DGB und Paus kritisieren Arbeitsministerin
Nachdem Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) dafür plädiert hatte, Frauen in Teilzeit mehr Arbeitsstunden zu ermöglichen, kritisiert die Sprecherin der Grünen für Arbeit und Soziales, Lisa Paus, der Koalitionsvertrag passe nicht zum Ziel der Arbeitsministerin. Die ehemalige Familienministerin sagte dem "Tagesspiegel": "Das Ziel der Ministerin ist richtig: Wenn Frauen endlich so erwerbstätig sein könnten, wie sie es wollen, entspräche das rechnerisch 840.000 zusätzlichen Vollzeitstellen."
Paus schränkte jedoch ein: "Anders als Herr Merz behauptet, mangelt es
nicht am Arbeitswillen - vor allem Frauen wollen mehr arbeiten. Was sie
brauchen, sind verlässliche und gute Kinderbetreuung und Arbeitgeber,
die das bei den Arbeitsbedingungen mitdenken."
"Nur passt der
Koalitionsvertrag nicht zum ausgegebenen Ziel der Ministerin: Die
geplante Steuerbefreiung von Überstunden setzt völlig falsche Anreize."
Das zementiere die traditionelle Arbeitsteilung - "der Mann arbeitet
Vollzeit, die Frau hält den Laden zuhause am Laufen - statt sie endlich
zu überwinden. Das ist weder zeitgemäß noch wirtschaftlich vernünftig."
Die
DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi forderte ebenfalls eine bessere
Aufteilung unbezahlter Sorgearbeit zwischen den Partnern. Fahimi sagte
dem "Tagesspiegel": "Der Vorstoß der Arbeitsministerin geht in die
richtige Richtung." In der Debatte dürfe aber nicht der Eindruck
entstehen, man müsse Frauen zur Arbeit motivieren. "Denn sie leisten
gleichzeitig einen deutlich höheren Anteil an unbezahlter Sorgearbeit.
Letztlich bleibt es dabei, dass die Gestaltung der Arbeitszeit eine hoch
individuelle Entscheidung ist und es mehr Anreize für eine bessere
Aufteilung zwischen den Geschlechtern braucht."
Die
DGB-Vorsitzende weiter: "Für die Regelung der Arbeitszeit finden die
Sozialpartner in den Betrieben schon heute viele gute Lösungen - deshalb
sagen wir 'Hände weg' von der Deregulierung des Arbeitszeitgesetzes."
Fahimi forderte stattdessen eine bessere Versorgung mit Kita- und
Pflegeangeboten. "Auch dies ist entscheidend dafür, dass mehr Frauen
erwerbstätig sein können." Das sei auch ein wichtiger Schritt gegen den
Fachkräftemangel.
Fahimi forderte konkrete Anreize, sodass die
unbezahlte Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern besser aufgeteilt
werde, "indem es zum Beispiel beim Elterngeld mehr Vätermonate und zehn
Tage frei nach der Geburt eines Kindes gibt. Auch steuerliche Anreize
können dies fördern."
Quelle: dts Nachrichtenagentur