist die Verpflichtung zu einem raschen Ausbau des Betreuungsangebots - bei gleichzeitigem Fachkräftemangel. Zum 1. August bekommen ein- bis dreijährige Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Doch Städte und Gemeinden sind noch immer unzureichend vorbereitet. Zwischen März 2011 und März 2012 stieg der Anteil der in Tageseinrichtungen oder Tagespflege untergebrachten Kinder im Alter von eins bis drei nur um 2,4 Prozentpunkte - auf insgesamt 27,6 Prozent. Dies geht aus einer Analyse hervor, die die Technische Universität Dortmund diese Woche veröffentlicht hat. Der Bedarf dagegen liegt, einer Umfrage unter Eltern aus dem Jahr 2011 zufolge, bei 39,4 Prozent.

Eine Umfrage der "Welt am Sonntag" unter den Kultusministerien der Länder hat ergeben: Die Bundesländer haben die Zahl der Ausbildungsplätze für Erzieher seit 2007 um rund 35 Prozent gesteigert. Doch selbst das reicht noch nicht, um die Nachfrage zu decken. Deshalb werden die Kleinsten nun zunehmend einem Personal anvertraut, das fachfremd oder nur mäßig ausgebildet ist. In Baden-Württemberg beispielsweise dürfen künftig auch Hebammen oder Kinderkrankenpfleger in Kitas arbeiten. Und in Brandenburg, Hamburg oder Niedersachsen werden, in einer abgespeckten Version der herkömmlichen Erzieherausbildung, viele Arbeitskräfte zu sogenannten sozialpädagogischen Assistenten oder Kinderpflegern geschult.

Nach Informationen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden arbeiteten im Frühjahr vergangenen Jahres mehr als 9300 Menschen ohne jedwede abgeschlossene Berufsausbildung in deutschen Kindertageseinrichtungen. Hinzu kommen noch gut 43.400 Tagesmütter und -väter, die in Wochenend- und Abendkursen eine Schnellausbildung zum Kinderbetreuer erhalten haben. Demgegenüber finden sich in Kindertageseinrichtungen bundesweit lediglich rund 1000 Beschäftigte, die ein Hochschulstudium der Studienrichtung Kindheitspädagogik absolviert haben.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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