Grüne und Linke: Rufe nach sofortiger Rückholaktion für abgeschobene Jesiden
Nachdem eine sechsköpfige jesidische Familie aus Brandenburg in den Irak abgeschoben wurde, obwohl das Potsdamer Verwaltungsgericht deren Ausreisepflicht aufgehoben hatte, fordern Grüne und Linke eine sofortige Rückholaktion von der Bundesregierung.
"Deutschlands Abschiebewahn muss gestoppt werden", sagte die
stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken, Clara Bünger, dem
"Tagesspiegel". Opfer eines anerkannten Völkermords müssten in
Deutschland Schutz finden. "Die jesidische Familie muss umgehend nach
Deutschland zurückgeholt werden. Notwendig ist ein bundesweiter
Abschiebestopp für alle Jesiden und eine Bleiberechtsregelung, die ihren
Schutz garantiert", forderte Bünger.
Ähnlich äußerte sich der
innenpolitische Sprecher der Grünen, Marcel Emmerich: "Diese Abschiebung
ist der Tiefpunkt eines Ministers und Behördenchefs, die vor Völkermord
geflohene Jesiden, Frauen und Kinder mitten in der Nacht in den Irak
abschieben", sagte er dem "Tagesspiegel" und kritisierte
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sowie den Präsidenten des
Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Hans-Eckhard Sommer. Sie
hätten ihren menschenrechtlichen Kompass verloren. "Bamf-Chef Sommer
muss umgehend aufklären, wer für diese menschenverachtende Abschiebung
verantwortlich ist. Er muss persönlich dafür gerade stehen und dafür
sorgen, dass die Familie zurückgeholt wird."
Auch Michael
Kellner, Bundestagsabgeordneter der Grünen aus dem Uckermärker
Wahlkreis, wo die jesidische Familie seit 2022 gelebt hatte, kritisierte
die Abschiebung als "eklatanten Verstoß gegen humanitäre Grundsätze".
Kellner sagte der Zeitung: "Bundes- und Landesregierung müssen umgehend
alle Hebel in Bewegung setzen, um die Familie zurückzuholen und ihr das
gerichtlich zugesprochene Bleiberecht zu gewähren."
Quelle: dts Nachrichtenagentur