Führerscheinentzug für Unterhaltssäumige bleibt umstritten
Angesichts steigender Kosten für den Unterhaltsvorschuss erwägt die Bundesregierung strengere Maßnahmen gegen zahlungsunwillige Eltern, doch geplante Sanktionen wie der Führerscheinentzug stoßen auf Kritik.
Das zuständige Sozialministerium in Baden-Württemberg sagte gegenüber
den Zeitungen der Mediengruppe Bayern: "Ob hierzu im Ergebnis ein
Führerscheinentzug beiträgt, ist gut abzuwägen, weil dieser nicht selten
für die Erwerbstätigkeit erforderlich ist".
Erst in zweiter
Linie sei zu prüfen, welche weiteren Sanktionsmechanismen notwendig
seien, um diejenigen Unterhaltsverpflichteten zur Wahrnehmung ihrer
Pflichten zu bewegen, die sich dieser bewusst entziehen. In erster Linie
trage eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation dazu bei, "dass
Menschen in der Lage sind, ihren Verpflichtungen nachkommen zu können".
Davon hänge die Höhe der sogenannten Rückgriffquote ab, also das Geld,
das der Staat von Unterhaltspflichtigen wieder einholt.
In
Baden-Württemberg lag die Quote im Jahr 2024 bei 21 Prozent, in Bayern
bei über 20 Prozent, wie die zuständigen Ministerien der Länder der
Mediengruppe Bayern mitteilten. Deutschlandweit stiegen die Kosten im
Jahr 2024 für Bund und Länder für den sogenannten Unterhaltsvorschuss
auf 3,2 Milliarden Euro. Das waren 551 Millionen Euro mehr als im
Vorjahr. Nur 17 Prozent holte sich der Staat durchschnittlich zurück.
Grünen-Familienpolitikerin
Anja Reinalter sagte der Mediengruppe Bayern: "Schärfere Sanktionen
gegen säumige Unterhaltspflichtige sind richtig, müssen aber immer im
Zusammenhang stehen. Gleichzeitig brauchen Alleinerziehende gezielte
Unterstützung, etwa durch Steuergutschriften oder eine bessere
Anrechnung des Kindergelds auf den Unterhaltsvorschuss."
Die
Linken-Bundestagsabgeordnete Nicole Gohlke setzt auf "mehr Unterstützung
Alleinerziehender bei der Durchsetzung von Unterhaltsansprüchen". Die
härteren Strafen seien "aus linker Sicht problematisch", sagte sie. "Es
ist höchst fraglich, ob die Einführung härterer Sanktionen bei
Unterhaltsrückständen tatsächlich zu einer Verbesserung der
Zahlungsmoral führen wird."
Quelle: dts Nachrichtenagentur