Klingbeil will mehr Wochenend- und Nachtarbeit für Infrastruktur
Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) will, dass zur Beschleunigung von Infrastrukturprojekten auch mehr nachts und an Wochenenden gearbeitet wird. "Ich möchte als Finanzminister dazu beitragen, dass es ein Aufschwung für das ganze Land wird, notfalls auch mit unorthodoxen Methoden", sagte Klingbeil der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS).
"Beim Neubau der maroden Autobahnbrücke am Berliner Funkturm wird rund
um die Uhr gearbeitet. Außerdem gibt es Entschädigungen für Anwohner,
die betroffen sind."
Der Minister bereitet gerade den Haushalt
für 2025 und das Gesetz über das geplante Investitions-Sondervermögen in
Höhe von einer halben Billion Euro vor. Beides soll schon in der
Kabinettssitzung am 24. Juni beschlossen werden. Bereits für das
laufende Jahr sollen die Investitionsmittel gegenüber dem Vorjahr um
fast die Hälfte steigen.
Den Einwand, dass Sonntagsarbeit nicht
zu den traditionellen Forderungen der Sozialdemokratie zähle, wischte
Klingbeil in dem Gespräch beiseite. "In der Sozialdemokratie, die ich
vertrete, haben die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die
Sicherheit von Arbeitsplätzen schon immer eine große Rolle gespielt",
sagte der Minister, der zugleich SPD-Parteivorsitzender ist. "Ich habe
in der letzten Legislaturperiode früh gesagt, wir müssen das Thema
Wirtschaft nach vorne schieben. Dann wäre vielleicht einiges anders
gelaufen. Leider war das nicht überall Konsens."
Kritik an den
Vorgängern übte Klingbeil auch in Bezug auf die Haltung im
Finanzministerium. "Anders als manch ein Vorgänger freue ich mich nicht,
wenn ich das Geld behalten kann - und im Land nichts vorangeht."
Deshalb kündigte der Minister regelmäßige Investitionsberichte an. Dabei
solle es vorrangig um die Frage gehen, was getan werden könne, "damit
noch mehr Mittel sinnvoll abfließen können".
Generell sprach sich
Klingbeil dafür aus, auf ein allzu engmaschiges Überprüfen der
Mittelkontrolle zu verzichten: "Wir machen weniger Kontrollen und fahren
dafür die Haftung hoch für Leute, die bei Regelverstößen erwischt
werden." Sein Anspruch sei, "dass die Bagger schnell rollen". Der
Minister zeigte sich zuversichtlich, dass trotz der fortgeschrittenen
Jahreszeit auch für dieses Jahr noch viel Geld sinnvoll ausgegeben
werden könne.
Zugleich forderte Klingbeil den Innenminister dazu
auf, sich mehr ums Ermöglichen von Einwanderung zu kümmern. "Irgendwann
wird Alexander Dobrindt von den Grenzkontrollen auch dahin kommen, wie
wir Fachleute ins Land bekommen", sagte er. Dafür gebe es Verabredungen
im Koalitionsvertrag.
Quelle: dts Nachrichtenagentur