SZ: Deutschland lehnt EU-Frauenquote ab
Archivmeldung vom 15.09.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Bundesregierung will die Einführung einer Frauenquote für Unternehmensführungen durch die Europäische Union verhindern. In einem gemeinsamen Brief von Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und Familienministerin Kristina Schröder (CDU), der der "Süddeutschen Zeitung" vorliegt, heißt es: "Eine rechtlich bindende Vorgabe der Europäischen Union für eine Quote sehen wir (...) nicht als den richtigen Weg an." Die Quote werde "weder den unterschiedlichen Ausgangsbedingungen in den EU-Mitgliedstaaten noch den branchenspezifischen Bedürfnissen der Unternehmen gerecht".
Der Brief ist an den britischen Wirtschaftsminister Vince Cable adressiert. Großbritannien bemüht sich unter Federführung von Cable seit längerem, die von der EU-Justizkommissarin Viviane Reding geplante Frauenquote zu verhindern. In ihrem Brief an den Briten schreiben die beiden deutschen Ministerinnen: "Wir begrüßen und unterstützen (...) ausdrücklich die Initiative Großbritanniens", gegenüber der Europäischen Kommission noch einmal die Gründe für die Ablehnung der Quote darzulegen.
Bereits am 4. September hatten sich in Brüssel Vertreter von Staaten getroffen, die eine EU-Frauenquote kritisch sehen. Dabei sprachen sich neben Großbritannien auch Bulgarien, Tschechien, Dänemark, Ungarn, Litauen, Malta, die Niederlande, Schweden und Slowenien gegen Redings Quoten-Vorschlag aus. Der deutsche Vertreter hatte sich bei dem Treffen noch der Stimme enthalten. Mit dem Brief der beiden Ministerinnen hat sich nun auch Deutschland offen auf die Seite der Quoten-Gegner gestellt.
Redings Entwurf sieht vor, dass börsennotierte Unternehmen bis 2020 mindestens zwei von fünf Aufsichtsratsposten mit dem "jeweils unterrepräsentierten Geschlecht", in der Regel also Frauen, besetzen sollen. Firmen mit staatlicher Beteiligung sollen die Quote bereits 2018 einführen. Betriebe, die die Auflagen nicht einhalten, werden bestraft. Die Vorschrift soll nur für Unternehmen gelten, die mehr als 250 Mitarbeiter beschäftigen und über 50 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften. Deutschland und die zehn Staaten, die sich bereits Anfang September gegen eine EU-Quote gestellt haben, verfügen in Brüssel zusammen über eine Sperrminorität -Reding wird ihre Quote damit voraussichtlich nicht durchsetzen können.
Starköchin Sarah Wiener will Frauenquote - aber nicht in der Küche
Die aus dem Fernsehen bekannte Köchin Sarah Wiener plädiert für eine Frauenquote, allerdings nicht in der Spitzenküche: "Ich weiß nicht, ob man da gerade beim Profikochen ansetzen sollte", sagte sie im Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" (Samstag). Das sei nun mal ein knallharter Knochenjob, "und um das auszuhalten, braucht man eine Art Bauarbeitermentalität". Die wenigen, die sich das antun wollten, fänden hoffentlich ihren Weg, da brauche es keine Quotenregelung. Für große Teile der Wirtschaft hält Wiener eine Quote aber für unumgänglich. "Ohne Druck ändert sich gar nichts, wie die Geschichte zeigt."
Die 50-jährige Betreiberin von fünf Restaurants, in denen vor allem regionale Küche angeboten wird, hält den vielzitierten Bio-Boom für überbewertet: "Meine Erkenntnis ist, dass selbst die, die auf Bioprodukte schwören, in der Regel das Wichtigste nicht verstanden haben "das wir uns beschränken müssen." Zum einen seien die Ressourcen der Erde endlich, zum anderen tue "das ewige Mehr, Mehr, Mehr" den Menschen nicht gut: "Der ewige Konsum hat uns doch nicht glücklicher, reifer oder gesünder gemacht - sondern überfressen, gestresst, unglücklich und krank."
Zu den neuen Studien, denen zufolge Biokost nicht gesünder sein soll als konventionelle Lebensmittel, sagte sie: "Es ist immer die Frage, wie und was man misst." Der Elektrochemie zufolge seien ökologisch angebaute Lebensmittel "deutlich mehr in der Lage, freie Radikale zu neutralisieren, die verantwortlich für zahlreiche Krankheiten sind".
Wiener, die in ihrer Jugend lange als Hippie durch die Lande gezogen war und später eine Zeitlang alleinerziehende Sozialhilfeempfängerin war, räumte ein, dass in finanziell schwierigen Zeiten Überlegungen zur Qualität von Nahrung in den Hintergrund traten: "Damals habe ich eher darüber nachgedacht, wo ich das nächste Baguette klauen oder abends ein Bett finden kann." Ganz egal wäre ihr die Qualitätsfrage aber nicht gewesen: "Wenn ich geklaut habe, dann sicher keine Fertigprodukte! ." Sie s ei schon immer wild auf frisches Obst und Gemüse gewesen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur